BMW 7er neu:Die Zukunft der Saurier

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Mit neuer Technik sollen Limousinen wie der 7er-BMW überleben - also mit innovativer Öko-Technik und weniger Gewicht. Mit den ersten Bildern des Neuen

Jörg Reichle

Benzin und Diesel sind so teuer wie nie, Emissionen von Schadstoffen stehen im Fadenkreuz der öffentlichen Kritik - die Zeiten, in denen Autofahrer so sorglos mit Ressourcen umgehen durften, als gäbe es kein Morgen, sind endgültig vorbei. Entsprechend verändert sich auch das Interesse der Käufer. Wer nicht gerade einen Hubraum- und PS-starken Dienstwagen fahren darf, sondern den Sprit an der Tankstelle selbst bezahlen muss, folgt zunehmend der Devise: klein, leicht, sparsam. Nach einer repräsentativen Umfrage des Zulieferers Continental ziehen inzwischen fast 46 Prozent der Deutschen den Kauf eines Elektroautos in Erwägung. Und wer kein Geld hat für einen neuen Wagen, fährt eben langsamer. Auf der Autobahn ist das gut zu beobachten dieser Tage.

Absatz bricht ein

Vor diesem Hintergrund wirken Luxuslimousinen, schwere Geländewagen oder superschnelle Sportautos zunehmend wie Boten aus einer surrealen Welt. Darüber können auch noch so prunkvolle Premierenfeiern, wie sie BMW gerade aus Anlass des neuen 7er zelebriert, nicht hinwegtäuschen. Die Verkaufszahlen der drei deutschen Hersteller in der Luxusklasse sprechen jedenfalls Bände. So ging der Absatz der Mercedes S-Klasse 2007 weltweit zwar nur um 0,5 Prozent zurück, in Deutschland sank er aber um zwölf Prozent. Vom alten 7er verkaufte BMW global 11,6 Prozent weniger, in Europa brachen die Verkäufe sogar um knapp 30 Prozent ein. Hier mag freilich auch eine Rolle gespielt haben, dass viele Käufer lieber auf das neue Modell warten wollten.

Auch Audi blieb mit dem großen A8 nicht vom Abschwung verschont. Wobei ein Blick auf die unterschiedlichen Märkte ein differenziertes Bild ergibt. Während in Deutschland die Verkäufe 2007 gegenüber dem Vorjahr nur leicht zurückgingen (5500 auf 5400) stürzte der Absatz in den USA von 5000 Autos 2006 auf 3800 im vergangenen Jahr ab. Mercedes verlor dort zwölf Prozent. Nur in Asien scheinen noch goldene Zeiten für Luxusautos zu herrschen. Allein in China verkaufte BMW im vorigen Jahr 42 Prozent mehr 7er als 2006.

Dass die Zeiten schlecht sind für hubraumstarke Spritfresser, haben die Autobauer längst erkannt. Entsprechend intensiv sind die Anstrengungen, diesen Modellen wenigstens relative Sparsamkeit zu verordnen. Großes Auto, kleiner Motor - diesem Grundsatz folgt die Modellpolitik inzwischen in München, Stuttgart und Ingolstadt, auch wenn die Achtzylinder mit einem Verbrauch von mehr als 20 Litern weiter im Programm bleiben. So gibt BMW für den kleinsten Dieselmotor des neuen 7er, einen Dreiliter-Sechszylinder mit 245 PS, einen Durchschnittsverbrauch von 7,2 Liter an. Der sparsamste Benziner des Audi A8 braucht 8,3 Liter auf 100 Kilometer.

Ihre renditestarken großen Baureihen nutzen alle Hersteller aber auch als Vorreiter für kostenintensive neue Antriebstechnologien. So wird Mercedes im nächsten Jahr die S-Klasse auch als Hybrid-Modell anbieten. Der neue Audi A8, der 2009 auf den Markt kommt, soll ebenfalls mit dieser Technologie angeboten werden. Dazu kommen bereits heute umgesetzte Sparmaßnahmen wie Energie-Rückgewinnung beim Bremsen oder Start-Stopp-Automatik. Wenn Luxusautos eine Zukunft haben sollen, dann nur so: mit innovativer Öko-Technik und weniger Gewicht. Das bedeutet aber auch, dass Luxus im Sinne von Verantwortung neu zu interpretieren ist. Autos wie der neueste BMW müssen sich daran messen lassen.

© SZ vom 04.07.2008/gf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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