Süddeutsche Zeitung

Porsche Cayenne Hybrid:"Segeln" bis 120

Porsche mit seiner sportlich-schluckfreudigen Flotte will nicht mehr der Öko-Buhmann sein. Ein Hybrid-Antrieb im Cayenne soll Abhilfe schaffen.

Porsche hat verstanden: Ohne Öko geht es nicht. Die Sportwagenbauer versuchen nun, ihre üppig motorisierten Autos auf weniger Verbrauch zu trimmen - per Hybrid-Konzept. Den Anfang macht der Cayenne. Allerdings: Ganz am Anfang gab es ...

... schonmal einen Hybrid-Porsche. Man muss nur lange genug im Familienalbum blättern, dann findet man für fast alles eine Tradition. Porsche hat den Lohner-Porsche "Mixte" von 1901 entdeckt. Er fuhr mit einer Art einfachem Hybridantrieb.Der 16 PS starke Vierzylinder mit einem 80-Volt-Dynamo gekuppelt. Der lieferte den Strom für die beiden in den Vorderrädern eingebauten Radnaben-Elektromotoren.

Das gemeinsam mit Volkswagen und Audi entwickelte Konzept setzt - anders als bei Toyota - auf den "Parallel-Full-Hybrid": Verbrennungsmotor, Hybridmodul und Getriebe sitzen bei den Zuffenhausenern an einem Antriebsstrang.Der Wechsel zwischen Elektro- und Verbrennungsmotorbetrieb ...

... geschieht über eine Trennkupplung, die zusammen mit dem Elektromotor in dem Hybridmodul untergebracht ist. Die Kupplung sorgt für das automatische Zu- und Abschalten des Verbrennungsmotors.

Die Zuffenhausener sehen in ihrem Parallel-Konzept nur Vorteile: Man schaffe bei Autobahn- und Überlandfahrten höhere Einsparungen als bei anderen Konzepten.Bis zu Tempo 120, verspricht Porsche, kann man gar völlig auf den Verbrennungsmotor verzichten - "segeln" nennen das die Motorenentwickler.

Gebremst wird in weiten Teilen über den 54 PS starken Elektromotor, der dann zum Generator wird und die Verzögerungsenergie in eine 288-Volt-Batterie einspeist. Die ist im Heck in der Reserveradmulde untergebracht und besteht aus 240 Zellen.

Die Batterie ist ein ziemliches Schwergewicht und trägt fast zur Hälfte der rund 150 Kilogramm Mehrgewicht des Hybrid-Cayenne bei. Und ebenso hitzig wie empfindlich ist sie auch noch - beim Be- und Entladen entsteht durch ihren inneren Widerstand kräftig Wärme. Also wird über ein Lüftungssystem kühle Luft aus dem Fond durch die Batterie gesaugt.

Derzeit haben die Porsche-Ingenieure den Durst des 3,6-Liter-Motors auf 9,8 Liter pro 100 km heruntergeschraubt. Der aktuelle V6-Cayenne schluckt für diese Distanz dagegen noch satte 12,9 Liter Superplus.Das Ziel der Techniker ...

... sind 8,9 Liter. 62% der Betriebszeit, so haben die Verbrauchsfahrten auf den Straßen in und um Stuttgart ergeben, fährt der Hybrid-Cayenne ohne Verbrennungsmotor.

Dafür, dass alles zusammenspielt, sorgt der "Hybrid-Manager" (roter Kasten im Vordergrund), versehen mit einem eigenen Wasserkreislauf zur Kühlung.Der Manager enthält alle Fahr- und Energieinformationen und steuert Elektromotor wie Verbrennungsmotor je nach Fahrsituation an. Eine ziemliche Fleißarbeit: Rund 20.000 Parameter mussten für den Hybrid-Manager definiert werden. Eine herkömmliche Motorsteuerung kommt mit 6000 aus.

Rot zwischen Verbrennungsmotor und Getriebe: das Hybridmodul.

Es reicht beim Parallel-Konzept nicht aus, einfach Verbrennungsmotor, Elektromotor, Trennkupplung und Automatikgetriebe hintereinander zu schrauben. Auch eine ganze Reihe weiterer technischer Komponenten musste an das Hybridkonzept angepasst werden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.625191
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
sueddeutsche.de/Pressinform
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.