Caravan Salon 2017:Campingbusse werden immer cleverer

Wer braucht schon ein Wohnmobil mit sperrigem Aufbau, wenn ein ausgebauter VW-Transporter einen ähnlichen Komfort bietet? Allerdings zeigt der nun startende Caravan Salon: Campingbusse sind kaum günstiger.

Von Thomas Harloff

1 / 10

-

Quelle: Ralph Binder; La Strada

Die Freizeitfahrzeug-Branche ist in bester Verfassung. Die Stimmung ist also gut beim größten deutschen Branchentreff, dem Caravan Salon in Düsseldorf, der zwischen dem 26. August und 3. September stattfindet. Und entsprechend reichhaltig ist der Nachschub an Neuheiten. Besonders viel Bewegung herrscht weiterhin in der Klasse der Campingbusse und bei den ganz großen und teuren Wohnmobilen, während sich die Mittelklasse-Modelle nur im Detail verändern. Bei den Wohnanhängern spielt schickes Design eine immer größere Rolle.

La Strada Avanti H

Stichwort Design: Die Zeiten, in denen kompakte Campingbusse und Reisemobile mit großem Wohnaufbau ausschließlich weiß oder grau waren, sind zwar noch nicht ganz vorbei. Aber immer mehr Hersteller trauen sich, Modelle in bunter Lackierung anzubieten. Ein Beispiel ist die Avanti-Reihe von La Strada, die nun um eine Version mit Hubbett und Heckbad ergänzt wird. Ersteres kann tagsüber hochgeklappt werden, was Platz in der Küche und vor allem für eine Sitzgruppe schafft. Letzteres beinhaltet neben Toilette und Waschbecken eine vollwertige Dusche und ist damit eine Ausnahme in der Klasse der Sechs-Meter-Campingbusse. So ausgestattet gehört diese Variante mit mindestens 55 646 Euro allerdings zu den teuren Vertretern der Avanti-Reihe.

2 / 10

VW California XXL

-

Quelle: Volkswagen AG

Weil die Branche so floriert, zieht sie immer mehr Autohersteller an. Toyota macht jetzt seinen Van Proace Verso zum Camper, Ford hat mit dem Nugget schon lange einen Campingbus im Angebot, genau wie Mercedes mit dem Marco Polo. Und VW mit dem California natürlich. Bei dem gibt es in diesem Jahr nichts Neues zu vermelden, dafür bringt Volkswagens Nutzfahrzeugabteilung den California XXL mit nach Düsseldorf. Der basiert nicht - wie das bekannte Modell - auf dem VW Bus, sondern auf dem neuen Crafter. Der soll sowohl Platz für ein zwei Meter langes Bett bieten als auch für eine Sitzbank, die sich zusammen mit den drehbaren Sitzen im Fahrerhaus in ein Wohnzimmer verwandelt. Eine Küche und eine Nasszelle mit Dusche und WC beherbergt der California XXL obendrein. Preise und einen Termin für die Markteinführung gibt es noch nicht; er firmiert offiziell noch als Studie.

3 / 10

Knaus Boxdrive

-

Quelle: Knaus

Überhaupt, der Crafter. Mit der Saint & Sinner-Studie, die auf dem neuen VW-Modell basierte, erschuf Knaus eines der Highlights der Wintermesse CMT Stuttgart. Nun ist die Serienversion fertig: Sie heißt Boxdrive, debütiert in Düsseldorf und ist leider nicht ansatzweise so farbenfroh wie der Saint & Sinner: seriöses Grau ersetzt leidenschaftliches Rot. Man kennt das aus der Autoindustrie, die hinreißende Studien meist zu gewöhnlichen Autos zurechtstutzt, sobald sie in Serie gehen. Auch in einem anderen Punkt lässt sich Knaus von der Autobranche inspirieren: Die Niederbayern gruppieren den Boxdrive nicht einfach in die Klasse der Campingbusse ein, sondern nennen ihn ein CUV: "Caravaning Utility Vehicle‟.

4 / 10

Campocito Orchestra

-

Quelle: Campocito

Derartige Wortklaubereien hat der erst im vergangenen Jahr gegründete Hersteller Campocito nicht nötig. Gründer und Geschäftsführer Hans Hartmann bietet Campingbusse auf Basis des VW T6 an, auf dem Caravan Salon präsentiert er mit dem Orchestra sein zweites Modell. Das bietet in seiner XXL-Variante vier Schlafplätze: zwei unter dem Aufstelldach und zwei weitere im Heck über einer großen Schublade, in der die gesamte Campingausstattung untergebracht ist. Im Innenraum finden eine Nasszelle mit Dusche, Waschbecken und WC Platz, aber kochen muss die Orchestra-Besatzung an der frischen Luft. Eine integrierte Küche wäre angesichts der kompakten Außenlänge von 5,30 Meter aber auch etwas viel verlangt.

5 / 10

Carado Vlow

-

Quelle: Carado

Doch genug von VW. Die meisten Campingbusse und Wohnmobile bauen weiterhin auf dem Fiat Ducato auf. So auch der Vlow von Carado, der mit einer Länge von 5,41 bis 6,36 Metern und mit vier unterschiedlichen Grundrissen angeboten wird. Die einzelnen Varianten unterscheiden sich vor allem durch die Anordnung des Bettes: Entweder es gibt im Heck eine quer angeordnete Liegewiese, ein großzügig geschnittenes Längsbett für Zwei oder ein Doppelstockbett, das aus dem Vlow einen Campingbus für vier Personen macht. Genug Raum für Küche, Bad und Sitzgruppe ist in allen Varianten vorhanden. Und das zu fairen Preisen ab 38 799 Euro.

