Blech der Woche (49): AMC Pacer:Let the sun shine in

Seinen größten Erfolg feierte der Pacer in der Filmkömodie "Wayne's World" - der Wagen war genauso skurril wir das Darsteller-Duo. Cristina Rychen suchte das etwas Abwegige - und fand ihren Wagen.

In der Serie "Blech der Woche" stellt die Redaktion von sueddeutsche.de Old- und Youngtimer vor - frei nach den Motti: Alte Liebe rostet nicht, oder: Liebe geht durch den Wagen. Schließlich ist die Beziehung von Mensch und Maschine eine unendliche Geschichte voller Leidenschaften.

Blech der Woche (49): AMC Pacer: Ein "Kompakter" aus Amerika: AMC Pacer

Ein "Kompakter" aus Amerika: AMC Pacer

(Foto: Foto: Carsablanca)

Cristina Rychen hat hin und wieder einen Hang zum Skurrilen, zumindest, wenn es um Fahrzeuge geht. Sie fährt nicht nur mit Begeisterung Harley, sondern hat sich auch in einen AMC Pacer verliebt.

Der AMC Pacer ist eines der ungewöhnlichsten Fahrzeuge der jüngeren Vergangenheit. Auch wenn er nicht - wie ursprünglich geplant - mit einem Wankelmotor ausgerüstet wurde, fällt der 1975 vorgestellte Zweitürer auf. Mit einer Länge von 4,32 Metern galt er in den USA als Kompaktwagen. Um den Kids einen bequemeren Einstieg in Mummy's Zweitwagen zu verschaffen, wurde die rechte der beiden sehr massiven Türen zehn Zentimeter länger geschneidert als die Fahrertür. "Kompakt" ist hier übrigens sehr amerikanisch gedacht: Der von 1975 bis 1980 gebaute Pacer ist mit 1,96 Metern breiter als eine aktuelle S-Klasse aus Stuttgart.

"Er ist selten, er ist außergewöhnlich - und er gefiel mir einfach!" So lautet Cristina Rychens schlichte Begründung für den Erwerb ihres Pacer. Bei der Suche nach dem in Europa recht raren Modell ging sie höchst pragmatisch vor. Anstatt in den Kleinanzeigen der einschlägigen Fachpresse zu stöbern oder sich mühsam durch die Autoforen zu klicken, gab die Frau aus dem deutsch-schweizerischen Grenzgebiet lediglich "Pacer kaufen" als Suchbegriff in eine große Suchmaschine ein.

Faktisch ein Blindkauf

Fündig wurde sie in Deutschland, was verwundert - bei den Franzosen war das Modell um einiges mehr verbreitet. "So habe ich mir Überführungskennzeichen besorgt, eine Freundin an einem freien Tag ins Auto gepackt und bin durch halb Deutschland gefahren, um den Pacer zu kaufen. Dann habe ich die Überführungsschilder dran geschraubt und bin rund 600 Kilometer heimgefahren."

Das Ganze war faktisch ein Blindkauf, denn von Autos hat Cristina Rychen nach eigener Aussage wenig Ahnung. Aber der Kauf erwies sich als weitgehend glücklich: "Abgesehen von einem Wackelkontakt bei der Beleuchtung, die sich durch den Einbau eines zusätzlichen Relais zur Räson bringen ließ, und eines Wassereinbruchs aus Richtung Motorraum, der mir ein unvorhergesehenes Fußbad bescherte, gab es keine unliebsamen Überraschungen", freut sich die stolze Besitzerin.

Die Klimaanlage funktioniert mit neuer Flüssigkeit problemlos, und der funktionsunwillige Tempomat ist ein Zukunftsprojekt. Deshalb kann sie die Frage nach negativen Erfahrungen mit ihrem Auto auch guten Gewissens verneinen: "Es gab nur schöne Erlebnisse. Schon auf der Heimfahrt vom Kauf wurde ich auf der Tankstelle trotz strömendem Regen von Schaulustigen umzingelt, und auch heute noch ist es so. Im Auto selbst geht es mir immer super, alle Leute die mich überholen lächeln, da hat man einfach immer gute Laune. Das einzig 'Negative' ist, dass ich schneller Lachfalten bekomme..."

Die Gefahr scheint so gering nicht zu sein, denn seit dem Kauf des amerikanischen Kuriosums mit der Form einer rollenden Käseglocke und dem 4,2 Liter großen Sechszylinder-Triebwerk haben Frau und Auto bereits so manche Ausfahrt gemacht.

Ein Auto, das fröhlich macht

Hinweis

carsablanca.de
Dieser Artikel basiert auf einer Kooperation von sueddeutsche.de mit carsablanca.de.

"Damit war ich schon zu den meisten Treffen in der Schweiz und in Süddeutschland sowie einmal in Österreich. Dreimal bin ich mit dem Pacer nach Frankreich gefahren, davon einmal an die Atlantikküste zum Wellenreiten und zweimal zu Club-Treffen in Valancay und in die Dordogne. Diesen Herbst fahren wir mit dem AMC Club nach Marseille. Die schönste Tour war definitiv die an die Atlantikküste, das war auch die weiteste und die Sonne schien die ganze Zeit."

Gekauft hat die 39jährige den Wagen seinerzeit, weil sie kurz zuvor ihre Harley Davidson abgegeben hatte - "und da musste ein neues Spielzeug her! Den Fehler habe ich inzwischen korrigiert und mir meine Maschine zurück gekauft. Den Pacer gebe ich aber trotzdem nicht wieder her", lacht Cristina Rychen und schüttelt ihre dunkelblonden Locken.

Bei der Frage, ob sie an ihrem Auto etwas verbessern würde, muss sie kurz nachdenken: "Ohne das Sonnendach wäre er mir lieber. Aber sonst passt alles, vom Holzdekor auf der Flanke bis zum originalen Radio und dem CB-Funkgerät."

AMC Pacer: Bauzeit 1975-1979; Zylinder: 6; Hubraum: 4235 ccm; Leistung: 95 PS; Höchstgeschwindigkeit 170 km/h; Verbrauch: 15-22 Liter/100 km

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