Citroën C5:Wunschkonzert

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Wenn Mainstream auf Eigensinn trifft: Mit dem C5 hat Citroën endlich wieder seine Mitte gefunden. Ein Praxistest

Günther Fischer

Saft und Kraft Um die üblichen Attribute kommen wir nicht herum, sie treffen einfach zu: flüsterleise, seidig, spontan - der V6 mit seinen 211 PS spielt alle Stückerln, harmoniert wunderbar mit der Sechs-Gang-Automatik (ein Schaltgetriebe wird beim V6 gar nicht erst angeboten) und schaltet butterweich und passgenau. Der Motor zieht kraftvoll durch und gibt sich ansonsten abwesend - die Geräusche kommen schon eher vom Wind und den rollenden Rädern. Die Höchstgeschwindigkeit von 224 km/h ist allemal ausreichend, die etwas sportlichere Gangart ermöglich der "S"-Knopf in der Mittelkonsole (wo er doch etwas fehlplatziert ist).

Er sieht gut aus: Citroen hat mit dem C5 wieder zu dem für die Marke typischen individuellen Stil zurückgefunden. (Foto: Foto: Citroen)

Den neuen C5 gibt es traditionsgemäß wieder mit der hydropneumatischen Federung, die hier in ihrer letzten Ausformung unter dem Namen "Hydractiv III+" auftritt (für Modelle mit kleineren Motoren ist auch eine Stahlfederung zu haben). Wer aber beim Gedanken an die Sänftenschaukelei früherer hydropneumatischer Systeme seekrank wird, der kann beruhigt sein: Das aktuelle System bügelt alle Wegunebenheiten einwandfrei und ohne Nebenwirkungen weg, es passt sich den Straßenverhältnissen und dem Fahrstil an. Kurz: Das Fahrwerk findet gekonnt den Mittelweg zwischen entspanntem Gleiten und sportlichen Fahrkomfort.

Die souveräne Leistung bezahlten wir allerdings an der Tankstelle: 11,9 Liter Super waren es im Schnitt, die sich der Motor auf 100 Kilometer gönnte. Das ist nicht mehr so ganz zeitgemäß, zumal der V6 im Vorgänger-C5 auch schon nicht der sparsamste war.

Stuss und Genuss Es ist ein echter Genuss, dass Citroën nach einigen Langeweiler-Jahren wieder zu einer eigenen Linie gefunden hat und nach dem C6 auch dem C5 ein neues frisches Gesamtbild verpasst hat - einschließlich der konkav gebogenen Heckscheibe, die für den notwendigen Schuss Extravaganz und Körperspannung sorgt.

Innen biegt sich der Luxus in alle Richtungen - im Testwagen, der nur mit der "Exklusive"-Ausstattung zu haben ist, ohnehin. Die Instrumente sind neu, wenn auch nicht durchweg gelungen: Die Mittelkonsole ist mit Knöpfchen geradezu überfrachtet, ebenso die jetzt feststehende Lenkradnabe (mit angenehmen Alu-Applikationen). Allerdings: Was zunächst zuviel des Guten scheint, erlernt sich doch einigermaßen schnell.

Design und Verarbeitung lassen keinen Unterschied mehr zu deutschen Mitbewerbern erkennen, in der Exklusive-Ausstattung sind zudem ein Spurassistent (der den Fahrersitz schon mal in einen Vibrator verwandelt), eine elektrische Parkbremse mit Berganfahrhilfe, der Parklückendetektor und die Komfortsitze mit Heizung und Massagefunktion (prima bei langen Fahrten!) mit an Bord.

Family und Friends Allen entglitt ein Seufzer der Erleichterung: Endlich! Man muss noch nicht einmal frankophil angehaucht sein, um zu erkennen, dass da endlich wieder ein Auto aus dem Mittelklasse-Mainstream herausragt.

Wer im C5 dann Platz nimmt, fühlt sich auf Anhieb solide aufgehoben, mit genügend Frei-Raum vorne und hinten (trotz abfallender Dachlinie). Nur beim Einsteigen muss der Kopf doch etwas mehr als üblich eingezogen werden (so die Erfahrung einiger Mitfahrer). Mit 467 Litern Fassungsvermögen (unter der Abdeckung) reicht der Kofferraum durchaus für eine ausgedehntere Urlaubsfahrt.

Wunsch und Wirklichkeit Wünsche hätten wir doch einige: größere Pedale zum Beispiel. Des Franzosen Faible für filigrane Schönheit ist hier fehl am Platz. Auch mehr brauchbare Ablagen - für Handy und Sonnenbrille etwa - wären wünschenswert. Die Becherhalter in der hinteren Armlehne sind zudem nicht viel mehr als ein unwilliges Zugeständnis an den Zeitgeist. Mangels Tiefe empfiehlt es sich nicht, in ihnen irgendetwas abzustellen: In der nächsten Kurve schwappt nicht nur das Getränk, es kippt gleich der ganze Becher (oder die Flasche). Die Becherhalterung vorne wiederum ist im Fach der Mittelkonsole zwischen den Sitzen untergebracht - und um da heranzukommen, muss die Armlehne hochgeklappt und der eigene Arm verrenkt werden. Nicht ideal, obwohl: Man kann es auch positiv sehen, ganz nach dem Motto: Mach' mal Pause und geh' in ein echtes Café. Und: Eine Bluetooth-Anbindung fürs Handy wäre zeitgemäß.

Vielleicht war das jetzt etwas viel Mäkelei - aber sie entspringt echter Zuneigung: Seinen Alltagsbegleiter hätte man eben gerne perfekt. Unterm Strich bleibt ein äußerst gelungenes Auto mit einem Schuss Extravaganz.

Gut ... ... das zumindest Citroën wieder die Fahne des französischen Flair hochhält: Oberklassen-Feeling in der Mittelklasse. Aber ... ... einige Verbesserungen im Detail sind wünschenswert - lauter Fälle fürs Facelift. Also ... ... darf sich bei diesem Preis die Frage nach BMW 5er oder Mercedes C- und E-Klasse eigentlich überhaupt nicht mehr stellen.

Citroën C5 3.0 V6 Exclusive: 155 kW (210 PS); max. Drehmoment: 290 Nm bei 6000 U/min; 0-100 km/h: 10,0 s; Vmax: 224 km/h; Testverbrauch: 11,9 l Super; Euro 4, CO2: 248 g/km; Testwagen-Preis (Exklusive-Ausstattung): ab 33.330 Euro

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