Blech der Woche (68): Glas Isard T 700:Goggos großer Bruder

Eigentlich sieht er aus wie ein eingeshrumpfter US-Straßenkreuzer. Aber genau das ist es, was Jürgen Böttger bis heute an seinem Glas gefällt.

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Blech der Woche (68): Glas Isard T 700

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Eigentlich sieht er aus wie ein eingeshrumpfter US-Straßenkreuzer. Aber genau das ist es, was Jürgen Böttger bis heute an seinem Glas gefällt.

Um es vorweg zu nehmen: Die Fahrzeugbezeichnung ist kein Druckfehler, das "d" am Schluss des Namens hat seine Berechtigung. Doch dazu später mehr. Jedenfalls handelt es sich um ein Exemplar jener Baureihe, die im Herbst 1957 von der Hans Glas GmbH aus Dingolfing, Bayern, auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt präsentiert worden war. Der nicht fahrfähige Prototyp unterschied sich allerdings erheblich von den in Serie produzierten Wagen, auch von dem, den Jürgen Böttger (oldcarlo) seit gut zehn Jahren sein Eigen nennt.

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Der Isar T 700 war eilig konstruiert worden, um wirtschaftliche "Aufsteiger" in diesen Jahren über das Goggomobil hinaus weiter an die Marke Glas zu binden.

Ursprünglich auf Frontantrieb ausgelegt, geriet die Fuhre aber ...

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... durch den vor der Vorderachse positionierten Motor viel zu kopflastig. So entschied man sich in Dingolfing kurzfristig für einen konventionellen Heckantrieb.

"Das auf den Frontantrieb hin konstruierte Getriebe wurde daher kurzerhand entgegen gesetzt eingebaut", weiß Jürgen. "Dies ergab ein höchst gewöhnungsbedürftiges Schaltschema: Der zweite und der vierte Gang lagen vorn, der erste und dritte hinten."

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Auf das Erscheinen des Autos, das zunächst als offiziell "Großes Goggomobil" angekündigt worden war, wartete Jürgen Böttger mindestens ebenso fieberhaft wie sein Vater, der in den fünfziger Jahren eine Glas-Vertretung am Niederrhein besaß.

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Die Verzögerung von über einem Jahr bis zum Beginn der Serienproduktion erschien den Böttgers endlos. "Als der Wagen dann kam, stand nichts mehr dran von Goggomobil, aber er sah in meinen Augen einfach toll aus, mit der Zweifarblackierung, der Panoramascheibe und ...

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... den angedeuteten Heckflossen über den Rückleuchten, die denen des Opel Kapitän P ähnelten, der als 'Schlüsselloch-Kapitän' bekannt wurde", erinnert sich Jürgen Böttger.

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Sein erster Neuwagen war dann doch kein Isar, sondern ein familientauglicherer Glas 1204. Der Wunsch nach einem eigenen Isar aber blieb bei dem Mitglied des Glas-Clubs haften.

Es war die amerikanisch anmutende Form, die Jürgen Böttger bis heute gefällt: "Ich finde, er sieht aus wie ein eingeschrumpfter Straßenkreuzer", lacht der Lehrer im Ruhestand.

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So wurde Jürgen Böttger auch sofort hellwach, als 1997 ein Isar im Raum Osnabrück angeboten wurde.

Es handelte sich um einen Re-Import aus Belgien, wo diese Fahrzeuge unter der Bezeichnung Isard angeboten wurden: Die gleichnamige Gemsenart aus den Pyrenäen scheint den Belgiern geläufiger gewesen zu sein als der Fluss bei München, nach dem die Baureihe hierzulande benannt wurde.

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Nach der Besichtigung in Niedersachsen kam es aber zunächst nicht zum Kauf. Die Preisvorstellung des Verkäufers für den 1964 gebauten Wagen deckte sich nicht mit meinen Vorstellungen", berichtet Jürgen Böttger.

"Doch offenbar machte die mangelnde Nachfrage den Anbieter mürbe, denn ein halbes Jahr später kam ein neues Preisangebot, und diesmal wurden wir uns einig. Die Überführung auf eigener Achse in meine Wahlheimat Karlsruhe schaffte das Auto problemlos."

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Technische Probleme hat der vom Vorbesitzer restaurierte Zweitürer auch bis heute nicht verursacht. Reparaturen beschränkten sich auf den Austausch zweier Stoßdämpfer, einer Spurstange und diverser Bremsleitungen.

Dabei gibt Jürgen Böttger zu, dass er sämtliche Arbeiten ...

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... an seinem Oldtimer lieber Fachleuten überlässt, trotz der väterlichen Vorgeschichte: "Ich habe fürs Schrauben einfach zwei linke Hände. Es reicht gerade, den Isar jedes Frühjahr aus dem fünfmonatigen Winterschlaf zu erwecken. Ich freue mich jedes Mal, wenn er nach der Standzeit problemlos anspringt."

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Die Leistung des Glas Isard T 700: zwei Zylinder; 688 ccm Hubraum; 30 PS. Höchstgeschwindigkeit 111 km/h; Verbrauch: ca. 8 Liter/100 km

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Während der Gültigkeitsdauer des Saisonkennzeichens von März bis Oktober sind Auto und Eigentümer des öfteren auf Oldtimertreffen im Umkreis von Karlsruhe anzutreffen - und natürlich auf den Jahrestreffen des Glas-Clubs.

"Aber die Fernfahrten nach Hamburg, Berlin und so weiter sind schon eine große Anstrengung für Auto und Fahrer", gibt Jürgen Böttger zu. "Die stehen wir beide nur mit mehreren Pausen durch."

Alle Fotos: Carsablanca

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