Autotechnik:Die moderne Welt der Auto-Antennen

Die Stabantenne hat ausgedient - mittlerweile kennzeichnet sie nur noch ältere Modellreihen. Aktuelle Autos dagegen wirken, als kämen sie gänzlich ohne Antenne aus. Das Gegenteil ist der Fall: In manchen Autos sorgen Dutzende Antennen für Empfang.

Wie weit die Antennen-Inflation gehen kann, zeigt das Beispiel der Luxus-Limousine Maybach. "Mit einem integrierten Antennensystem werden in dem Auto bis zu 19 Antennen untergebracht", sagt Thomas Oelschlägel, Sprecher des Herstellers Hirschmann in Neckartenzlingen (Baden-Württemberg).

Autotechnik: Empfänger stecken oft im Dach oder in den Scheiben.

Empfänger stecken oft im Dach oder in den Scheiben.

(Foto: Foto: Hirschmann/dpa/gms)

Allein fünf kümmern sich um Radioempfang, die übrigen unter anderem um den Fernstart der Standheizung oder das schlüssellose Zugangssystem. Selbst in durchschnittlichen Fahrzeugen finden sich heute laut Oelschlägel bis zu zehn Antennen.

Dass Antennen heute versteckt untergebracht sind, hat jedoch nichts mit besserem Empfang zu tun. "In dieser Hinsicht wäre eine möglichst zentral angebrachte Stabantenne immer noch optimal", bestätigt Helmut Schmaler vom ADAC-Technik-Zentrum in Landsberg. Selbst die Antennenhersteller haben sie im Hinterkopf: Laut Oelschlägel gilt es bei Neuentwicklungen immer noch als Maßstab.

Heizdrähte zum Hören

Laut Joachim Siedler von Blaupunkt in Hildesheim soll das Design des Fahrzeugs nicht durch diverse aufragende Stäbe verunziert werden. "Ein Trend bei der Erstausrüstung der Hersteller sind daher die unsichtbar untergebrachten Antennen", sagt Siedler. Vielfach sitzen sie zum Beispiel in der Heckscheibe.

Die moderne Welt der Auto-Antennen

Prinzipiell werden dabei die Drähte der heizbaren Heckscheibe mit für den nötigen Empfang genutzt. Die zusätzlich nötigen elektronischen Komponenten werden beispielsweise auf den oberen Rand der Heckscheibe geklebt. Was aber auch nicht jedem Designer gefällt: Die Elektronik muss dann mit "Schwarzdruck" abgedeckt werden - das sind die dunklen Ränder, die sich an vielen Heckscheiben heute finden.

Ein zweiter Weg besteht laut Thomas Oelschlägel darin, dass man die Elektronik in der hinteren Dachsäule montiert - was wiederum die Anschlüsse verkompliziert, aber eben schicker aussieht.

All diese Prinzipien haben im Vergleich zum Urvater der Antennen den Nachteil, dass sie mit elektronischer Verstärkung arbeiten müssen, um die Empfangsqualität auf ein hohes Niveau zu bringen. Das gilt laut Helmut Schmaler aber auch für Störsignale, die herauszufiltern sind.

Und der Haifisch...

Allerdings steckt hinter dem betriebenen Aufwand nicht nur die Lust am edlen Karosseriedesign. So hatte auch die Stabantenne ihre Nachteile. Dass sie auf Parkplätzen gerne abgebrochen wurde, ist nur einer davon. Außerdem ließ sie sich bei mangelnder Pflege nach einiger Zeit nicht mehr einschieben. Hinzu kamen laut Helmut Schmaler Windgeräusche, die bei versteckten Einbauten nicht entstehen.

Abgesehen davon gibt es mittlerweile Ansätze, die Empfänger wieder hervor zu holen. "Hersteller wie BMW setzen derzeit stark auf die so genannten Shark-Antennen", so Joachim Siedler. Das sind kleine Empfangseinheiten, die wie eine Haifischflosse auf dem Dach platziert werden. Ihre Form ermöglicht unter anderem die Unterbringung mehrerer Antennen - und gilt nebenbei als schickes Designmerkmal.

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