Süddeutsche Zeitung

Autonomes Fahren:Per Nissan durch die Galaxis

  • Nissan und die NASA haben eine fünfjährige Partnerschaft geschlossen. Ziel ist es, noch in diesem Jahr ein autonom fahrendes Auto auf die Straße zu bringen.
  • Die Nasa hofft, für seine Projekte im Weltraum von den Erfahrungen des japanischen Autobauers mit selbststeuernden Fahrzeugen zu profitieren.
  • Nissan wiederum will vom Wissen der Nasa bezüglich der Mensch-Maschine-Interaktion profitieren.
  • Bis 2020 soll das erste autonome Auto der beiden Firmen in Produktion gehen.

Von Felix Reek

Das Auto der Zukunft fährt ohne uns. Darüber scheint sich die Industrie einig zu sein. Das spiegelt auch die Technikmesse CES in Las Vegas wieder, die an diesem Freitag endet. Dort stellte unter anderem Mercedes seinen Prototypen F015 vor, der sich ohne menschliches Zutun im Straßenverkehr zurecht findet. Ein logischer Schritt, wie Unfallstatistiken alljährlich beweisen. Denn nicht das Auto ist die größte Gefahrenquelle, sondern der Mensch, der es steuert.

Mercedes will zu Testzwecken bereits im nächsten Jahr auf die Straße. Dort testet Audi bereits sein Projekt Highway Pilot, das auf Autobahnen und Landstraßen die Steuerung übernimmt. Auch Google experimentiert seit Jahren mit autonomen Autos, die bereits im Silicon Valley auf der Straße unterwegs sind. In den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren will es seine "Roboter-Taxis" im Straßenverkehr einsetzen.

Fünfjährige Partnerschaft

In diese Riege reiht sich nun auch Nissan ein. Zwar testet der japanische Automobilhersteller schon seit einiger Zeit Technik für autonome Autos, den entscheidenden Vorsprung erhofft man sich aber vom Ames Research Center der Nasa. Beide Unternehmen verkündeten jetzt den Beginn einer fünfjährigen Partnerschaft mit dem Ziel, selbststeuernde Fahrzeuge auf die Straße zu bringen.

Das klingt zuerst nach einer seltsamen Kombination, macht aber Sinn: Ames entwickelte unter anderem die Software des Mars Rover. Der ist zwar nicht autonom, sondern wird aus einer Entfernung von mehreren Millionen Kilometern gesteuert, sieht sich aber ähnlich schwierigen Herausforderungen ausgesetzt wie Autos in der Stadt: Die Oberfläche des Mars gleicht einem Hindernisoarcour aus Sand, Felsen und anderen Gegenständen. In urbanen Gebieten sind es vor allem Fußgänger und plötzlich auftauchende Objekte, die die Navigation durch Computer erschweren.

Aber auch die Nasa erhofft sich Vorteile durch die Zusammenarbeit. "Wir haben einen Rover auf dem Mars. Aber je tiefer wir in den Weltraum vordringen, an immer gefährlichere Orte, umso mehr brauchen wir diese Autonomie", so Pete Wooden, Direktor des Ames Research Center der NASA, zum US-Magazin Wired. Dabei soll die Erfahrung Nissans in der Forschung mit selbststeuernden Autos helfen.

Erstes Auto im Verkehr 2015

Im ersten Schritt erweitern die neuen Partner das Kartenmaterial, das Nissan für seine autonomen Elektroautos des Modells Leaf verwendet. Zurzeit beinhaltet dieses nur den Bereich um das Forschungszentrum des japanischen Automobilbauers im Silicon Valley. Das erste selbstfahrende Auto hofft Nissan noch in diesem Jahr testen zu können, der Öffentlichkeit vorgestellt werden könnte es bereits 2020.

Dass dafür ein grundsätzliches Umdenken nötig ist, das ist auch Nissan CEO Carlos Ghosn klar: "Wenn wir über autonomes Fahren reden, dann geht es um einen Wandel der Beziehung von Fahrer und Auto, Herr und Sklave, zu einer Partnerschaft." Das sei aber ein Gedanke, an den sich die Menschen erst gewöhnen müssten.

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