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Caravan Salon Düsseldorf:Das Zuhause fährt mit

Trotz oder gerade wegen der Corona-Krise boomt der Caravan-Markt. In Düsseldorf zeigen Hersteller, wie im kleinsten Wohnmobil noch mehr Platz geschaffen werden kann - und dass manchmal auch ein Mercedes in den Kofferraum passt.

Von Felix Reek

In diesem Jahr ist alles anders, natürlich. Auf dem Düsseldorfer Caravan Salon (4. bis 13. September) markieren Pfeile auf dem Boden, wo die Besucher laufen dürfen, und Verkehrsschilder weisen aus, in welche Richtung. Es gelten die üblichen Abstandsregeln, Lüftungsanlagen und offene Türen sorgen für Durchzug. 600 Personen kontrollieren, informieren und reinigen in regelmäßigen Abständen die Oberflächen in den Messehallen. Trotzdem ist der Caravan Salon in Zeiten von Corona auch so etwas wie ein Pilotprojekt. Er ist die größte Messe seit Monaten, 20 000 Besucher pro Tag sind zugelassen, am Ende der zehn Tage könnten es also ingesamt 200 000 sein.

Trotzdem sind das weniger Besucher als in den vergangenen Jahren. Statt 112 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche gibt es diesmal nur 71 000 Quadratmeter, 350 Unternehmen stellen Fahrzeuge, Anhänger und Zubehör aus. 2019 waren es noch doppelt so viele. Für die Besucher in Düsseldorf hat das durchaus Vorteile. Das sonst übliche Gedränge gibt es diesmal nicht. In die Fahrzeuge darf eine begrenzte Anzahl von Personen, manche Besichtigungen sind nur nach Scan des Tickets oder einer Online-Reservierung möglich.

Im Gegensatz zur Automobilbranche boomt der Caravan-Markt weiterhin. Im ersten Halbjahr 2020 wurden vier Prozent mehr Fahrzeuge zugelassen als im vergleichbaren Zeitraum 2019. Das klingt zunächst nach nicht viel, doch wegen der Corona-Beschränkungen in den ersten Monaten des Jahres gab es Liefer-Engpässe. Seit Mai zieht der Markt deutlich an.

Die Hälfte der Zulassungen sind sogenannte "Campervans", das heißt kompakte Wohmobile auf Basis von Kleintransportern. Forster zeigt in Düsseldorf das Einstiegsmodell FV 599 VB (ab 38 000 Euro), das im Inneren eine Küche mit zwei Flamm-Kochern und Kühlschrank sowie integrierte Dusche und Toilette bietet.

Die Hersteller versuchen dabei, in der Kompaktklasse immer mehr Platz zu schaffen. Einer der Trends in diesem Jahr auf dem Caravan Salon: elektrische Hubdächer, die zwei weitere Schlafplätze ermöglichen.

Westfalia zeigt mit seinem Modell James Cook (ab 75 000 Euro) eine weitere Lösung für mehr Liegefläche. Innerhalb von 40 Sekunden fährt ein Schlafraum aus, der zwei Meter lang und 1,40 Meter breit ist.

Unter dem Hubdach gibt es zwei weitere Schlafplätze. Und die Digitalisierung ändert auch das Camper-Leben. Per Touchscreen im Cockpit oder im Wohnraum lassen sich im Westfalia James Cook die Funktionen des Mobils steuern - oder über eine App auf dem Smartphone.

Dieser Trend zeigt sich ebenso bei der Konkurrenz. Im 8,60 Meter langen Wohnwagen Fendt Diamant lässt sich per App die Fußbodenheizung einstellen. Und der elektrische Kamin.

Elektromobilität spielt bei Wohnmobilen und Caravans hingegen in diesem Jahr kaum eine Rolle. Innovationen gibt es trotzdem: Der Weinsberg Caracito (ab 11 000 Euro) ist der erste Wohnwagen, der komplett auf Gas verzichtet.

Küchengeräte, Heizung und Klimaanlage werden ausschließlich mit Strom betrieben. Das Einstiegsmodell richtet sich vor allem an junge Paare.

Am anderen Ende der Preisskala befinden sich Publikumslieblinge wie der Vario Perfect 1200 Platinum (Grundpreis: mindestens 800 000 Euro). Das Maxi-Wohnmobil ist fast vier Meter hoch und zehn Meter lang. Drei ausfahrbare Erker schaffen noch mehr Wohnraum. Da ein solches Wohnmobil in Innenstädten nur schwer zu steuern sein dürfe, können die Urlauber im Vario ihr Auto mitnehmen. Im Heck ist eine Garage versteckt. Preis der Topausstattung hier im Bild: 1,4 Millionen Euro. Ohne den Mercedes SLR im Kofferraum.

Solche rollenden Luxushotelzimmer wie das Vario Perfect dürften für die Kundschaft der sogenannten "Expeditionsmobile" wahrscheinlich nichts sein. Anbieter wie Blissmobil bauen Lkw für Weltenbummler um, mit denen sie auch fernab der Zivilisation reisen können. Die Aufbauten entsprechen der Größe eines Schiffscontainers - und können so genormt nach Übersee transportiert werden.

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