BMW 7er High Security:Neuer Luxus-Panzer

Eine gepanzerte Limousine aus Stuttgart? Kam für den bayrischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß nicht in Frage. So drängte er BMW vor knapp 30 Jahren ins Sicherheitsgeschäft - mit Erfolg.

Stefan Grundhoff

Der ehemalige bayrische Ministerpräsident Franz Josef Strauß liebte Bayern und jeder sollte es sehen. Als die deutschen Politiker in den siebziger Jahren zunehmend ins Ziel von Terrorangriffen der Roten Armee Fraktion rückten, wurde der Ruf nach gepanzerten Limousinen immer lauter. Die meisten Politiker und Köpfe von Wirtschaftsunternehmen ließen sich fortan allein in gepanzerten Limousinen mit Begleitschutz befördern.

BMW 7er High Security

Optisch unterscheidet sich der gepanzerte Siebener kaum von den Standardversionen.

(Foto: Foto: oh)

Bis in die späten siebziger Jahre bot fast ausschließlich Mercedes-Benz Panzerfahrzeuge der S-Klasse an. Das wollte Franz Josef, der König von Bayern, nicht auf sich und seinem Bundesland sitzen lassen. Der bayrische Ministerpräsident wollte standesgemäß, wie es sich für einen Landesvater gehört, in einem BMW vorfahren. So drängte er BMW am Ende des Jahrzehnts dazu, zwei Limousinen von Typ BMW 733i als Panzerversion für die bayrische Staatsregierung umzubauen.

"Vorher gab es nur die gepanzerten S-Klassen. Und die ersten gepanzerten 7er BMW waren von uns nur schwer zu fahren", so ein ehemaliger Personenschützer aus dem Mitarbeiterstab der bayrischen Polizei, "auf schnellen Landstraßenkurven verwand sich die Karosserie derart, dass man durch die Fugen der Türen durchschauen konnte."

Doch fortan musste sich Franz-Josef Strauß nicht mehr in einem gepanzerten Mercedes 450 SEL durch seinen Hofstaat chauffieren lassen. Dass die ersten Panzer bei dynamischer Fahrt ihre Schwächen hatten, wussten nur Experten. Und die Panzerung war so stark, dass selbst Überfälle mit Maschinengewehren und Handgranaten kaum Erfolg versprochen hätten.

Gepanzert nach ballistischen Richtlinien

Wie sich die Zeiten geändert haben. Mittlerweile baut BMW gepanzerte 7er BMW in der fünften Generation und gehört weltweit mit zu den bekanntesten Herstellern für gepanzerte Fahrzeuge. Auf der vergangenen IAA feierte der gepanzerte BMW 760 Li seine Weltpremiere. Der bayrische Ministerpräsident Horst Seehofer wird einer der ersten sein, der sich über die neue Panzerlimousine freuen kann.

Im Sommer nächsten Jahres bekommt die bayrische Staatsregierung dann ein zweites neues Produkt. Denn den technologischen BMW-Vorsprung will Audi nicht auf sich sitzen lassen. Der neue Audi A8 kommt gerade in den Handel - kurz danach soll auch hier die neue Panzerversion verfügbar sein. Der Zeitdruck ist groß, denn längst messen sich die schwer gesicherten Panzerlimousinen weltweit in einem harten Wettbewerb.

Nicht nur in Europa hat Mercedes-Benz auf dem Markt der gepanzerten Limousinen fest die Hosen an. Zahlreiche Regierungen auf der ganzen Welt setzen seit Jahrzehnten auf gepanzerte S-Klassen. Doch mehr und mehr bringen sich in den letzten zwei Jahrzehnten andere Hersteller ins Gespräch. Neben Audi, Jaguar, Cadillac und Volkswagen erfreuen sich gepanzerte Luxuslimousinen von BMW großer Beliebtheit in gefährdeten Regionen: von Russland und Osteuropa über Südamerika und Spanien bis nach Italien.

Die jetzt vorgestellten Modelle BM 760 Li High Security und BMW 750 Li High Security sind die weltweit ersten Fahrzeuge, die gemäß der ballistischen Richtlinie BRV 2009 zertifiziert wurden. Der gepanzerte 7er BMW der neuen Generation ist damit eines der bestgeschützten Fahrzeuge weltweit. Beide Versionen sind in die neue Widerstandsklasse "7" eingestuft, die gepanzerten Karosserieteile entsprechen dabei den Anforderungen der Widerstandsklasse "9".

Von außen ist kaum etwas zu sehen

Optisch unterscheidet sich der gepanzerte Siebener dabei kaum von den Standardversionen. Jedoch besteht die Karosserie aus Spezialstählen und Elementen aus hochfesten Kunstfasern, die das Eindringen von Kugeln und Splittern in den luxuriösen Innenraum verhindern. Neben der rund sechs Zentimeter dicken Sicherheitsverglasung werden die Insassen durch Spezialplatten an Dach, Unterboden, Türen und Säulen gegen Angriffe von außen geschützt.

Gegen Giftgasangriffe verfügt die gepanzerte Limousine über eine eigene Luftversorgung. Sollten die Schutzpersonen den gepanzerten BMW zum Beispiel bei einem Überschlag verlassen müssen, können Front- und Heckscheibe auf Knopfdruck abgesprengt werden.

Ansonsten gibt es im Innenraum den bekannten 7er-Luxus mit klimatisierten Massage-Einzelsitzen aus Leder, Telefonen und TV- und DVD-Entertainment. So kommt für Horst Seehofer bei der nächsten Fahrt von der Münchner Staatskanzlei ins heimische Ingolstadt keinerlei Langeweile auf.

Den besten Schutz für die gefährdeten Insassen bietet immer noch die Flucht. Das knapp vier Tonnen schwere Topmodell BMW 760 Li High Security wird vom neuen Zwölfzylinder mit sechs Litern Hubraum und 400 kW / 544 PS und 750 Nm angetrieben. Den Spurt 0 auf 100 km/h schafft der Bayer in 6,2 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit wurde wegen der Reifen mit Notlaufeigenschaften auf 210 km/h abgeriegelt.

Sonderausstattungen für Regierungen? Aber selbstverständlich!

Das Fahrwerk wurde auf die schwere Panzerung ebenso abgestimmt wie Regelsysteme und Bremsanlage. Innenbelüftete Scheiben, eine verstärkte Faustsattelbauweise an Vorder- und Hinterachse gewährleisten extreme Standfestigkeit und maximalen Bremskomfort.

Für Behörden, Regierungen und den diplomatischen Dienst gibt es eine Reihe von Sonderausstattungen. Dabei reicht das Spektrum von Standartenhaltern über Funkanlagenvorbereitung bis zum Waffenkasten in der Mittelkonsole zur Aufnahme von zwei Maschinenpistolen. Alle gepanzerten Siebener-Modelle verfügen über eine automatische Feuerlösch- und eine Gegensprechanlage.

Die Standardpanzerungen für die Versionen von BMW 5er und BMW X5 kommen aus Toluca in der Nähe von Mexiko City kommen, der schwer gepanzerte 7er BMW wird wie die ungepanzerte Version in Dingolfing produziert.

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