Autos, die uns fehlen:Sehnsuchts-Klassiker

Immer seltener sind Autos: Schön. Kleine Autos sehen aus wie fahrbare Kühlschränke, große Autos wie Leopard-Panzer. Der Rest wurde offenbar einfach nur vom Wind geformt. Deswegen sollten einige Klassiker dringendst wieder gebaut werde.

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Die Isabella von Borgward

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Die schöne Lady

Das Auto: Die Isabella von Borgward.

Die Geschichte: Es gibt schöne Autos, die nicht richtig funktionieren. Und es gibt funktionale Autos, die sehen so bieder aus, dass sie schon im Prospekt langweilen. Die Isabella war da ganz anders. Sie sah, vor allem das Coupé, nicht nur hinreißend aus, sondern war, als die Borgward-typischen Kinderkrankheiten überwunden waren, auch ein Auto, das technisch seiner Zeit voraus war. Und dann noch der Name. Wie hätte man die Sehnsucht der Wirtschaftswunder-Deutschen nach dem Süden besser zum Ausdruck bringen können? Die erste Isabella kam 1954 auf den Markt, bis 1962 wurden mehr als 200.000 Exemplare gebaut. Doch die Pleite von Borgward konnte auch die Isabella nicht verhindern.

Das Comeback: Heute, wo alle deutschen Autos japanisch aussehen (oder umgekehrt?), wäre die Rückkehr der schönen Lady eine Augenweide im Audibmwmazdatoyota-Einerlei.

Peter Fahrenholz

Volvo PV 44

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Beifahrerinnensitz, umklappbar

Das Auto: Der Buckel-Volvo

Die Geschichte: Ein Design-Mix aus skandinavischer Strenge und amerikanischem XXL-Denken. Bei der Fahrt 1971 durch Rumänien fielen die Donauschwaben-Mädchen reihenweise in Ohnmacht ob des starken Charakters dieses Autos, das mit dem SU-Doppelvergaser 80 PS auf die Straße brachte und einen umklappbaren Beifahrerinnensitz besaß. Selbst der Mechaniker, der den Dämpfer der Aufhängung reparierte, sagte: "Sähr schöne Machina". Der erste rollte 1944 in Göteborg vom Band, mit 44 PS bei 4000 Umdrehungen, mit vier Gängen und vier Sitzen, weswegen er 4444444 getauft wurde und als PV 44 auf den Markt kam. 1954 wurde er wieder aufgelegt und nach 1958 als PV 544 mit der großen B-18-Maschine ausgeliefert

Das Comeback: Weil wir die Rumänienreise mitsamt der damaligen Erfolge gerne wiederholen würden, wäre ein Comeback überaus hilfreich.

Karl Forster

Facel Vega

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Kampf den bösen Insekten!

Das Auto: Facel Vega

Die Geschichte: Wer die Karte mit dem Facel Vega in der Hand hatte, gewann in den sechziger Jahren jedes Autoquartett: Das Coupé wurde von einem Sechs-Liter-Motor mit 310 PS angetrieben und erreichte damals 240 km pro Stunde. Und noch einen Vorzug hatte dieses Auto, das in einer Schmiede bei Chartres entstand, die zuvor Nirosta-Spülen hergestellt hatte: Es besaß ebenso reine wie elegante Formen einer Fahrmaschine. Es war klassisch. Ava Gardner, König Hassan und Ringo Starr fuhren Facel Vega, Albert Camus starb in einem.

Das Comeback: Den Weg zur Wiederauflage hatte Facel selbst angelegt: Im Jahr 1963 erschien eine kleine Variante des Autos, mit einem Motor von Volvo. Sie war noch immer eine Fahrmaschine und viel schöner, als es die bösen Insekten sind, als die fast alle Autos gegenwärtig auftreten. Der Facel Vega wäre ein Beitrag zur Artenvielfalt.

Thomas Steinfeld

Saab Cabrio 900

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Mein schwedischer Traktor

Das Auto: Saab Cabrio 900

Die Geschichte: Der Saab 900 ist ein Automodell des schwedischen Herstellers Saab. Erstmals präsentiert wurde er 1978 als Weiterentwicklung des Saab 99.

Das Comeback: Es ist das Geräusch, dieser Turboklang. Und jeder, der ihn hört, sagt gleich, da müsse mal wieder ein neuer Auspuff her. Das Turboschild auf dem Kofferraumdeckel habe ich abgeschraubt, zu angeberisch. Sonst ist noch alles dran, wenn auch nicht mehr original. Saab Cabrio 900, zugelassen irgendwann in den 80er Jahren, der Alte mit der Heckflosse. Es gibt ihn leider nicht mehr. Seit General Motors diesen Saab baut, ist er anders. Liebhaberauto, ökonomischer Unfug. Aber wir hängen dran. Er übersteht jeden Winter. "Mein schwedischer Traktor", so nenne ich ihn. Zum Beispiel, wenn ich über den Brenner brause. Macht Spaß. Mit offenem Verdeck, trotz dieser grauslichen Tunnel-Durchfahrten. Einfach die Cabrio-Mütze über die Ohren ziehen - und dann an allen stinkenden Lastern vorbei. Ungesund, aber unvergesslich. Warum ich den Saab noch immer habe? Weil es ihn nicht mehr zu kaufen gibt. Er muss einfach wiederkommen. Ach, den neuen Auspuff gibt es auch seit einigen Wochen. Der röhrt immer noch.

