Autos der DDR:Trabi und Wartburg: Gestern vergessen, heute verehrt

Selbst in den neuen Bundesländern sieht man die Autos nur noch vereinzelt. Gerade deshalb sind die DDR-Autos 25 Jahre nach ihrem Produktionsende Kult - und können viel Geld bringen.

Von Jan Schmidbauer

10 Bilder

Trabant cars collection in Bulgaria

Quelle: dpa

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Vor 25 Jahren, im April 1991, lief er in Zwickau vom Band: der letzte Trabant. Oder besser formuliert: der letzte Trabi. Wer hätte damals nicht gedacht, dass die meisten seiner Artgenossen wohl schon bald enden werden wie dieser hier? Verkommen, verwittert, vielleicht sogar vergessen. Schließlich war das meistgebaute Auto der DDR lange nur Ziel des Spotts. Der Motor war lahm, die Technik veraltet und die Konstruktion eigenwillig.

Viele verunglimpften das kleine Auto wegen seiner Kunststoff-Karosse als "Plastebomber" oder "Rennpappe". Blech für die Herstellung von Karosserie-Teilen war im Osten Deutschlands zu teuer. Die Lösung des Problems: Duroplast, eine Kombination aus Baumwollfasern und Kunststoff. In mehreren Lagen wurde das Material übereinander gelegt und am Ende mit Hitze in Form gepresst. Fertig war das Karosserieteil, das dann auf einem Metallgerippe befestigt wurde.

Trabant 601

Quelle: dpa

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Die Plastik-Konstruktion und der schwache Motor waren die Steilvorlagen für die Spötter. So mancher Trabi-Witz - wir wollen sie an dieser Stelle nicht weiter ausführen - war noch gemeiner als die Scherze über Manta-Fahrer.

Heute jedoch, 25 Jahre nach Produktionsende und fast 27 Jahre nach dem Mauerfall, gibt es keinen Hohn mehr für das kleine Auto. Der Trabi ist Kult, die Preise steigen. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass immer weniger Trabis auf der Straße unterwegs sind. 33 550 fahrbereite Exemplare soll es noch geben. Ein kleiner Rest. Das Werk VEB Sachsenring baute bis zum Produktionsende immerhin 3,1 Millionen Trabis.

25th anniversary of East Germans fleeing into West German embassy

Quelle: dpa

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Die erste Testserie des Trabi, der P50, wurde bereits 1957 gefertigt, damals mit gerade einmal 18 PS. 1964 begann dann die Serienfertigung des bekantesten Modells 601 (hier zu sehen an der deutschen Botschaft in Prag). Eigentlich sollte das Auto nur drei Jahre produziert werden - am Ende wurden es 26.

Dessen technisches Konzept: ein Zweitakter mit zwei Zylindern und bis zu 26 PS, knatternder Mofasound, gut 3,50 Meter Länge und ein Gewicht von gerade mal 600 Kilogramm. Zum Vergleich: Ein VW Golf wiegt heute schon als Basismodell 1,4 Tonnen - natürlich bei deutlich höherer Motorleistung.

File picture shows East German Trabant cars make their way past East Germans who have crossed the former German border checkpoint Rudolphstein

Quelle: REUTERS

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Neben der Limousine gab es den Trabi auch als Kombi und als Kübelwagen, den vor allem das Militär nutzte. Trotz Sozialismus mussten die Kunden nicht auf Luxus verzichten. So gab es neben der Standardversion beispielsweise den Trabant "de Luxe". Die Extras, die der Edel-Trabi mitbrachte, ließen sich heute aber nur schwer unter dem Label Luxus verkaufen: Anzeige für die Benzinreserve, Armlehne in der Türverkleidung, Zweiklang-Hupe.

Zu den Bildern, die während der Wende um die Welt gingen, gehörten auch die gen Westen rollenden Trabis: Die Bürger der DDR reisten, oft zum ersten Mal, in die BRD. Und womit: Natürlich mit dem Trabi. Hier eine Schlange von Autos, die zwei Tage nach dem Mauerfall den Grenzübergang Rudolphstein passiert.

