BMW-Roller C1:Ins Abseits gerollt

Vor zehn Jahren stellte BMW den C1 vor - ein Motorroller mit Dach. Eine gute Idee, die aber schnell scheiterte. Eine Fehlersuche

Ulf Böhringer

Das Erstaunen war groß, als BMW vor jetzt zehn Jahren einen völlig ungewöhnlichen Motorroller vorstellte - und so mancher musste zwei Mal hinsehen, um das zu glauben. C1 hieß die Premiere, ein Motorroller mit Dach. Ein revolutionäres Konzept, denn: Ein von vorne nach hinten geschwungener Aluminiumrahmen umgab den mit Überkreuz-Sicherheitsgurt fixierten Fahrer komplett, machte das Zweirad so zum sichersten der Welt, bot vergleichsweise viel Wind- und Wetterschutz - und auch die Helmpflicht war kein Thema mehr. Doch das C1-Konzept floppte: Nach nur drei Jahren, montiert wurden die Roller bei Bertone in Turin, und 33.714 verkauften Exemplaren nahmen die Münchner den überdachten Roller bereits wieder vom Markt.

BMW-Roller C1: Sicher, aber nicht unbedingt schön: Der überdachte C1 konnte vor allem die jüngere Kundschaft nicht überzeugen.

Sicher, aber nicht unbedingt schön: Der überdachte C1 konnte vor allem die jüngere Kundschaft nicht überzeugen.

(Foto: Foto: oh)

Die Gründe für das Scheitern des C1 sind vielfältig. Zum einen waren die beiden Varianten - als Leichtkraftroller mit 125- Kubik-Einzylinder und 15PS, als Kraftroller mit 176 Kubik und 18 PS - schlicht zu teuer. Wenigstens 9990 D-Mark kostet seinerzeit die kleine Version, stolze 10.490 D-Mark die größere. Und wer sinnvolle Extras wie ABS, Gepäckbox oder ein Soziussitz haben wollte, musste noch tiefer in die Tasche greifen; sogar der Schalter für die Warnblinkanlage war aufpreispflichtig.

Entscheidend für den Flop war aber auch, dass der C1 bei der wichtigen Zielgruppe der jüngeren Kundschaft seines optischen Auftrittes wegen als "uncool" galt; so mancher Spott machte die Runde, vom "halben Smart" war die Rede. Und obendrein fehlte Geld für umfangreiches Marketing, das dieses völlig neue Fahrzeugkonzept für einen Markterfolg dringend gebraucht hätte.

Hendrik von Kuenheim, seit 2008 Chef von BMW-Motorrad, sieht weitere Mankos: "Das Fahrzeug war zu kopflastig, der Sound unattraktiv, der Ständer-Mechanismus zu anfällig für Fehlbedienungen und die Einsitzigkeit ebenfalls ein wunder Punkt." Hans Sautter, ehemals Pressechef von BMW-Motorrad, bedauert das Scheitern des C1 noch heute: "Es war und ist ein geniales Konzept, dem man vielleicht nicht genug Zeit gegeben hat. Und Sicherheit ist leider ein Thema, das besonders in den größten Rollermärkten wie in Italien, Spanien oder Frankreich keinen hohen Stellenwert hat. Das hat sich auch beim ABS für Motorräder gezeigt, das sich erst jetzt, 20 Jahre nach der Einführung durch BMW, auf dem Markt wirklich voll durchgesetzt hat."

Heute genießt der C1 Kultstatus

Immerhin: Heute genießt der C1 sozusagen Kultstatus. Wer noch einen dieser Roller sein Eigen nennt, gibt ihn nicht her; und die wenigen angebotenen Gebrauchten werden zu hohen Preise gehandelt. Längst gibt es in der Republik C1-Stammtische, längst trifft sich die C1-Gemeinde weltweit im Internet. Und nicht nur dort hofft man darauf, dass das, was derzeit nur Gerücht ist, wahr wird: die baldige Wiederauferstehung des überdachten BMW-Rollers.

"Das grundsätzliche C1-Konzept bringt hervorragende Anlagen für ein Elektrofahrzeug mit", sagt Hendrik von Kuenheim. Zwar gäbe es derzeit noch keine Prototypen zu Testzwecken, doch deren Fertigung sei machbar, ein Serienfahrzeug dauere aber noch. "Vor dem Jahr 2014 wird kein seriöser Anbieter ein wirklich alltagstaugliches Elektro-Zweirad präsentieren können", legt von Kuenheim den Zeitrahmen fest. Aber dass BMW dann ganz vorne dabei sein will, dementiert er nicht.

Sicher aber ist, dass ein möglicher Nachfahre des C1 dann nicht mehr so heißen wird. Denn diese Modellbezeichnung hat BMW 2004 nach Frankreich verkauft und ziert nun seit 2005 den Kleinwagen Citroën C1.

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