Fahrräder:Neu belebt

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Eines der neuen Brennabor-Modelle von Hartje. (Foto: Andreas Sawitzki/Hartje)

Der Fahrradhersteller Hartje lässt die traditionsreiche Marke Brennabor im kommenden Jahr wieder auferstehen - allerdings gibt es aktuell ein paar Probleme.

Von Marco Völklein

Im 70 000-Einwohner-Städtchen Brandenburg an der Havel, gut 70 Kilometer westlich von Berlin gelegen, sind sie noch immer mächtig stolz auf die traditionsreiche Fahrradmarke Brennabor. Als im Oktober 2012 der damalige SPD-Fraktionschef im Bundestag (und heutige Bundespräsident) Frank-Walter Steinmeier in einer ehemaligen Brennabor-Produktionshalle zum Direktkandidaten für den dortigen Wahlkreis gekürt wurde, ließ er sich fotografieren, wie er ein rot lackiertes Brennabor-Stahlrad in die Höhe hielt. Ich bin zwar nicht von hier (Steinmeier wuchs in der Nähe von Detmold auf), bin aber quasi einer von Euch - das sollte das wohl symbolisieren.

Tatsächlich hat Brennabor eine mehr als lange Tradition. Zu Beginn der 1870er Jahre gründeten die Brüder Adolf, Carl und Hermann Reichstein das Unternehmen, alle drei Korbmacher wie ihr Vater. Zunächst starteten sie mit der Herstellung von Kinderwagen, in den 1880er Jahren begann die Fahrradproduktion, die 1888 erstmals den Markennamen Brennabor erhielten. Der wiederum orientierte sich am vorgeblich alten (aber falschen) Namen der Stadt Brandenburg.

Produktionsstart mit Kinderwägen

Rasch stieg Brennabor zu einem der größten Kinderwagen-Hersteller in Europa auf und zu einer der wichtigsten Fahrradfabriken. Dabei allerdings blieb es nicht: Ähnlich wie die Marke Opel, die ja unter anderem auch aus einer Fahrradmarke hervorging, fertigten die Brandenburger von 1901 an zunächst Motorräder in Serie, einige Jahre später kamen Kraftwagen hinzu. Um ihre Fahrzeuge zu vermarkten, unterhielten die Brennabor-Werke einen eigenen Rennstall und erzielten weltweit Erfolge im Motorsport. Mitte der Zwanzigerjahre beschäftigte Brennabor 6000 Arbeiter und zählte zu den größten Automobilherstellern Deutschlands.

Rennwagen von Brennabor auf der Berliner Avus. (Foto: Scherl/SZ Photo)

Mit der Weltwirtschaftskrise zu Beginn der Dreißigerjahre allerdings geriet das Unternehmen in Schieflage. Die Produktionszahlen gingen zurück, ein Kleinwagen fehlte im Angebot. 1933 wurde die Automobilproduktion eingestellt, die Produktion von Motor- und Fahrrädern endete 1945.

Mehrmals nach dem Krieg versuchten diverse Hersteller, die Marke Brennabor wieder aufleben zu lassen. Nun macht sich die Firma Hartje mit Sitz in Hoya in Niedersachsen, die unter anderem Fahrradmarken wie Victoria, Conway und i:SY im Portfolio hat, erneut daran: Der Fahrradhersteller und -großhändler hat sich die Rechte am Markennamen gesichert und will Brennabor-Räder von Frühjahr 2021 an wieder in die Fahrradläden bringen. "Moderne Räder mit klassischen, eleganten Linien, die auch eine jüngere Zielgruppe ansprechen", verspricht Hartje.

Die alten Brennabor-Räder waren mit liebevollen Details ausgestattet. (Foto: Industriemuseum Brandenburg/Havel)

Viele Radhersteller haben Probleme mit Lieferungen aus Asien

Zunächst allerdings werden die Niedersachsen nur 17 verschiedene Pedelecs, also Fahrräder mit elektrischem Hilfsmotor, anbieten; klassische Räder ohne Tretunterstützung sollen 2022 folgen.

Der Grund: Wegen der Corona-Pandemie sind die Lieferketten bei vielen Radherstellern ins Stocken geraten. Rahmen und viele Komponenten beziehen die Hersteller aus Asien; wegen der aktuell hohen Nachfrage kommen die Zulieferer dort mit der Produktion aber kaum hinterher. Auch viele andere Hersteller klagen über Lieferschwierigkeiten und lange Lieferzeiten; und so mancher Radhändler bangt bereits, dass er in der kommenden Saison viele kaufbereite Kunden wird vertrösten (und mitunter auch verärgern) müssen.

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