6 / 10

Bürstner Ixeo I

-

Quelle: Bürstner

Bei den in Düsseldorf gezeigten Mittelklasse-Wohnmobilen zeigt sich: Die Zeit der geschmacklich fragwürdigen, buntgemusterten Polsterdekore im Stil der Neunzigerjahre, die eigentlich noch ein massiver Fliesentisch ergänzen müsste, ist vorbei. Bürstner zum Beispiel stattet seine Caravan-Salon-Neuheiten Ixeo I (ab 72 990 Euro) und Lyseo TD Harmony Line (ab 57 990 Euro) mit Innenräumen aus, in denen gesetzte Farben und hochwertig aussehende Materialien die Augen eher entspannen als stressen. Außerdem lassen sich mit der LED-Beleuchtung unterschiedliche Lichtstimmungen für das Interieur wählen. Nur von außen sehen die Wohnmobile - trotz leichter Designänderungen beim Ixeo I - aus wie immer.

7 / 10

Dethleffs Globetrotter XXL A

-

Quelle: Ingolf Pompe; Dethleffs

Außerdem fällt auf, dass die Hersteller wieder mehr Alkoven-Mobile anbieten. Diese Reisemobile zeichnen sich durch den weit nach vorne gezogenen Wohnraum über der Fahrerkabine aus, der in der Regel einen Schlafbereich für zwei Personen beherbergt. Diese Konstruktion, sonst meist bei Einsteigermodellen zu finden, setzt sich allmählich im hochwertigen Segment durch. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass Dethleffs seinen großen Alkoven Globetrotter XXL A für das neue Modelljahr umfangreich überarbeitet hat. Der auf einem Iveco-Daily-Chassis aufgebaute Motorcaravan kostet mindestens 122 999 Euro und bietet dafür bis zu sechs Schlafplätze, ein Kingsize-Bett im Heck und von außen blickdichte Fenster. Lederpolster oder ein 32-Zoll-Fernseher kosten jedoch extra.

8 / 10

Ford Ranger mit Wohnkabine

Ford auf dem Caravan Salon 2017

Quelle: Ford-Werke GmbH

Ob Campingbus oder Reisemobil: Unwegsames Gelände sollte man damit meiden. Anders verhält es sich mit Pick-ups, die auf ihrer Ladefläche eine Wohnkabine spazieren fahren. Ford zeigt zusammen mit Tischer, einem Spezialisten für solche Aufbauten, den Ranger mit der Kabine Trail 260S. Ähnlich wie beim Alkoven befindet sich ein Doppelbett über dem Fahrerhaus. Im Wohnbereich ist Platz für eine Sitzgruppe, die ebenfalls zum Bett umgebaut werden kann, eine Bordküche und ein Waschraum. Natürlich ist alles etwas kleiner als in einem richtigen Wohnmobil, dafür haben die Kabinen einen entscheidenden Vorteil: Sie lassen sich am Urlaubsort absetzen, wodurch das Basisauto samt Ladefläche dort für Ausflüge, Einkäufe und andere Aktivitäten genutzt werden kann.

Tischer bietet seine Wohnaufbauten für die meisten gängigen Pick-up-Modelle an, verkauft sich dabei aber wahrlich nicht unter Wert: 30 160 Euro kostet die Trail-260S-Kabine samt Basisausstattung mindestens. Der Preis für den Pick-up - im Fall des Ford Ranger mindestens 28 143 Euro - kommt noch dazu.

9 / 10

Airstream Basecamp

-

Quelle: Airstream

Die riesig bemessenen, rundlich gestalteten und metallisch glänzenden Wohnanhänger von Airstream sind auch Menschen, die lieber in Hotels übernachten, ein Begriff. Doch selbst der traditionsreiche US-Hersteller muss mit der Zeit gehen, und die verlangt kleine Einsteigermodelle. Der Aufbau des Basecamp ist etwa vier Meter Meter lang, für Airstream-Verhältnisse ziemlich eckig und für zwei Personen konzipiert. Die finden darin ebenso viele Schlafplätze vor sowie eine kompakte Küche und eine Nasszelle mit Dusche und WC. Markenbewusste Outdoor-Sportler - an die richtet sich der Basecamp vorrangig - benötigen allerdings fast 54 000 Euro, damit sie sich den kleinen Airstream ans Auto hängen können. Allein die Umrüstung der Elektrik, Gasanlage und Beleuchtung auf europäische Standards kostet etwa 9500 Euro.

10 / 10

Knaus Deseo

-

Quelle: Christian Haasz; werbeFOTO HAASZ GbR; Knaus

Wie viel Geld der deutsche Airstream-Importeur da verlangt, zeigt sich beim Blick auf das Konkurrenzmodell Knaus Deseo. Der Caravan sieht mit seinen kompakten Abmessungen, der großen Heckklappe und der Doppelachse ebenfalls lässig aus, kostet in seiner Basisversion aber lediglich 19 890 Euro - das ist sogar relativ viel im Vergleich zu vielen klassisch konzipierten Wohnwagen. Dafür ist es den Innenraumdesignern gelungen, auf nur gut vier Metern Nutzlänge Schlafplätze für vier Reisende unterzubringen: Die Sitzecke kann zur Liegefläche für Zwei umgebaut werden, die beiden anderen Personen schlafen in Querrichtung über ihnen im Hubbett. Hängt der Knaus an der Anhängerkupplung des Zugfahrzeugs, sollen sich damit außerdem zwei Motorräder transportieren lassen.

© SZ.de/harl/ihe/mane
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: