Man mag es kaum glauben, aber die Deutsche Bahn spielt auch mitunter in einer US-amerikanischen Fernsehserie eine tragende Rolle. "Meine Verdauung kommt so pünktlich wie ein Zug in Deutschland" - dieser Ausspruch des genialen Sonderlings Sheldon Cooper aus der Serie "The Big Bang Theory" beweist zweierlei. Zum einen, dass die Serienmacher in Hollywood offenbar eine sehr klischeehafte Vorstellung von deutscher Pünktlichkeit haben. Und zum zweiten: Fernsehen hat nichts mit der Realität zu tun.
Kürzlich zum Beispiel erzählte ein Kollege, der zweimal die Woche zwischen München und Leipzig pendelt, dass er seine Anschlusszüge im Nahverkehr öfter verpasst, als dass er sie erreicht. Nach dem Evergreen "Wir warten auf unseren zweiten Zugteil" und dem Megahit aus dem Jahr 2012 "Alle Türen sind zu(gefroren)" wartete die Deutsche Bahn in den vergangenen Wochen und Monaten mit einem neuen Chartstürmer der traurigen Erklärungen auf, der Titel: "Es liegt ein Baum im Gleisbett".
Fragt man bei der Bahn nach, wie es immer wieder dazu kommen kann, dass da so ein Holzstamm, vom Wind umgeweht, den Zügen den Weg versperrt, beteuert der Konzern, man schicke regelmäßig Arbeitertrupps raus, die die Bäume bis auf eine Entfernung von sechs Metern bis zum Bahndamm zurückschneiden würden. Diese Erklärung stellt freilich weniger zufrieden, als dass sie ungläubiges Kopfschütteln auslöst: Eichen und Kiefern werden bis zu 40 Meter hoch, eine Rotbuche kann es sogar auf stolze 45 Meter bringen. Die Maßnahmen sind also bestenfalls geeignet, die Bedrohung durch Brennnesseln oder Haselnusssträucher zu beseitigen, wohl aber nicht die von meterhohen Bäumen.
Vielleicht sollten sich die Drehbuchschreiber in Hollywood künftig ein passenderes Gleichnis einfallen lassen. Wie wäre es mit: "Meine Verdauung kommt so pünktlich wie die Bäume ins deutsche Gleisbett fallen"?