Süddeutsche Zeitung

CES in Las Vegas:Das zeigen die Autobauer auf der Hightechmesse

Microsoft oder Google spielen längst nicht mehr die erste Geige auf der CES in Las Vegas. Viele Firmen haben der Messe den Rücken gekehrt. Die Autohersteller hingegen haben die Computershow für sich entdeckt. Doch deren Innovationskraft unterscheidet sich erheblich. Ein Messerundgang.

Von Stefan Grundhoff, Las Vegas

Das vernetzte Auto ist nur noch eine Frage der Zeit. Für die Autobauer bietet es sich darum an, die Computerindustrie ins Boot zu holen. Die Hersteller geben sich längst nicht mehr mit Automessen zufrieden. Audi, BMW, Ford, General Motors, Toyota oder Hyundai wollen dem IT-Publikum zeigen, dass die fahrbaren Untersätze aus eigener Entwicklung Hightech-Computer auf Rädern sind.

Die CES hat sich längst zu weit mehr als einer reinen Computermesse gemausert. Allen voran hat Audi die CES in den letzten Jahren zu einer seiner Lieblingsmessen auserkoren. Mercedes gab 2012 nur ein kurzes Intermezzo. Nun präsentieren die Schwaben 2013 Siri für die E-Klasse. BMW lässt seine Flotte von LTE-tauglichen-Fahrzeugen durch das Wüstenmekka düsen. Audi hat ein höheres Mitteilungsbedürfnis.

Viele Visionen, wenig Marktreifes

Ähnlich wie die Konkurrenz aus dem In- und Ausland ist das autonome Fahren auch bei den Ingolstädtern nur noch eine Frage der Zeit - wenn man dem Messeauftritt auf der CES glauben kann. Auf der CES zeigt Audi neben verschiedenen automobilen Lichtvisionen, wie der Stauassistent der nahen Zukunft aussehen könnte. Im zähfließenden Verkehr bis 60 km/h Geschwindigkeit unterstützt das pilotierte Fahren den Fahrer innerhalb entsprechender Grenzen beim Lenken, Beschleunigen und Bremsen. Auch Einparken in enge Parklücken am Straßenrand, in Garagen oder in Parkhäusern sollen selbstständig vom Fahrzeug übernommen werden.

Ob das automatische Einparken jedoch eine Zukunft hat, darf durchaus bezweifelt werden. Schließlich sind Valet-Parkservices in Asien oder den USA ebenso weit verbreitet wie bei internationalen Hotels. Der Mehrwert eines automatisierten Parkens ist daher selbst an Bahnhöfen oder Flughäfen, wo Parkservices für VIP-Kunden ebenfalls existieren, vergleichsweise dünn. "Bei Audi gibt es heute kaum noch eine Innovation, die nicht in Zusammenhang mit der Elektronik steht", sagt Ricky Hudi, der dort für die Entwicklung von Elektrik und Elektronik verantwortlich ist.

Zukunfts-Auto von Lexus

Toyota, auch 2012 wieder größter Autohersteller der Welt, will einen ähnlichen Weg einschlagen. Das Sicherheitsfahrzeug, das Toyota in Form eines Zukunfts-Lexus auf der CES zeigt, ist der nächste Schritt auf dem Weg zum autonomen Fahren. Der Prototyp des Lexus LS hat zahlreiche Radarsensoren, ein extrem genau arbeitendes GPS-System, Laseraugen und eine Stereo-Kamera, wie sie bald auch bei Mercedes E- und S-Klasse verfügbar sein wird. Auf diese Weise kann der Lexus seine Umgebung während der Fahrt millimetergenau abtasten und die Bewegung von Fahrzeugen und Personen gewichten. "Nach unserer Überzeugung muss der Fahrer auch zukünftig komplett in das Fahren eingebunden sein", sagt Mark Templin, Toyotas Vizepräsident und Lexus-Chef. "Für Toyota und Lexus wird der Wagen so nicht zu einem führerlosen Auto. Vielmehr macht ein unsichtbarer Copilot das Fahren im Alltag deutlich sicherer."

Der Laser auf dem Dach soll 360 Grad erfassen können und bis zu 70 Metern weit sehen. Die drei Farbkameras sollen Gegenstände wie zum Beispiel Ampelanlagen bis 150 Meter Entfernung erkennen und entsprechend automatisch reagieren können.

Ford zeigt auf der CES weniger Innovationen. Am Beispiel des aktuellen Ford Fusion wird der Stand der Fahrerassistenzsysteme an einem Serienmodell aufgezeigt. Hier wird die neue Mercedes E-Klasse, die auf der Detroit Motorshow eine Woche später ihre offizielle Weltpremiere feiert, neue Maßstäbe setzen. Doch nicht alles auf der automobilen Consumer Electronic Show dreht sich um das Thema Sicherheit. Längst sind Fahrzeuge zu fahrenden iPads geworden. Der Autofahrer will die Annehmlichkeiten seines Mobiltelefons im Fahrzeug genauso wie im täglichen Leben nutzen. Dabei geht nichts ohne schnelle Datenübertragung. Einige Hersteller setzen auf WLan-Zonen. BMW will als erster Autohersteller den Datenturbo LTE ins Auto bringen.

General Motors will mit seinen Kleinwagen Chevrolet Spark, Sonic und Aveo insbesondere jüngere Kunden ansprechen. Da kommt das neue Tune-In-Infotainmentpaket mit dem webbasierten Audio-Streaming gerade Recht. So kann im Auto per Smartphone auf ein Radionetzwerk von bis zu 70.000 Stationen zugegriffen werden. Die Amerikaner zeigen zudem zwei weitere App-basierte Programme. So wird MyLink noch 2013 über BrinGo, ein komplettes Offboard-Navigationssystem und das von Apple bekannte Sprachbediensystem Siri bekommen. In Europa kommen die neuen Programme neben dem kleinen Aveo in die Chevrolet-Modelle Cruze und Trax.

Mit Siri wird auch Hyundai zukünftig an den Start gehen, sodass der Fahrer die Hände am Steuer lassen kann und Wünsche per Sprachbefehl äußert. Darüber hinaus sorgt das System Dragon Drive, entwickelt von IT-Spezialist Nuance, dafür, dass der Fahrer mit dem Fahrzeug wie mit einer Person sprechen kann. Während einige Hersteller bei der Datenübertragung bereits auf den Autostandard P-WLan und LTE setzen, werden die neuen Bedienplattformen von Hyundai-Modellen auf UMTS / 3G und WLan zurückgreifen, um sich mit der Umwelt zu verbinden.

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