Automobilclub verkündet Mitgliederschwund:Tausende Mitglieder verlassen den ADAC

ADAC-Präsident Peter Meyer in der ARD-Talkshow GÜNTHER JAUCH

In der ARD-Talkshow "Günther Jauch" war ADAC-Präsident Peter Meyer um Schadensbegrenzung bemüht. Dazu hat er auch allen Grund: Nach Angaben des Vereines traten 15.000 Mitglieder aufgrund der vergangenen Skandale aus.

(Foto: action press)

Es mag nach nicht viel aussehen, doch dem einst schier allmächtigen Automobilclub laufen nach den Skandalen die Mitglieder davon: 15.000 mehr als im Vorjahresmonat waren es allein im Januar. Sie sind aber nur die Spitze des Eisbergs.

Nach den Skandalmeldungen der vergangenen Wochen meldet der ADAC ungewöhnlich viele Austritte von Mitgliedern. Zum 31. Januar habe es gut 66.200 Kündigungen gegeben. Diese seien bereits bearbeitet, aufgrund von Fristen aber noch nicht wirksam geworden, teilte der ADAC am Montag mit. Vor einem Jahr habe die Zahl bei rund 51.800 Kündigungen gelegen. Die Steigerung um knapp 15.000 sei "auf die jüngsten Entwicklungen zurückzuführen". Doch das waren noch nicht alle.

Weitere rund 55.000 Kündigungen seien noch unbearbeitet, teilte der Verein mit. Normalerweise liege die Zahl unbearbeiteter Austritte im Januar zwischen 5000 und 10.000. Zum 31. Januar seien 18,99 Millionen Menschen im ADAC gewesen. Im vergangenen Jahr gewann der Automobilclub den Angaben zufolge rund 528.000 Mitglieder hinzu. Die Mitglieder sind im Durchschnitt etwa 49 Jahre alt und bleiben rund 21 Jahre im Verein.

Der ADAC steht derzeit nach immer neuen Enthüllungen in der Kritik. Die Debatte begann damit, dass der Club Manipulationen bei der Wahl zum "Lieblingsauto der Deutschen" einräumen musste. Später bestätigte der ADAC unter anderem die Nutzung von vereinseigenen Rettungshubschraubern für Dienstreisen des Präsidiums. Vereinspräsident Peter Meyer stellte sich am Sonntagabend der Kritik in der ARD-Sendung "Günther Jauch" und erklärte, dass der ADAC "tief betroffen von den Skandalen" sei: "Wir liegen wirklich am Boden." Meyer versicherte erneut, dass die Vereinsführung eine "komplette Aufklärung" erreichen wolle.

Alle Fragen und Vorwürfe sollen geklärt werden

Zurzeit untersuchen so zum Beispiel externe Wirtschaftsprüfer, ob beim Autopreis "Gelber Engel" auch die Platzierung der Hersteller gefälscht wurde. "Ich gehe davon aus, dass wir die Ergebnisse diese Woche noch haben werden", sagte Pressesprecher Christian Garrels. Bisher hieß es, der zurückgetretene ADAC-Kommunikationschef Michael Ramstetter habe lediglich die Stimmenzahl bei der Wahl zum Lieblingsauto der Deutschen nach oben frisiert. Die Reihenfolge der Fahrzeuge aber sei nicht verändert worden. Auch bei allen anderen Fragen und Vorwürfen, etwa bei angeblich von Dritten mitfinanzierten Badegewässertests in den 1990er Jahren, arbeite der Automobilclub an der Klärung. Die Ergebnisse sollen in die bereits begonnenen Reformprozesse einfließen. Einen Rücktritt als ADAC-Präsident schließt Meyer bisher aber aus. Er sehe seine Aufgabe darin, die Dinge ins Reine zu bringen.

Unklar ist weiter, ob der ADAC seinen Vereinsstatus behält. Nach dem Antrag einer Privatperson auf Löschung aus dem Vereinsregister sei der Verband um Stellungnahme gebeten worden, sagte eine Sprecherin des Amtsgerichts München am Montag. Das Gericht warte nun darauf. Die Prüfung könne längere Zeit in Anspruch nehmen.

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