Citroën C4 Aircross:Mehr Hülle als Fülle

Der Citroën C4 Aircross ist im Grunde ein alter Bekannter: Der gallische Crossover ist ein Ableger des Mitsubishi ASX, sieht aber origineller aus. Doch ihm fehlt die französische Raffinesse und auch in Sachen Verarbeitung leistet er sich Schwächen.

Georg Kacher

Vielleicht wird irgendwann einmal PSA seine Crossover möglicherweise von GM beziehen - im Rahmen der gerade erst unterzeichneten Kooperation könnte so aus dem Opel Mokka ein Citroën Café au Lait werden, oder ein Peugeot Macchiato. Doch noch ist es nicht so weit. Noch steht die Achse zwischen Paris und Tokio, zwischen PSA und Mitsubishi. Neben dem als C-Zero eingebürgerten i-Miev bezieht Citroën aus Japan den C-Crosser, der als Mitsubishi Outlander das Laufen gelernt hat. Dieses Modell soll jedoch Ende des Jahres eingestellt und durch einen kleineren Crossover ersetzt werden. Basis für diesen C4 Aircross und den neuen Peugeot 4008 ist der Mitsubishi ASX, der eben ein Facelifting erhalten hat. Hauptkonkurrenten des Trios sind nicht nur Tiguan, Kuga und Yeti, sondern auch BMW X1, Audi Q3 und der expressive Range Rover Evoque.

Citroën C4 Aircross ab 23 690 Euro

Erinnert nicht von ungefähr an den C-Crosser: Der Citroën C4 Aircross kostet ab 23.690 Euro. In der Basisausführung mit dem 117 PS starken 1,6-Liter-Benziner hat das SUV allerdings keinen Allradantrieb.

(Foto: dpa-tmn)

Der C4 Aircross ist ein gefälliger Fünfsitzer im Kompaktformat, wahlweise lieferbar mit Frontantrieb oder zuschaltbarem Allradantrieb samt Sperrfunktion. Man sitzt angenehm hoch und genießt eine gute Rundumsicht, doch das Platzangebot in Reihe zwei schrumpft bei zurückgeschobenen Vordersitzen auf Kleinwagenniveau, und der mit 442 Liter ohnehin nicht sonderlich große Kofferraum hat bei Bestellung von Notrad und Subwoofer nur mehr Mini-Format.

Der Innenraum: funktionell, aber die Qualität ist verbesserungswürdig

Das Interieur ist funktionell: gute Sitze, problemlose Bedienung, perfekt positionierter Navi-Monitor, ordentliche Grundausstattung. Doch die Qualität der Werkstoffe enttäuscht, die Verarbeitung ist nonchalant und wenn sich beim Ampelhalt der Klimakompressor zuschaltet, zittert und dröhnt der Wagen bis endlich der Motor per erhöhter Leerlaufdrehzahl wieder für Ruhe sorgt. Hightech klingt anders, und Hightech gehört auch nicht zum Selbstverständnis des C4 Aircross.

Dazu fehlen so essentielle Dinge wie eine Getriebeautomatik, zumindest die gängigsten Assistenzsysteme und irgendeine Form von alternativem Antrieb. Stattdessen setzt die Marke auf den Turbodiesel. Zur Wahl stehen zwei verschiedene Selbstzünder: ein von PSA entwickelter 1,6-Liter mit 114 PS und 270 Newtonmeter sowie ein japanischer 1,8-Liter mit 150 PS und 300 Newtonmeter. Die stärkere Maschine entwickelt zwar bei vollem Ladedruck einen beeindruckenden Turboschub. Doch eigentlich kann man sich den Mehrpreis in Höhe von 2000 Euro sparen, denn beide Aircross-Varianten beschleunigen exakt zeitgleich in 10,8 Sekunden von null auf 100 km/h. Außerdem ist der HDI115 mit 4,6 Liter noch genügsamer als der HDI150, der im Schnitt 5,4 Liter konsumiert. Wer 2000 Euro extra für die 4WD-Version ausgibt, sollte zwei bis drei Zehntel Mehrverbrauch einkalkulieren. Sparfüchse kommen mit einer 76-Liter-Tankfüllung mehr als 1600 km weit. Auch die Schadstoffemission liegt mit 119 bis 147 Gramm pro Kilometer CO2 auf erfreulich niedrigem Niveau.

Preise ab 23.690 Euro

Der 117 PS starke 1,6-Liter-Benziner ist mit 23.690 Euro zwar das preisgünstigste Angebot, doch in Europa spielt dieses nur als Fronttriebler mit Fünfganggetriebe lieferbare Grundmodell bloß eine Nebenrolle. Der HDI115 kostet ab 25 990 Euro, der HDI150 ab 29 790 Euro. Leider sind manche Details wie Xenonlicht oder Keyless Go erst im teuersten Ausstattungspaket enthalten, das einen Zuschlag von mindestens 4000 Euro bedingt. Für die Navigation muss man zwischen 1950 und 2950 Euro anlegen, das sehr gute Hi-Fi-System ist mit 800 Euro fair kalkuliert, das 850 Euro teure Panoramaglasdach bietet einen Zugewinn an Licht aber mangels Öffnungsmöglichkeit kein Plus an Frischluft. Weil die wirklich wichtigen Extras für das Basismodell nicht bestellbar sind, führt in der Praxis am mittleren Ausstattungsniveau Tendance kein Weg vorbei. Das macht den C4 Aircross zu einem relativ teuren Auto: Der Preisunterschied zum baugleichen ASX beträgt mehr als 3000 Euro.

Früher war Citroën unter anderem berühmt für herausragenden Federungskomfort. Der C4 Aircross kann da nur bedingt anknüpfen - schon gar nicht in Verbindung mit dem Exclusive-Paket, das extrabreite 18-Zöller beinhaltet, die spröde abrollen und jeder Unebenheit nachlaufen. Die sonst verbauten 16-Zöller sind deutlich kommoder.

Fahrverhalten mit Schwächen

Das Fahrverhalten ist gutmütig, egal ob im 2WD oder im 4WD. Der Wagen läuft brav geradeaus, untersteuert selbst in Kurven nur moderat, ist frei von tückischen Lastwechseln und übertriebenen Aufbaubewegungen. Die Lenkung könnte präziser arbeiten, aber dafür ist der Kraftaufwand gering und der Wendekreis mit 10,5 Meter erfreulich klein. Was im Alltag besonders stört, ist das Turboloch bei niedrigen Drehzahlen. Im zweiten Gang an eine Einmündung heranrollen und dann mit 20 oder 30 km/h zügig einfädeln wollen, diese simple Übung löst in beiden C4-Aircross-Modellen immer wieder ungläubiges Kopfschütteln aus.

Fazit: Der neue Citroën überzeugt nur bedingt. Er ist zwar sparsam, aber er ist nicht billig und auch nicht speziell genug, als dass man ihm ohne weiteres die vielen Schwächen im Detail nachsehen könnte.

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