Süddeutsche Zeitung

BMW X5 gegen Land Rover Discovery:Einfach das bessere SUV

Zwei Jahre trennen die aktuellen Generationen von BMW X5 und Land Rover Discovery. Im Automobilbau mittlerweile eine Ewigkeit. Das beweist das deutsche SUV eindrucksvoll im Test.

Von Felix Reek

Es lässt sich einfach nicht anders sagen, aber: So sitzt es sich in der Vergangenheit. Ja, natürlich ist der Land Rover Discovery noch immer eine Referenz, wenn es um Luxus und Komfort geht. Leder, Holz, Chrom im Innenraum verleihen dem SUV den Charme eines britischen Landhauses. Und es gibt moderne Assistenzsysteme wie Spurhaltehilfen, autonome Staupiloten, Fußgängererkennung und Notbremsassistenten, Parkpiepser und Rückfahrkameras - wenn auch alle gegen Aufpreis. Doch im Vergleich zum neuen BMW X5 wirkt das auf einmal alles erschreckend gestrig. Es ist nicht zu übersehen, dass zwischen beiden Autos ein technologischer Evolutionssprung liegt.

In seiner neuesten Generation hat eine Vielzahl von technischen Möglichkeiten in den BMW X5 Einzug gehalten. Das SUV profitiert davon, dass die Bayern bereits nach fünf Jahren den Vorgänger ablösen mussten, da mit ihm Abgas-Vorgaben der EU nicht zu schaffen gewesen wären. So ließen sich bereits die Systeme aus anderen aktuellen Modellreihen in den X5 integrieren. Das sieht der Fahrer zuerst an dem Schlüssel in seinen Händen. Selbst dort leuchtet ihm ein Display entgegen, selbstverständlich zum Touchen und Swipen. So lässt sich zum Beispiel vorab die Temperatur im Auto einstellen oder ablesen, wie viel Benzin noch im Tank ist. Abgesehen davon, wird der Schlüssel eigentlich kaum noch benötigt. Der X5 erkennt ihn in der Hosentasche des Fahrers und öffnet das Auto automatisch. Verlässt der Fahrer das SUV, schließt sich der BMW selbst ab.

Touchen? Swipen? Sprechen? Gesten?

Im Inneren dominieren natürlich digitale Displays. Eines dient als Tacho, eines für Entertainment und die Funktionen des Autos. Selbst die Temperaturanzeige der Heizung ist digital. In der Mittelkonsole befindet sich wie gewohnt der Drehregler von BMW, mit dem sich die Funktionen des Autos steuern lassen. Wenn sich der Fahrer für diese Option entscheidet. Eine weitere ist die Sprachsteuerung, die sich per Schalter am Lenkrad aktiviert und dann auf freie Befehle wie "Adresse eingeben" reagiert und mittlerweile erstaunlich gut funktioniert.

Ebenso möglich: einige ausgewählte Features per Gesten zu kontrollieren. Die Lautstärke des Radios lässt sich zum Beispiel so steuern: Mit dem Zeigefinger in der Luft einen kleinen Kreis beschreiben. Rechts herum wird es lauter, links herum wieder leiser. Setzt mal wieder ungewollt Verkehrsfunk ein, kann er durch eine Wischgeste hinfortgeschoben werden. Diese Vielzahl der Auswahlmöglichkeiten kann aber auch überfordern. Der Fahrer verliert sich in den Optionen. Sprache? Geste? Touchen und Swipen? Oder doch einfach das Multiwheel benutzen? Die gute Nachricht ist: Alle Steuerungsfunktionen arbeiten tadellos. Die schlechte: Bis sich der Hersteller für ein oder zwei der Möglichkeiten entscheidet, um die Bedienung seiner Autos in Zukunft weiter zu vereinfachen, wird es wohl noch dauern. Bis dahin hat der Kunde beim BMW X5 die Qual der Wahl.

Selbstständig aus der Parklücke

Weiterentwickelt haben die Bayern auch ihre Assistenzsysteme. Am beeindruckendsten zeigt sich das beim Einparken. Mehrere Kameras und Sensoren arbeiten hier zusammen. Nähert sich das SUV einem Bordstein, schwenkt die Ansicht auf dem mittleren Display in die Vogelperspektive, so dass genau zu sehen ist, wie weit das Auto noch entfernt ist, bevor es den Bürgersteig trifft. Wem selbst das zu kompliziert ist, für den gibt es eine Rangierhilfe. Das SUV merkt sich die letzten 100 Meter seiner Fahrt. So kann es sich per Knopfdruck aus einer zu eng gewordenen Parklücke selbstständig herausmanövrieren.

Aber auch der Tempomat, der im Zusammenspiel mit einem Abstandsmesser eine Vorstufe des autonomen Fahrens bietet, so lange die Hände am Steuer bleiben, arbeitet wesentlich präziser. War das Lenkrad bei diesen Systemen in der Vergangenheit permanent in Bewegung, um den Kurs korrigieren, so bleibt es beim BMW X5 deutlich ruhiger. Nur mit Baustellen hat es immer noch seine Probleme und verwechselt die neuen mit den alten Fahrbahnmarkierungen.

Ein klarer Sieger

Der Land Rover Discovery kann dagegen nicht bestehen. Er ist bereits seit 2017 auf dem Markt. In der Automobilindustrie, die immer mehr durch Digitalisierung bestimmt wird, ist das eine Ewigkeit. Alles im BMW X5 funktioniert einfach etwas besser. Der Dreiliter-Diesel mit 265 PS leistet sich keine Schwächen, die Automatik schaltet perfekt, die Dämmung ist Innenraum ist so gut, dass kaum Geräusche von außen nach Innen dringen. Selbst der Innenraum wirkt hochwertiger, da sich BMW offensichtlich mehr an seiner 7er-Reihe orientiert und den X5 in der Oberklasse etablieren will. Im Land Rover Discovery gibt es dagegen wesentlich mehr Kunststoff.

Das britische SUV kann nur in zwei Bereichen punkten: Der Kofferraum ist mit 981 bis 2500 Litern Volumen wirklich gewaltig. Hier kann der BMW X5 mit 650 bis 1870 Litern nicht mithalten. Und der Discovery ist in seiner Basis-Variante mit Zweiliter-Diesel mit 240 PS wesentlich günstiger als sein deutsches Pendant. Er kostet mit 59 500 Euro fast 10 000 Euro weniger als der X5 (ab 69 200 Euro). Die bessere Wahl ist trotzdem der BMW. Er ist rundum das gelungenere SUV. Mit vielen technischen Features, die das Autofahren nicht nur angenehmer, sondern auch sicherer machen.

Die Testwagen wurden der Redaktion vom Hersteller zur Verfügung gestellt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4467841
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dd
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.