Blech der Woche (20): Opel Rekord Pick-up:Schnell-Laster

Originalitätsfetischisten müssen jetzt tapfer sein: Heinz Nowak setzte den Plasmaschneider an - und verwandelte seinen Opel Rekord D zum Eiltransporter mit Freiluftablage.

Wenn ein Autofan ein rentnergepflegtes Ersthand-Auto angeboten bekommt, greift er zu - vor allem, wenn das gute Stück bereits auf dem Weg zum Oldtimer ist und noch dazu nichts kostet. Aber was dann? Nein sagen mag Heinz Nowak (Opelheinz) also nicht, als sein Nachbar sich aus Altersgründen von seinem Opel Rekord D trennen muss und ihm den babyblauen Zweitürer als Geschenk anbietet. Schließlich werden diese - für Wackeldackel und Klorolle auf der Hutablage prädestinierten - Stufenhecklimousinen schon in der ersten Hälfte der 90er Jahre zunehmend rar.

Blech der Woche (20): Opel Rekord Pick-up: Auch das gibt's: ein zum Pick-up umgebauter Opel Rekord D

Auch das gibt's: ein zum Pick-up umgebauter Opel Rekord D

(Foto: Foto: Carsablanca)

Also stellt Nowak den Rekord erst einmal in der Halle ab, die er, gemeinsam mit einem Bekannten, gemietet hat. Sein Schrauberfreund ist damals dabei, einen ehemaligen Leichenwagen in einen Pick-up umzubauen. Das bringt den Essener Opelfan auf die Idee, mit der zweitürigen Standardlimousine Ähnliches zu versuchen.

"Ich hatte meinem Freund an einem Samstag beim Umbau des Admiral Pick -up geholfen", erinnert sich Heinz Nowak an jenen denkwürdigen Tag vor rund 15 Jahren. "Er musste aber gegen Mittag weg, hatte familiäre Verpflichtungen." Der Essener, als gelernter Tischler handwerklich durchaus begabt, bleibt in der Halle zurück: Mit einem betriebsbereiten Plasmaschneider, dem alten Rekord - und mit einer Idee.

"Als ich am Samstag Abend die Halle dann verließ, war die Karosse bereits grob in Form geschnitten." Doch das ist natürlich nur ein erster Schritt. Heinz Nowak plant von Anfang an den Umbau zu einem stabilen, zulassungsfähigen Fahrzeug: "Ich wollte den Wagen hinterher auch offiziell im Straßenverkehr bewegen." Dabei kommt ihm entgegen, dass sich die Substanz des Rekords mit seinen gerade mal 100.000 Kilometern auf dem Tacho als solide erweist. Dennoch muss das Chassis mit Streben verstärkt werden, um dem Wagen die Stabilität zurück zu geben, die durch das Zerschneiden des Aufbaus verloren gegangen ist.

Schnell-Laster

Ein Rahmen aus Stahlprofilen bildet den Unterbau der künftigen Ladefläche. Die 180 x 140 cm große Fläche selbst besteht aus einer maßgenau eingepassten Siebdruckplatte. Seitlich begrenzt wird die hintere Ebene von den verlängerten Kotflügeln, die nun bis zur rund 40 Zentimeter nach vorn versetzten C-Säule reichen. Darauf, auf der gleichfalls vorgerückten B-Säule und dem original belassenen Windschutzscheibenrahmen ruht das verkürzte Dach. Die hinteren Seitenscheiben ähneln zwar denen des Kadett Aero, sind aber Eigenbauten aus dickem Acrylglas.

Auf Türen im klassischen Sinn verzichtet Heinz Nowak. Sein Zweisitzer ist nur noch für leidlich gelenkige Zeitgenossen zu besteigen: Die hochgezogenen und verstärkten Schweller bilden eine echte Hürde. In ihren Hohlräumen ruhen Passstücke aus schwarzem Verdeckstoff, die sich maßgenau in die Einstiegsöffnungen knöpfen lassen. Damit sind die Insassen leidlich vor den Widrigkeiten der Witterung geschützt.

Die Heizungsanlage des serienmäßigen zwei Liter großen Vierzylindermotors erweist sich als so leistungsfähig, dass die einknöpfbare Heckscheibe selbst an einem kühlen Morgen in ihrem Futteral bleiben kann. Auch sonst bleibt das Triebwerk unangetastet: "97 PS und über 150 Stundenkilometer Spitze sind doch für einen Lastwagen völlig ausreichend", findet der Erbauer. Denn zulassungstechnisch gilt der 73er-Opel seit dem Umbau als "Lastwagen, offener Kasten". Demzufolge wird er nach Gewicht besteuert und ist auch ohne Katalysator günstig im Unterhalt. Beim Auspuff handelt es sich übrigens um einen Eigenbau aus Edelstahl - mit einen Doppelrohrausgang in Sidepipe-Manier sorgt er für den entsprechenden Sound.

Die Sportsitze in Nowaks Last-Rekord entnimmt er einem Ford Capri der letzten Serie. "Ausschlaggebend für die Wahl waren die durchsichtigen Kopfstützen", berichtet Heinz Nowak. Der Rest des Fahrerhauses wird mit schwarzem Velours ausgeschlagen, Dachhimmel und Cockpit bleiben original erhalten. Selbst das spindeldürre schwarze Zweispeichenlenkrad verrichtet nach wie vor seinen Dienst.

Schnell-Laster

Hinweis

carsablanca.de
Dieser Artikel basiert auf einer Kooperation von sueddeutsche.de mit carsablanca.de.

Direkt von vorn betrachtet, wirkt Heinz Nowaks Pickup-Rekord recht unauffällig, trotz einer Lackierung in der RAL-Farbe "Verkehrsgelb". Die schwarz lackierte Stoßstange ist zwar ebenfalls ein Opel-Originalteil, stammt aber nicht von dieser Baureihe, sondern vom Diplomat A. Die Niveauregulierung, die Nowak seinem gelben Kleinlaster spendiert, wird ursprünglich ebenfalls für einen Diplomat gefertigt. Die Stahlfelgen der Dimension 5J x 13 mit den entsprechenden 165er Reifen hingegen entsprechen der Serienausstattung.

Eigentlich baut Heinz Nowak die Rekord-Pritsche ursprünglich als Zweiradtransporter: "Ich wollte damit mein altes DKW-Motorrad zu Treffen transportieren", erklärt der gelernte Tischler aus Essen. Nachdem er sich bereits vor einiger Zeit schon von diesem zweirädrigen Veteranen getrennt hatte, gab es auch für den gelben Transporter keine Verwendung mehr. Auch der Pick-up ist inzwischen verkauft. Dennoch bleibt Nowak der Marke treu. So besitzt er noch ein Coupé der seltenen, weil nur 11 Monate lang produzierten Rekord-B-Reihe. Das aber soll aber original bleiben ...

Opel Rekord D: Bauzeit 1971-1977; Zylinder: 4; Hubraum: 1698 bis 1979 ccm; Leistung: 60 bis 100 PS; Höchstgeschwindigkeit max. 170 km/h; Verbrauch: 12-14 Liter/100 km

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