Blech der Woche (30): Toyota Land Cruiser:Souvenir aus Afrika

Eine abenteuerliche Reise hatte der weiße Land Cruiser hinter sich, bis er den Weg zu Michael Webert fand. Der aber wurde mit dem japanischen Geländekraxler dann doch nicht warm.

In der Serie "Blech der Woche" stellt die Redaktion von sueddeutsche.de Old- und Youngtimer vor - frei nach den Motti: Alte Liebe rostet nicht, oder: Liebe geht durch den Wagen. Schließlich ist die Beziehung von Mensch und Maschine eine unendliche Geschichte voller Leidenschaften.

Blech der Woche (30): Toyota Land Cruiser: Offroad-Urgestein: Der Toyota Land Cruiser FJ40 fährt mit zwei Starrachsen.

Offroad-Urgestein: Der Toyota Land Cruiser FJ40 fährt mit zwei Starrachsen.

(Foto: Foto: Carsablanca)

Wenn einer eine Reise tut, dann geht das selten ohne Erinnerungsstücke ab. Ganz besonders, wenn es sich um eine Safari in Ostafrika handelt. Ein ausgestopfter Löwenkopf als Reiseerinnerung ist nicht jedermanns Sache, auch Schnitzereien aus Elfenbein fallen mittlerweile unter das internationale Artenschutzabkommen. Der Erwerb von etwas Harmloserem liegt also nahe. Wenn Größe und Gewicht des Mitbringsels allerdings die vorgegebenen Grenzwerte der Fluglinien deutlich übersteigen, hilft beim Einchecken am Flughafen kein Bitten und Betteln.

Das war auch einem süditalienischen Jungunternehmer klar, der sich während seines Urlaubs in Kenia einen Toyota Land Cruiser FJ 40 als Souvenir ausgeguckt hatte. Als der Mann dann heimflog, reiste der schneeweiße Geländewagen im Container hinterher.

Am Absatz des italienischen Stiefels angekommen wurde der 1975 gebaute Allradler einer technischen Überholung unterzogen und neu lackiert. Danach diente er seinem neuen Eigentümer eine Weile als Spaßmobil. Doch die Treibstoffpreise, die in Italien traditionell noch um einiges höher sind als hierzulande, nahmen dem Besitzer langsam aber sicher Freude und Fahrspaß.

So stand das Auto zum Verkauf - und fiel prompt einem Fahrradhändler aus dem sauerländischen Lüdenscheid auf, der beruflich in Süditalien zu tun hatte. Er kaufte den weißen Toyota vom Fleck weg und brachte ihn über die Alpen ins "Land der tausend Berge". Doch dabei blieb es: Dem Zweiradfachmann fehlte schlicht die Zeit, sich intensiv um seine Neuerwerbung zu kümmern. Nicht einmal für einen für die Zulassung in der Bundesrepublik unverzichtbaren Gang zum Straßenverkehrsamt, um einen deutschen Fahrzeugbrief zu beantragen, reichte es.

Souvenir aus Afrika

Der weitgereiste Allrad-Veteran stand also erneut ziemlich nutzlos herum, als Michael Webert (emmwee) ihn zum ersten Mal sah. Der kaufmännische Angestellte aus Medebach ist seit Jahren Offroad-Fan: "Ich war schon länger hinter einem guterhaltenen alten Landcruiser her. Hier witterte ich eine günstige Gelegenheit - zu Recht, wie sich erweisen sollte." Der Fahrradhändler signalisierte auf Anfrage Verkaufsabsichten, und mit dem geforderten Kaufpreis konnten beide Seiten leben. So wechselte das alte Geländefahrzeug vom Typ FJ 40 zum wiederholten Male den Besitzer.

Michael Webert ließ dem savannen- und wüstenerprobten Allradler die für eine Zulassung hierzulande notwendigen Modifikationen angedeihen. Außerdem beplankte er die hinteren Fahrzeugecken mit Alublechen und montierte neue Reifen (Format 235/75-15) auf Chromfelgen der Dimension 7Jx15.

Beim Vergleich der technischen Daten mit den hierzulande üblichen Versionen fielen dem 40-jährigen Sauerländer einige Unterschiede auf: "Der Afrikaimport ist mit einem Benzinmotor ausgerüstet, der aus 3,9 Litern Hubraum 156 PS holt. Die gibt er über ein nur teilsynchronisiertes Dreiganggetriebe an die Antriebsräder weiter. Die Achsübersetzung ist kürzer als bei der nach Europa gelieferten Version. Diese Maßnahme sorgt zwar für mehr Durchzugskraft, macht dem Vortrieb aber bereits bei 135 Stundenkilometern ein Ende."

Souvenir aus Afrika

Hinweis

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Dieser Artikel basiert auf einer Kooperation von sueddeutsche.de mit carsablanca.de.

Ob diesen Wert mit dem Wagen überhaupt jemand tatsächlich erreicht hat, ist fraglich: Die Geräuschkulisse und der geringe Federungskomfort (bedingt durch blattfederbewehrte Starrachsen) lassen berechtigte Zweifel aufkommen. Hinzu kommt, daß der schneeweiße Allradler unter Vollast einen Durst entwickelt, der sich mit dem eines Wasserbüffels in seinem ursprünglichen Heimatland Kenia durchaus messen kann: Bis zu 25 Liter laufen dann durch die Vergaseranlage. Bei zurückhaltender Fahrweise reduziert sich der Verbrauch auf Werte unterhalb der 15-Liter-Marke.

Der Aufbau des Sahara-Landcruiser besteht aus einem fest zusammengefügten Kasten mit Seitenscheiben und einteiliger (bei den hiesigen Versionen zumeist zweiteiliger) Hecktür. Die Sitzbank vorn ist für drei Personen konzipiert, die entsprechende Anzahl an Sitzplätzen findet sich auch im Fahrzeugbrief wieder. Dort steht unter Fahrzeugart: "Lkw geschlossen". "Das spart Steuern und tröstet so etwas über den hohen Verbrauch hinweg", sagt Webert. Aber die fehlende Servolenkung und einige andere Unzulänglichkeiten haben dann doch verhindert, dass ich mit dem alten Land Cruiser auf Dauer warm wurde", bedauert Webert. "Manchmal ist die Erfüllung eines Wunschtraums eben doch nicht gleich bedeutend mit glücklich werden."

Also hat Michael Webert seinen Offroad-Veteran nach nur einer Saison ins Ruhrgebiet verkauft und ist auf einen modernen Allrad-Stationwagon umgestiegen. Mal sehen, wie lange er es mit dem aushält ...

Toyota Land Cruiser FJ 40: Bauzeit 1975-1980; Zylinder: 6; Hubraum: 3898 ccm; Leistung: 156 PS; Höchstgeschwindigkeit 135 km/h; Verbrauch: 14-25 Liter/100 km

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