Es lässt sich kurz zusammenfassen: Parken nervt. Immer. Ein Drittel des Stadtverkehrs ist bedingt durch Parklückensucherei, die im Schnitt zehn Minuten dauert, wie Parkplatzexperten einmal ausgerechnet haben. Und Parkhäuser, naja, das Hin und Her zwischen engen Pfeilern macht auch keine Freude, kostet Zeit und lädt gewissermaßen ein zum Anschrammen: 40 Prozent der Blechschäden passieren beim Parken und Rangieren.
Doch die Automobilindustrie verspricht nun immer konkreter Abhilfe. Noch in diesem Jahrzehnt soll der Computer maßgeblich helfen - beim Suchen und beim Manövrieren. "Ein Konzertbesuch etwa beginnt und endet dann nicht mehr in einem zugigen Parkhaus", sagt Bosch-Geschäftsführer Dirk Hoheisel. Der Fahrer werde sein Auto bald nur noch in einer "Übergabezone" vor dem Parkhaus abstellen und ihm per Smartphone den Befehl geben, sich selbst einen Parkplatz zu suchen, gegebenenfalls samt Akkuauflademöglichkeit. Und auf Anweisung wird der Wagen wieder vorfahren. Ähnliches gilt auch fürs Einparken in die meist enge Garage daheim: Für den Nahbereich sind entsprechende Systeme teilweise bereits verfügbar oder in finalen Tests, egal ob bei Zulieferern wie Bosch, Valeo und Continental oder den Autoherstellern: Daimlers E-Klasse lässt sich genau wie der 7er BMW mit Hilfe einer Fernsteuerung einparken. Das automatische Einparken in die eigene Garage könnte in drei Jahren folgen: "Trained Parking" nennt das die Industrie, dabei speichert der Fahrer den Weg von der Zufahrt bis in die heimische Garage - und künftig fährt der Wagen das nach. In fünf, sechs Jahren soll dann das automatische Parken im großen Maßstab ganz ohne Anlernen kommen: eben wie in den Roboter-Parkhäuser vor den Konzertsälen.
Der Stuttgarter Technikkonzern Bosch hat nun zudem erklärt, ab 2018 auch das Parkplatzsuchen auf der normalen Straßen zu vereinfachen. Beim Vorbeifahren erkennen dabei zur Seite gerichtete Sensoren Lücken, messen sie rasch aus und melden den Platz per Internet an einen digitalen Stadtplan. Den können Parkplatzsucher dann live einsehen, per App im Navigationssystem oder im Handy. Natürlich wird dafür eine Gebühr fällig werden - eines der neuen Geschäftsmodelle im Verkehr.
Die notwendige Technik steckt oft schon im Auto
Was ist der Preis, dass Autofahren weniger nervt? Und: wer wird an den Daten verdienen? Die Fragen sind noch nicht beantwortet. Es liegt auf der Hand, dass an solchen Diensten auch weltweit dominierende Digitalkonzerne wie Google Interesse haben dürften. Aber es zeigt sich, dass die Hersteller der Hardware, zumal die deutschen, auch mitmischen wollen bei diesen Geschäften.
Das Interessante bei der Hardware ist: Die notwendige Technik fürs Suchen und Rangieren steckt vielfach schon in den Autos, zumindest in den neuen Oberklassewagen und in manchen Mittelklasseautos. Sie sind ausgerüstet mit allerlei Kameras, sowie Ultraschall- und Radarsensoren. Die ersten Anwendungen dafür waren vor allem die Mithilfe beim Spurhalten und Abstandhalten. Doch diese elektronischen Augen können den Autofahrern eben auch bei anderen Situationen zur Hand gehen, wo es weniger um Sicherheit geht, sondern um Komfort.
Ideales Spielfeld zum Ausprobieren neuer Technik
Bernd Bienzeisler, Mobilitätsforscher bei der Fraunhofer-Gesellschaft, schätzt, dass im Jahr 2018 alle Neuwagen mit mehr oder weniger ausgefeilten Parksystemen ausgestattet sein werden. Im Endeffekt hängt dabei viel von der Programmierung der Hardware ab. Dazu passt, dass Daimler etwa schon erklärt hat, seine Autos künftig per Updates mit neuen Funktionen versorgen zu wollen. Und dass die Branche sich immer öfter nicht nur auf Autosalons herumtreibt, sondern auch auf Computermessen, etwa auf der Cebit in Hannover oder der CES in Las Vegas.
Doch was dank Digitalisierung technisch möglich ist, ist nicht immer erlaubt. Auf öffentlichen Straßen muss immer ein Mensch hinter dem Steuer sitzen, so ist immer noch die geltende Rechtslage, auch wenn sie angesichts der Roboterisierung angepasst werden dürfte in den kommenden Jahren. Beim Parken ist es einfacher: Hier bewegt sich das Auto auf Privatgrund, für die Konzerne ein ideales Spielfeld zum Ausprobieren ihrer Technik, auf dem Weg hin zum völlig automatisierten Fahren im Stadtverkehr, wie es vielleicht ab Mitte des kommenden Jahrzehnts möglich werden könnte.