Cabriodächer pflegen:Sind sie noch ganz dicht?

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Zeit, das im Herbst abgestellte Cabrio wieder auszumotten. Vor der ersten Ausfahrt sollte der Sonnenanbeter gründlich überprüft und gereinigt werden. Mit einer Fahrt durch die Waschstraße allein ist es nicht getan.

Von Stefan Grundhoff

Egal ob ein günstiges Golf Cabrio älterer Bauart, ein rostanfälliger Alfa Spider oder ein Edelcabrio á la Mercedes CLK - ein Oben-ohne-Auto macht mehr Spaß als Coupé, Kombi oder Limousine.

Cabrio mit Stoffdach - Finger weg vom Hochdruckreiniger! (Foto: Foto: Pressinform)

Aber: Mehr Spaß = viel Pflege + viel Aufwand. Eine einfache, aber leider auch arbeitsintensive Formel. Gerade das Cabriodach hat in den frostigen Wintermonaten besonders gelitten. Vor der ersten Ausfahrt sollte daher einiges getan werden.

Doch Cabrioverdeck ist nicht gleich Cabrioverdeck. Jeder Verdecktyp verlangt seine besondere Pflege.

Stoffverdecke werden immer beliebter. Waren die hochwertigen "Stoffmützen" einst nur den teuren Cabriomodellen vorbehalten, so sind sie mittlerweile auch bei Modellen der unteren Klassen immer häufiger anzutreffen.

Michael Waschk vom Cabriospezialisten Rose-Fahrzeugbau aus Dortmund: "Ein Stoffdach sollte wenn möglich nur mir sanfter Seifenlauge gewaschen werden. So selten wie möglich sollte das Fahrzeug durch die Waschanlage. Die scharfen Reinigungsmittel der Anlagen machen die Dächer zwar gründlich sauber - kratzen auf Dauer aber an der Imprägnierung.

Finger weg vom Hochdruckreiniger

"Wer sein Textilverdeck regelmäßig sauber halten möchte, ist mit einer trockenen, weichen Bürste am besten bedient. Die meisten Verschmutzungen lassen sich bereits durch sanftes Reiben entfernen. Wichtig: Nach der Reinigung muss das Dach mehrfach mit klarem Wasser ausgespült werden.

Wer sein Cabrio regelmäßig per Hand wäscht, sollte das Stoffdach ruhig einmal aussparen. Nicht bei jeder Wagenwäsche muss es gereinigt werden. Ach ja: Vom Hochdruckreiniger sollte man in jedem Fall die Finger lassen.

Etwas einfacher sieht es mit dem Kunststoffverdeck aus. Gerade für Kunststoffdächer gibt es eine Reihe spezieller Reinigungsmittel. Hartnäckige Flecken können gefahrlos mit einer mittelharten Bürste nachbearbeitet werden.

Vogeldreck muss ganz schnell weg

Nach der Reinigung wird das Dach mehrfach mit klarem Wasser abgespült. Die Fahrt durch eine Waschstraße macht dem PVC-Dach fast nichts aus. Zu oft sollte der Trip aber auch nicht gemacht werden. Vogeldreck sollte man umgehend vom PVC-Dach entfernen. Die säurehaltigen Verschmutzungen fressen sich sonst in den Kunststoff und verfärben schnell die Außenhaut.

Der Mercedes SLK war 1996 das erste Cabrio mit einer festen Dachkonstruktion. Mittlerweile gibt es zahlreiche Cabriolets mit festem Dach. Das Dach besteht anders als bei üblichen Cabrios nicht aus einem Metallgestänge, dass mit PVC oder Stoff bezogen ist, sondern aus lackiertem Aluminium, Metall oder Kunststoff.

Probleme mit der Pflege gibt es daher bei Fahrzeugen wie Mercedes SLK, SL, Peugeot 206, 307 oder Lexus SC nicht - einfach rein in die Waschstraße. Einzig auf Dichtungen und Verdeckmechanismus sollte der Cabriofreund dann und wann einen kritischen Blick werfen.

Alles noch dicht?

Was nützt das sauberste Dach, wenn die Dichtungen nicht sauber sitzen und beim nächsten Regenguss eifrig Lecks abgedichtet werden müssen? Gerade nach dem Winter ist auf die Dichtungen an Front- und Seitenscheiben ein besonderes Augenmerk zu legen.

"Die Dichtungen vorsichtig mit Lauge reinigen und danach gründlich mit Silikon oder Glycerin einreiben - so bleiben die Dichtungen auch auf lange Sicht geschmeidig," sagt Waschk. Poröse Dichtungen sollten schleunigst ersetzt werden.

Schwieriger wird es bisweilen an der Heckscheibe. Zahlreiche Autohersteller statten ihre Fahrzeuge mittlerweile mit einem Rückfenster aus Glas aus (u.a. BMW 3er Cabrio, Mercedes CLK, Opel Astra). Die Heckscheiben aus Kunststoff bringen bei zunehmendem Alter des Fahrzeuges Probleme (Bspl. BMW Z 3, Fiat Barchetta, Mazda MX-5).

Die Scheiben werden blind - zum einen durch Knickfalten, zum anderen durch Witterungseinflüsse und Kratzer. Weder bei Tag, noch im Dunkeln ist dann nach hinten etwas zu erkennen. Normale Glasreiniger und Lösungsmittel bringen hier keine befriedigenden Ergebnisse.

Seit langem kein Geheimtipp mehr ist das Heckscheiben-Poliermittel aus dem Hause BMW. Kratzer und blinde Stellen verschwinden damit wie von Geisterhand - egal bei welchem Autotyp. "Wir nehmen das BMW-Poliermittel für die Kunststoffheckscheiben aller Fahrzeuge," sagt Michael Waschk.

Waschanlage oder nicht?

Cabrios und Waschanlagen sind seit Jahren ein Thema für sich. "Kann ich mit meinem Fahrzeug in die Waschanlage fahren oder nicht?" fragen sich jedes Wochenende unzählige Cabriobesitzer. Die Antwort: Jein! Sind Dach und Gummidichtungen dicht, gibt es beim Waschstraßenbesuch generell keine Probleme.

Jedoch können die Reinigungsmittel auf Dauer die Außenhaut und eine etwaige Imprägnierung der Dächer auswaschen. Andreas Müller von der "Mr.Wash"-Waschanlage in München: "Wir bieten speziell für Cabrios ein besonderes Pflegeprogramm an. Hier wird auf die Verwendung von Wachs verzichtet."

Seiner Meinung nach hat sich die Zahl der Cabriofahrer, die den Weg in die Waschstraßen suchen, in den letzen Jahren merklich erhöht. "Generell hat es bei uns für Cabrios in der Waschstraße noch nie Probleme gegeben. Der Großteil unserer Kunden sind Stammkunden, die auch mit ihren Cabrios immer wiederkommen."

Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Waschanlagen arbeitet Mr.Wash nicht mit harten Bürsten, sondern mit weichen Textillappen. Um Waschstraßen mit Bürsten sollten Cabrioliebhaber jedoch einen Bogen fahren. Die Bürsten können die Kunststoffheckscheiben verkratzen.

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