China: Schnellzug Peking - Shanghai:Eingebremste Testfahrt

Der Bau eines Netzes für Hochgeschwindigkeitszüge ist für China ein Prestigeprojekt. Nun muss die Regierung jedoch auf die Bremse treten: Die Mehrheit der Bevölkerung kann sich die Tickets nicht leisten.

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Workers clean the exterior of a bullet train serving the newly built high-speed railway between Shanghai and Beijing during its debut test at the Hongqiao Railway Station in Shanghai

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China tritt bei ehrgeizigen Schnellzug-Projekten auf die Bremse: Die Mehrheit der Bevölkerung kann sich die Tickets nicht leisten.

Der Bau eines Netzes für Hochgeschwindigkeitszüge ist für China ein Prestigeprojekt. Nun muss die Regierung jedoch auf die Bremse treten. Der Betrieb bei 350 Stundenkilometern sei nicht nur zu teuer, sondern auch zu gefährlich, heißt es zur Begründung.

Ab dem 1. Juli werde die Höchstgeschwindigkeit auf 300 Kilometer in der Stunde reduziert, sagte Eisenbahnminister Sheng Guangzu der Zeitung People's Daily.

Beijing-Shanghai High-speed Railway Begins Test Run

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Die Entscheidung ist hoch politisch. Die ehrgeizigen Pläne zum landesweiten Ausbau des Hochgeschwindigkeitsnetzes zählen zu den Projekten, mit denen die chinesische Regierung zeigen will, dass das Land in der Moderne angekommen ist.

Doch zugleich zeigt sich in eben diesem Bereich mehr als deutlich, wie ungleich die Früchte des wirtschaftlichen Aufschwungs im Land verteilt werden.

Im Bild: Testfahrt eines Hochgeschwindigkeitszugs auf der Strecke Peking-Shanghai. Die Bauzeit betrug drei Jahre, die Kosten beliefen sich auf geschätzte 221 Millionen Yuan (ungefähr 32,5 Millionen US-Dollar).

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Quelle: AFP

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Für die Mehrheit der Bevölkerung ist eine Fahrt mit einem der hochmodernen Züge kaum erschwinglich. Langsamere Züge hingegen gibt es viel zu wenige, die vorhandenen sind häufig stark überfüllt.

Vor dem chinesischen Neujahrsfest im Februar sorgte ein Wanderarbeiter für Aufsehen, als er sich vor einem Fahrkartenschalter aus Protest bis auf die Unterhose auszog, weil er nach 14 Stunden Wartezeit noch immer keine Tickets für sich und seine Familie bekommen hatte.

Beijing-Shanghai High-speed Railway Begins Test Run

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"Die Regierung sollte nicht so viele Hochgeschwindigkeitsstrecken bauen", sagt der Eisenbahnexperte Zhao Jian von der Pekinger Jiaotong Universität. "Aber da viele der Projekte schon fertig sind, ist es gut, die Geschwindigkeit zu reduzieren."

Künftig müssten aber vor allem zusätzliche Angebote für die ärmeren Menschen im Land geschaffen werden.

Beijing-Shanghai High-speed Railway Begins Test Run

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China hat mit 91.000 Streckenkilometern das größte Eisenbahnnetz der Welt. Allein in diesem Jahr will die Regierung rund 700 Milliarden Yuan (74 Milliarden Euro) in Neubauprojekte investieren. Das Hochgeschwindigkeitsnetz soll bis Jahresende auf 13.000 Kilometer wachsen.

Ende Juni soll die 1318 Kilometer lange Strecke zwischen Peking und Shanghai eröffnet werden. Die Fahrtzeit zwischen den beiden Städten soll sich dann auf fünf Stunden halbieren.

A driver makes a phone call in the engine driver's cabin of a bullet train serving the newly built high-speed railway between Shanghai and Beijing during its debut test at the Hongqiao Railway Station in Shanghai

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Der "Hexie Hao" (deutsch: Harmonie) genannte Zug wird in China in eigener Produktion hergestellt. Die Technologie greift jedoch weitgehend auf französische, deutsche und japanische Vorbilder zurück.

Die chinesischen Pläne, den "Hexie-Hao" auch in andere Länder zu verkaufen, sind international daher sehr umstritten. Jüngst wurden zudem auch vermehrt Bedenken bezüglich der Sicherheit des "Hexie-Hao" geäußert - auch von chinesischen Ingenieuren.

Im Bild: Ein Zugführer telefoniert mit der Leitstelle

Beijing-Shanghai High-speed Railway Begins Test Run

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Die Geschwindigkeitsbegrenzung werde nicht nur die Sicherheit erhöhen, sagte Eisenbahnminister Sheng. "Dies wird zugleich mehr Flexibilität bei der Gestaltung der Ticketpreise erlauben."

In der Zeitung The Global Times wurde bereits Anfang des Jahres eingeräumt, die "Eisenbahn-Euphorie" in China sei bisher eher von der Politik getrieben worden als von den Bedürfnissen des Marktes.

Im Bild: Einfahrt des Schnellzuges im Bahnhof "Shanghai Hongqiao Railway Station"

Text: Joe McDonald/AP

© sueddeutsche.de / dapd/gf
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