BMW und Toyota:Neue Angstgegner für Boxster, Cayman und TT

BMW-Designstudie soll auf nächste Generation des Z4 einstimmen

BMW wird beim Z4 vorerst nur ein Stoffverdeck anbieten. Wer ein Coupé will, muss zur Toyota Supra greifen.

(Foto: Agnieszka Doroszewicz/dpa/BMW)
  • Auf dem auf dem Concours d'Elegance in Pebble Beach zeigte BMW den neuen Z4 als seriennahe Studie.
  • Der Roadster entstammt einer Kooperation mit Toyota, das daraus die neue Supra machen wird, die jedoch vorerst nur als Coupé auf den Markt kommt.
  • Die bayerisch-japanischen Zwillinge versprechen, die neuen Angstgegner für den Porsche Boxster/Cayman und den Audi TT zu werden.

Von Georg Kacher

Man kennt sich, man respektiert sich, man mag sich. Auf der einen Seite die Führungsriege von BMW, auf der anderen Herr Toyoda. Der Toyota-Chef fährt Rennen, lässt gelegentlich richtig gute Autos bauen, wie den Lexus LF-A oder den Toyota GT86, und hat im Rahmen seiner Nürburgring-Starts die Produkte von BMW schätzen gelernt. Man kam sich näher, besuchte einander, lotete aus, ob da vielleicht mehr gehen könnte.

Auf der Teststrecke bei München durfte der ebenso mächtige wie bescheidene Firmenchef regelmäßig ein paar Runden in fast serienreifen BMW-Modellen drehen. Im Prinzip ist es seiner Begeisterung für das Produkt zu verdanken, dass es überhaupt einen neuen Z4 von den Münchnern gibt: Ohne den Kooperationspartner aus Fernost hätte sich das Nischenmodell nämlich kaum gerechnet.

Nun also der neue Z4. Bei dem Modell in der vierten Generation darf künftig das sperrige, Platz raubende versenkbare Hardtop einer Kapuze aus Stoff weichen, die bei Wind und Wetter ein emotionaleres Fahrerlebnis vermittelt. Außerdem reicht der Stauraum auch bei geschlossenem Verdeck ab sofort wieder für das Gepäck eines Kurzurlaubers.

Toyota-Kunden haben ohnehin rund um die Uhr ein Dach über dem Kopf, denn die Supra, so der Name des in Kooperation mit den Bayern gefertigten Toyota-Modells, gibt es nur als Coupé. Ein Rollentausch bei halber Laufzeit ist allerdings nicht ausgeschlossen.

Entwickelt in München, von der ersten bis zur letzten Schraube

Anfangs wollte BMW beide Zweisitzer zuerst in Spartanburg und dann in Regensburg bauen, doch am Ende bekam Magna als neutraler Dienstleister den Zuschlag. Entwickelt wurde der Wagen in München, und das von der ersten bis zur letzten Schraube. Als Basis dient die neue Modulplattform für Heckantriebs-Autos, Clar genannt (steht für "Cluster-Architektur"). Die ist variabel, leicht, steif und ausbaufähig. Obwohl die Techniker alle fahrdynamischen Register gezogen haben, gehören die zweieiigen Zwillinge mit 1350 bis 1430 Kilo zu den Leichtgewichten der Gattung.

Die Supra debütiert im Herbst auf der Tokyo Motor Show; bis dahin gibt sich Toyota bei der Frage nach Technikdetails schmallippig. V6, Allrad, Hybrid? Kein Kommentar. Wenigstens hat ein Sprecher nicht dementiert, dass BMW auch den Antriebstrang zuliefern wird. Das wäre schon deswegen bemerkenswert, weil der Reihen-Sechszylinder in München gehütet wird wie der heilige Gral. Für den ebenfalls ab Frühjahr 2018 lieferbaren Z4 werden folgende Motorisierungen erwartet: ein 2,0-Liter-Vierzylinder mit 197 und 265 PS, dazu das 340 PS starke 3,0-Liter-Aggregat aus dem 340i. Nur die kleinste Maschine gibt es mit einem Schaltgetriebe.

Beide Autos sehen eigenständig aus

Erlkönigfotos zeigen sehr ähnlich gestaltete Innenräume. Klar: Bei Sitzen, Oberflächen und Instrumenten wird differenziert, doch die Elektronik muss man sich wohl oder übel teilen, und auch das iDrive-Bediensystem kann Toyota vermutlich nicht einfach neu erfinden. Dennoch ist es kaum vorstellbar, dass die Supra von BMW-Händlern gewartet und repariert wird. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist die äußere Form: Obwohl Scheibenwinkel, Schottwand, Türausschnitte und Radstand identisch sind, überrascht das Coupé durch seine eigenständig-markante Optik. Der Z4 wirkt schnittig und cool.

Um den Preis auf dem Niveau des Vorgängers zu halten, bleiben Hightech-Features wie Hinterachslenkung, Luftfederung, Doppelkupplungs-Getriebe und Vierradantrieb außen vor. Die Liste der fahrdynamischen Verführungen konzentriert sich vielmehr auf Verstelldämpfer, Sportbremse, maximal 19 Zoll große Räder und das rundum kernigere M-Paket. Eine 388 PS starke M-Performance-Variante ist denkbar, aber (noch) nicht beschlossen. Der vom M4 abgeleitete Z4M bleibt auch diesmal unrealisiert: zu kleine Stückzahlen, zu teuer, zu dicht am Cabrio.

Wie geht es mit der fragilen Ost-West-Beziehung weiter?

Für die Abstimmung beider Varianten zeichnet BMW verantwortlich. Insider geraten ins Schwelgen: messerscharfes Handling, Grip ohne Ende, Instant-Bremse, präzise Lenkung. Laut Flurfunk ein Auto für harte Männer, auf der Nordschleife Schnellster seiner Klasse, der neue Angstgegner von Boxster/Cayman und Audi TT - Toyoda darf schon mal den Rennoverall bereitlegen.

Trotzdem ist unklar, wie es weitergeht mit der fragilen Ost-West-Beziehung. Warum fragil? Weil die beiden wichtigsten Gemeinschaftsprojekte in den Gremien versickert sind: Bei der Brennstoffzelle zogen die Partner nur zu Beginn am gleichen Strang, die angedachte Kooperation zwischen Mini und Toyota wurde nicht umgesetzt. Was bleibt, sind vereinzelte Motorenlieferungen und viele Ideen. Entschieden ist aber noch nichts.

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