BMW 6er Cabriolet:"I like Your Ca', Bra'!"

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Dritt- oder Viertauto? Egal. Wer es sich leisten kann und mag, dem wird das neue 6er Cabrio von BMW ans Herz wachsen. Gerade, weil es auch ein paar fast liebenswerte Mängel aufweist. Die erste Ausfahrt.

Günther Fischer, Kapstadt

Der erste Eindruck: Mann, ist das gelungen. Wie beim 5er ist jetzt auch beim neuen 6er Cabrio von BMW, das kurioserweise diesmal noch vor dem Coupé auf den Markt kommt, die Designwelt wieder in Ordnung.

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Das neue 6er Cabrio ist flacher als zuvor, jede scharfe Kante sitzt am richtigen Platz, die Seitenansicht wirkt Pfeil-artig, nervige Sicken sind ebenso Vergangenheit wie das unschöne Bürzelheck des Vorgängers. Auch das hervorragend gedämmte und vollelektrische Stoffdach mit seinen seitlichen Finnen blieb nahezu unverändert (BMW wechselte nur den Zulieferer). Die BMW-Niere vorne steht nun wieder steiler, fällt nach unten ein wenig nach hinten ab und gibt so den Haifisch.

Kein neues Auto aber auch ohne Dimensionen-Wachstum - der neue Sechser macht da keine Ausnahme. Er wurde länger und breiter: Er ist nun 4,89 Meter lang und etwas mehr als zwei Meter breit (Außenkante Außenspiegel).

Damit wuchs auch der Radstand um 7,4 Zentimeter auf 2,86 Meter und weckte kurz ein paar Hoffnungen für den Fond des 2+2-Sitzers. Aber: Dieser Mehrplatz kommt nur marginal dem Innenraum zugute - der Platz wird für den gesetzlich vorgeschrieben Fußgängerschutz und damit für den Vorbau des Autos benötigt. Der Motor wanderte auch deswegen hinter die Vorderachse.

Kleines Trostpflaster: Zumindest "ein bisschen was" kommt auch dem Raum hinter der Vordersitzen zugute, da stehen "die Rücklehnen im Fond jetzt weniger steil", so ein BMW-Sprecher. Soll heißen: Wer will, kann jetzt etwas bequemer auf der Rückbank lümmeln.

Ansonsten hat auch das Interieur vom Modellwechsel profitiert: Die BMW-typische Fahrerorientierung des Cockpits ist wieder zurück, alle Linien bis hin zum inneren Türgriff vermitteln einen ungestümen Vorwärtsdrang, die Materialien sind prima ausgewählt und verarbeitet.

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Die Ledersitze, und das ist neu, werden auf Wunsch mit einer sogenannten "SunReflective Technology" ausgestattet, das heißt: Sie sollten sich bei direkter Sonneneinstrahlung nicht mehr allzusehr aufheizen. Falls doch, stünde zur Abkühlung natürlich eine aktive Sitzbelüftung bereit (Aufpreis).

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Für die ersten Ausfahrten in Kapstadt - "Der einzige Ort, wo man um diese Jahreszeit ein Cabrio vorstellen kann", so BMW - stand nur ein Auto, respektive ein Motor, zur Verfügung: das Topmodell 650i mit dem neuen, 300 kW / 407 PS starken V8-Turbo-Motor. Das Sechszylinder-Modell 640i (235 kW / 320 PS) drapierte BMW nur pittoresk vors Veranstaltungshotel.

Neu ist auch das Achtgang-Automatikgetriebe, das, so BMW, rund neun Prozent Treibstoff sparen soll - obwohl das Auto im vergleich zum Vorgänger nicht leichter geworden ist und leer knapp zwei Tonnen wiegt. Trotz reichlichem Einsatz von Kunstoff und Aluminium.

Mit dem V8 unter der Haube sprintet das 6er Cabrio, wenn gewollt, in fünf Sekunden von 0 auf Tempo 100 und wird bei Tempo 250 sanft abgeregelt. Der Motor stemmt ein bulliges Drehmoment von 600 Nm auf die Kurbelwelle, das zwischen 1750 und 4250 U/min bereitsteht. Das nennt man auch: Kraft im Überfluss.

