BMW M1 neu:Träumen muss erlaubt sein

Beim Concorso d'Eleganza ließen BMW-Designer Hüllen fallen. Zum Vorschein kam der Traum eines Supersportwagens namens "BMW M1 Hommage" - eine motorlose Designerphantasie, die Hoffnungen weckt.

Susanne Kilimann

"Fantastico", "great car", "Wahnsinns-Geschoss". Über mangelnde Begeisterung konnte sich BMWs Designerriege wirklich nicht beklagen. Die Überraschung war den Bayern auch perfekt geglückt: Beim Concorso d'Eleganza am Comer See präsentierten sie erstmals ihre jüngste Designstudie - den "BMW M1 Hommage". Der Supersportwagen-Designstudie ist die Neu-Interpretation des legendären M1, mit dem die bayerische Autoschmiede Ende der siebziger Jahre ein Stück Automobilgeschichte geschrieben hat.

BMW M1 neu: "Vom  M1 träumen alle BMW-Designer", so Adrian van Hooydonk, Design-Leiter in der bayerischen Autoschmiede.

"Vom M1 träumen alle BMW-Designer", so Adrian van Hooydonk, Design-Leiter in der bayerischen Autoschmiede.

(Foto: Foto: Pressinform)

Die Neuinterpretation einer Legende

Ein Verkaufsschlager war der kompromisslos auf Rennwagen getrimmte Keil, den BMW 1978 auf den Markt brachte, nicht gerade. Bereits nach drei Jahren wurde die Produktion wieder eingestellt. Dafür hat der Supersportwagen seinerzeit mit innovativer Technik und einem zukunftsweisenden Aerodynamik-Design für Furore gesorgt. Kaum ein anderer deutscher Hersteller hatte ein ähnlich schnelles Serienmodell am Start, eines, das den Sprint von Null auf Tempo 100 in 5,6 Sekunden hinlegte. Eines, das Ende der Siebziger mit 262 Stundenkilometern über die Autobahnen fegte.

"Vom M1 träumen alle BMW-Designer. Zumindest jede zweite Nacht", so Adrian van Hooydonk, Design-Leiter in der bayerischen Autoschmiede. Dass man die herausragenden Gestaltungsmerkmale des von Giorgio Guigiaro gezeichneten Vorgängers aufgreift, wenn man mit der Neu-Interpretation der Legende beauftragt wird, stand für Hooydonk und sein Team von Anfang an fest. Unverzichtbar das Doppelemblem am Heck, das bei BMW seit jeher ein Fahrzeug mit Mittelmotor kennzeichnet - das trägt der M1 Hommage ebenso wie das historische Vorbild. Wie beim Vorgänger wurden die Lamellen wieder über die Heckscheibe gelegt.

Träumen muss erlaubt sein

Auch an den Proportionen und an den Außenmaßen hat das Hooydonk-Team nicht viel gerüttelt. Die Fahrgastzelle wurde dagegen zeitgemäß vergrößert, wie der gewachsene Radstand verrät. Eindrucksvoll neu interpretiert wurden die Scheinwerfer. Beim M1 waren sie "unsichtbar" - bis sich die Klappen öffneten. Beim Hommage-Fahrzeug verstecken sich LED-Leuchten äußerst elegant in einem extrem schmalen Frontschlitz.

Ins 21. Jahrhundert geliftet

Dass 30 Jahre zwischen dem originalen M1 und der Designstudie liegen, zeigen die spannungsreichen Oberflächen des neuen Designer-Wurfs besonders prägnant. Ging es Giuigiaro und vor ihm dem BMW Turbo-Designer Paul Bracq in erster Linie um die keilförmigen Formen und die extrem flache Straßenlage der Renngeschosse, so hat sich im 21. Jahrhundert ein ausmodelliertes Oberflächendesign wieder als Emotionsträger etabliert. Kein Wunder also, dass Hooydonk & Co den aalglatten M1 mit starken, sinnlichen Schwüngen ins 21. Jahrhundert geliftet haben.

Im ersten Schritt allerdings bestimmt technische Substanz die gesamte Gestalt. Jedes Detail erfüllt einen Zweck. Die prägnanten Doppelniere zum Beispiel: Sie ist Teil einer ausgefeilten Aerodynamik, dient der Luftführung zur Motorkühlung und ist zudem die Front einer Crash-Box - ähnlich dem Monococque-Chassis eines Formel-1-Rennwagens.

Träumen muss erlaubt sein

Vom Flugzeugbau haben sich die BMW-Designer auch noch einiges abgeschaut. Die Karosserie des gesamten Fahrzeugs stellt ein einziges, ausgeklügeltes Luftführungssystem dar: So findet zum Beispiel in der schwarzen, zurückgesetzten Fuge unterhalb der Dachlinie die Kühlluftführung für den Motor Platz. Kleine Lamellen und Öffnungen lenken den Luftstrom ebenfalls in den Motorraum.

Statt aggressives Rot jetzt Metallic-Orange

Das aggressive Siebziger-Rot hat die Designer-Crew in ein effektvolles Metallic-Orange verwandelt. Die neuentwickelte Farbe verleiht der modellierten Oberfläche noch mehr Tiefe und fasziniert mit dramatisch changierenden Reflexen. Ein Schauspiel, nicht nur im Scheinwerferlicht vor der noblen Villa d'Este. "Ein Projekt wie dieses ist eine wertvolle Inspirationsquelle für unsere tägliche Arbeit", kommentiert Designleiter Hooydonk. Sportwagenfans hätten gern Konkreteres gehört. Aber träumen ist ja erlaubt. Auch BMW Turbo und BMW M1 waren ursprünglich lediglich als Prototyp beziehungsweise Kleinserienmodell geplant. Warum also sollte die M1 Hommage nicht in Serie gehen?

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