Hans Werner Kilz

BMW Isetta

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Einfach zum Kugeln

Das Auto: BMW Isetta

Die Geschichte: Im Grunde war die Isetta ein deutscher Nachbau. Das Vorbild entstand in Italien, war ein Geschöpf des Iso-Chefs Renzo Rivolta und folgte dem Punkt-Punkt-Komma-Strich-Prinzip: Kugelförmige Blechhaut mit zwei Sitzen drunter und großer Frontklappe zum Einstieg, Motorradmotor direkt über den beiden hinteren Zwillingsrädchen, zwei Scheinwerfer dran, fertig. BMW baute das Wägelchen dann in Lizenz - von 1955 bis Oktober 1962. Zu Preisen um die 2500 Mark bekam der Isetta-Liebhaber ein Auto von wahlweise zwölf oder 13 PS, das gut und gerne seine 85 Kilometer in der Stunde machte. Und das Wichtigste: Er saß dabei im Trockenen.

Das Comeback: Nie passte die minimalistisch-kugelige Isetta besser in die Zeit als heute, wo Geländewagen-Monster die CO2-Bilanz zertrampeln und in der City sowieso kaum noch Platz zum Parken ist. Einfach ran an den Bürgersteig, Klappe auf und rein ins Geschäft. Stärker als früher müsste das Wägelchen gar nicht sein, denn für Stop-and-go reicht's allemal.

Jörg Reichle

Renault 4

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Das Auto: Renault 4

Die Geschichte: Der R4 wurde von 1961 bis 1992 produziert. Renault verkaufte ihn mehr als acht Millionen Mal.

Das Comeback: Manchmal denke ich: Eine Ente wäre noch cooler gewesen, damals im Westerwald. Aber eine Ente, das war ja eher was für Oberstudienräte und halbgebildete Späthippies. Fand Mama. Zu Mama passte der R4 viel besser. Wie wunderbar, mit ihr durch die Kurven zu schaukeln. Wie herrlich, von der Rückbank aus die Schaltbewegungen zu beobachten. Und: Zumindest in diesem Auto durfte nicht geraucht werden. In Vaters Volvo wurde ständig geraucht. Deshalb stank sein Volvo nach Nikotin und Kinderkotze. Die Rückbank des R4 gehörte mir ganz allein. Im Winter zeichnete ich auf beschlagene Scheiben, im Sommer steckte ich mein Gesicht aus dem Fenster und drehte den doofen Enten-Hippies eine lange Nase. Renault! Wo ist dieses wunderbare Auto geblieben?

Martin Zips

Citroen 2CV

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Studentengondel

Das Auto: Die Ente

Die Geschichte: Der Citroën 2CV war das französische Gegenstück zum Käfer, nur weniger spießig. Während im VW deutsche Kleinurlauber den Brenner rauftuckerten, gondelten in der Ente individualistische Studenten zum Rendezvous mit der Angebeteten im Indien-Kleid. Wenn es nicht regnete, rollte man das schwer anti-bourgeoise Plastikdach auf, das Geschaukel in der Kurve war so inspirierend wie ein Kapitel aus dem "Tod des Märchenprinzen".

Das Comeback: Das unübertroffene Enten-Fahrgefühl gilt es dringend zu reanimieren! Wer einmal die Revolverschaltung in der Mitte des Armaturenbretts bedient hat, wird es nie mehr vergessen. Es klang ungefähr so: Rrrrrrrrrrffffffft. Allein dafür würde man den nouveau deux chevaux lieben.

Arno Makowsky

Porsche 924

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Proletenschleuder

Das Auto: Der Hausfrauenporsche

Die Geschichte: Es gibt widerliche Menschen, die behaupten, dass der 924 der einzige Porsche mit Lastwagenmotor gewesen sei. Und es stimmt ja: Der erste 125-PS-Motor werkelte auch im LT-Transporter von VW. Erst später spendierte ihm Porsche den halben Motorblock des Achtzylinders aus dem 928. Immerhin. Dafür hat der 924S aber auch nur halb so viel Sprit gebraucht wie andere Porsches - bei sanfter Fahrweise reichten ihm acht Liter Normalbenzin. Der Porsche Cayenne wirkt im Vergleich zum 924 wie eine fahrbare Fettleber. Eine ganze Armee von Technikern versucht dem aufgequollenen Monstrum das Saufen abzugewöhnen - vergeblich.

Das Comeback: Endlich wieder ein Auto ohne Naviklimaidrivezeugs. Die schönste Proletenschleuder.

Sebastian Beck

© sueddeutsche.de/gf
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