Der 650i lässt sich trotz des hohen Gewichts äußerst agil bewegen - er will und soll ja auch ein Sportwagen sein. Das Fahrwerk, eine Kombination aus Doppellenker-Vorderachse, Integral-Hinterachse und optionaler Wankstabilisierung, kaschiert das Gewicht dabei ziemlich gut. Wer sich das "AdaptiveDrive-System" leistet, darf zudem über verschiedene Fahrwerkseinstellungen gebieten (wie schon aus dem 5er und dem 7er bekannt). Aber selbst in Sport-Plus-Modus ist der Wagen nicht aus der Ruhe zu bringen, trocken unterbindet das ESP selbst kleine Driftwünsche.

Das hohe Gewicht zeitigte aber ein unschönes Ergebnis. BMW gibt einen Normverbrauch von 10,7 Liter an, was für einen Turbo-V8 ein schöner Wert wäre. Die Realität sah anders aus: Bei verschärfter Fahrweise pendelte sich der Verbrauch zwischen 17 und 21 Litern ein, eine Tankfüllung (ca. 70 Liter) hätte da kaum 400 Kilometer gereicht. Nur mit sehr zurückhaltender Fahrweise gelang es uns, den Verbrauch auf unter 13 Liter zu drücken.

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Der Einsatz des Achtgangs-Getriebes hat zumindest in diesem Punkt nicht viel gebracht. Auch fehlt - noch - eine Start-Stopp-Automatik (der Sechszylinder hätte sie gehabt). Wir werden deswegen entschlossen darauf warten, das hoffentlich bald einer der vielen wunderbaren BMW-Diesel auch im 6er Cabrio zum Einsatz kommt, selbst wenn der dann nicht so wunderbar brabbeln wird wird der V8 ... Auf der Negativseite verbuchten wir auch die zwar sehr präzise, aber leider ziemlich synthetisch wirkende Servolenkung mit dem sehr starken Rückstellmoment.

Darüber hinaus wunderten wir uns über ein zu schwach einrastendes Windschott, das schon bei Tempo 80 seinen Dienst verweigerte und wieder umklappte (soll nachgebessert werden); über das BMW-Logo am Kofferraum, das als Entriegelung fungiert, aber so schnell und stark zurückschnappt, das die Finger schneller eingezwickt sind als einem lieb sein kann. Und über eine elektrische Handbremse, die sich nicht - wie bei so vielen Mitbewerbern - beim Anfahren von alleine wieder löst. Dieses sogenannte "Drive Release" soll aber auch noch kommen - sagt BMW.

Aber welches Auto ist schon perfekt? Kleine Eigenwilligkeiten tragen nur dazu bei, das man gewisse Dinge umso fester ins Herz schließt. Und wenn es nur ein Auto ist. Ästhetisch ist das neue 6er Cabrio ohnehin eine Wucht - und die Kinderkrankheiten werden wohl wie immer zuverlässig beseitigt werden.

Der Eindruck, den das Cabrio bei den Fahrten rund um dem Kapstadter Tafelberg hinterließ, war denn auch immer positiv. Selbst bei den Schwarzen, die in Südafrika in der Regel nicht zur vermögenden Bevölkerungsschicht gehören: "I like Your ca', bra'!" war öfter mal zu hören. Simple Straßenverkäufer riefen beim Ampelstopp ein fröhliches "Perfect, Man!" rüber oder meinten: "Wenn ich das Geld hätte, wäre das mein Auto ..." Wen man ein wenig seine Fantasie bemüht, kann man sich tatsächlich vorstellen, dass selbst der Einsatz von Rapper-Bling-Bling dem Wagen nicht wirklich etwas antun kann.

Das von uns gefahrene Topmodell 650i steht mit einem Grundpreis von 94.300 Euro in der Liste (der 640i beginnt bei 83.300 Euro). Wer sich aber all die netten Extras leistet, die in unserem Testwagen verbaut waren - unter anderem Adaptive Drive, die Integral-Aktiv-Lenkung, das Navigationssystem, die Komfortsitze und vieles mehr - kommt schnell auf Endpreis von über 120.000 Euro.

Das ist viel, sehr viel Geld - aber das 6er Cabrio matcht sich ab März mit Konkurrenten wie Maserati GranCabrio, Mercedes SL, Jaguar XK, Aston Martin Vantage oder vielleicht sogar mit dem Bentley GTC.

Aber die Käufer all dieser Autos haben ohnehin eines gemeinsam: Geld war noch nie wirklich ihr Problem.

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