Blablabus:"Wir werden weiterhin sehr niedrige Ticketpreise anbieten"

Neues Fernbusangebot BlaBlaBus

Christian Rahn ist seit 1. Juni 2019 Deutschland-Chef von Blablacar. Zudem verantwortet er nun den Aufbau der Fernbus-Marke Blablabus.

(Foto: Christoph Soeder/dpa)

Auf dem Fernbusmarkt sind schon viele gescheitert. Nun versucht es Blablabus. Geschäftsführer Christian Rahn über Kampfpreise und die Verbindung von Bus und Auto.

Interview von Marco Völklein

Seit etwas mehr als sieben Wochen ist der neue Fernbusanbieter Blablabus auf deutschen Straßen unterwegs, in dieser Woche nun nahm das Unternehmen, das seit einigen Jahren bereits den Mitfahrdienst Blablacar anbietet, die ersten grenzüberschreitenden Fernbus-Verbindungen auf, beispielsweise von München über Frankfurt und Düsseldorf nach Amsterdam sowie von München über Straßburg und Reims nach Paris. Fragen dazu an Christian Rahn, den Deutschland-Chef von Blablabus.

SZ: Herr Rahn, mit Flixbus dominiert hierzulande ein Quasi-Monopolist den Markt. Warum tritt Blablabus ausgerechnet in Deutschland an, einem für Fernbusanbieter schwierigen Markt?

Christian Rahn: Es stimmt, Deutschland ist kein einfacher Markt, aber es ist eben auch der wichtigste Markt in Europa. Und er liegt nahe zu Frankreich, wo wir Anfang Juli den Anbieter Ouibus von der französischen Staatsbahn übernommen haben. Nun sind wir dabei, ein internationales Netzwerk aufzubauen.

Der britische Anbieter Megabus, die Post und der ADAC - in der Vergangenheit sind bereits viele Fernbusunternehmen an der Flixbus-Übermacht gescheitert. Was macht Sie so sicher, dass Sie nicht auch scheitern werden?

Wir sind kein Neuling im Markt, im Gegenteil. Wir geben mit Blablacar seit mehr als zehn Jahren den Ton an auf der Straße bei Mitfahrgelegenheiten und haben mit Ouibus eine Marke, die in Frankreich sehr etabliert ist. Darauf setzen wir auf und konzentrieren uns auf die großen Hauptachsen, die möglichst auch noch international ausgerichtet sind - das unterscheidet uns von vielen gescheiterten Anbietern. Wir legen großen Wert auf eine hohe Auslastung unserer Busse und werden daher auch in der Lage sein, weiterhin sehr niedrige Ticketpreise anzubieten. Und wir werden in der Kombination mit Blablacar unseren Kunden etwas bieten, was andere nicht bieten können.

Das heißt: Ihr Kunde fährt mit dem Blabla-Bus von München nach Hamburg und dann mit dem Mitfahrer-Auto via Blablacar weiter nach Lübeck?

Das ist das Ziel, ja. Aus Marktstudien wissen wir, dass genau das auch den Kundenbedürfnissen entspricht. Unsere Aufgabe ist es nun, diese beiden Angebote auf einer gemeinsamen Mobilitätsplattform zu verzahnen. Das ist nicht einfach, weil der Bus nach einem festen Fahrplan fährt und die Mitfahrgelegenheit genau gegenteilig funktioniert, dort läuft es sehr viel spontaner und dynamischer. Wir arbeiten daran, beide Welten zu verknüpfen.

Aber letztlich sitzen ihre Kunden auch nur in einem Bus von der Stange mit Wlan an Bord - wie bei der Konkurrenz. Busfahren ist nun mal Busfahren, da gibt es kaum große Unterschiede.

Da stimme ich Ihnen grundsätzlich zu, aber der große Unterschied ist: Wir bieten eine Plattform mit vielen unterschiedlichen Angeboten, aus denen der Kunde auswählen kann. Und wir konzentrieren uns auf die Hauptachsen und wollen möglichst jeden freien Sitzplatz füllen, sodass wir auch weiterhin sehr, sehr günstige Preise anbieten können, auch über unsere aktuelle Startphase hinaus. Glauben Sie mir, wir werden uns im Fernbussegment behaupten, als eines von vielen Segmenten auf unserer Mobilitätsplattform.

Derzeit locken Sie mit Kampfpreisen von 99 Cent je Fahrt. Kritiker sagen: Das kann nur funktionieren, wenn man an der Sicherheit spart, also an der Wartung der Busse oder bei der Bezahlung der Fahrer.

Da widerspreche ich entschieden. Wir haben die Sicherheit sehr in den Vordergrund gestellt und wir legen hohe Anforderungen an unsere Partnerunternehmen aus der Busbranche. Jeder Bus hat eine Vielzahl von Assistenzsystemen an Bord, mit Dreipunkt-Sicherheitsgurten auf allen Plätzen und Alkoholmessgeräten, welche die Zündung blockieren, sollte der Fahrer versuchen, sich alkoholisiert ans Steuer zu setzen. Zudem ist keines unserer Fahrzeuge älter als drei Jahre. Und die Fahrer unserer Partnerfirmen sind sehr gut ausgebildet und werden nach Branchenstandard bezahlt.

Wenn Sie sagen, dass der Fernbus langfristig eines von vielen Segmenten auf Ihrer Plattform sein wird: An was denken Sie denn noch? An eigene Blabla-Fernzüge? Oder an Kooperationen mit dem öffentlichen Nahverkehr?

Wir haben alle möglichen Mobilitätslösungen auf dem Schirm, da gehören selbstverständlich auch die von Ihnen Genannten dazu. Wichtig ist aus unserer Sicht, dass die Lösungen multimodal sind, dass sie unser Kunde also mit anderen Mobilitätsformen kombinieren kann. Und sie müssen nachhaltig und günstig sein, damit sie zu uns passen.

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