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Quelle: imago stock&people

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Im Film "Go Trabi Go" ging die Liebe zum Trabi so weit, dass er sogar einen Vornamen bekam. Fahrer Udo nannte seinen Trabant liebevoll "den Schorsch". Für DDR-Bürger, die oft mehr als zehn Jahre auf ihren Trabant warten mussten, war das Auto eine echte Errungenschaft. Ein Stück Unabhängigkeit.

Im Film bricht die Familie um Vater Udo (gespielt von Wolfgang Stumph) nach der Grenzöffnung auf nach Italien. Im Trabi wandelt die Familie auf den Spuren Goethes. Die "italienische Reise" wird wegen vieler Pannen aber zur Strapaze. Die Liebe zum Trabi kann Udo trotzdem niemand nehmen - auch nicht die vielen Spötter, die der Familie auf der Reise begegnen.

20 Jahre Mauerfall

Quelle: dpa

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Die Wiedervereinigung läutete auch das Ende des Trabants ein. Der VEB Sachsenring baute zwar bereits ein Jahr vor dem Mauerfall modernere Motoren in die Autos ein (das Modell 1.1 bekam einen Viertakter unter VW-Lizenz). Das rettete den Trabi aber nicht. Durch den teureren Motor waren die Preise für das Auto deutlich gestiegen.

Der Trabi, auf den DDR-Bürger einst lange warten mussten, war plötzlich ein Ladenhüter. In der Bundesrepublik dagegen trieb die Nachfrage der DDR-Bürger nach westlichen Autos die Gebrauchtwagenpreise in die Höhe.

VW Golf G60 Rallye und Wartburg 353

Quelle: dpa

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Das gleiche Schicksal ereilte auch die Autos des Herstellers Wartburg. Sie wurden ebenfalls nur bis zum April 1991 gebaut.

Die Fahrzeuge des volkseigenen Automobilwerks im thüringischen Eisenach waren zwar nicht so verbreitet wie der Trabi. Doch auch sie gehörten zum Straßenbild der DDR. Das Modell 353 (hier zu sehen) produzierte der VEB Automobilwerk Eisenach über einen Zeitraum von zwei Jahrzehnten. Insgesamt verließen 1,2 Millionen Wartburgs das Werk.

LETZTE PKW TRABANT AUS DEM SACHSENRINGWERK

Quelle: DPA/DPAWEB

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Die volkseigenen Betriebe in Zwickau und Eisenach wurden schließlich von der Treuhand abgewickelt. Tausende Arbeitsplätze gingen verloren. Dennoch sind beide Städte auch heute noch Auto-Standorte.

In Zwickau hat sich nach der Wende Volkswagen angesiedelt. Dort entstehen heute unter anderem Teile für ein Auto, das mit dem Trabi wohl nicht mehr gemeinsam hat als die vier Räder: VW baut in Zwickau die Karosserie für den Bentley Continental.

Opel investiert in Adam-Produktion

Quelle: Marc Tirl/dpa

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In Eisenach rollen heute Fahrzeuge der Firma Opel aus den Hallen. Schon seit 1990 produziert der Rüsselsheimer Hersteller am ehemaligen Wartburg-Standort. Heute entstehen hier beispielsweise die Modelle Corsa und Adam. Das Werk ist eines der modernsten in Europa und beschäftigt ungefähr 1800 Mitarbeiter.

An East German Trabant car drives past the Brandenburg Gate in Berlin

Quelle: REUTERS

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Der Trabi ist heute, 25 Jahre nach seinem stillen Ende, selbst in den neuen Bundesländern nur noch selten zu sehen. Doch das ist vielleicht auch einer der Gründe für den Kult. Der Trabi macht sich rar - und bleibt damit interessant.

In Berlin leihen sich Touristen Trabis und knattern mit dem Zweitakter durch die einst geteilte Stadt. Und auf dem Gebrauchtwagenmarkt steigen die Preise. Wer noch einen Trabant besitzt, sollte ihn gut pflegen. Ein gut erhaltenes Exemplar kann heute durchaus 5000 Euro bringen. Wer hätte das vor 25 Jahren gedacht?

© SZ.de/harl
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