Automesse in Los Angeles:Show der Schönwetterautos

Eine Automesse im sonnigen und wohlhabenden Kalifornien? Klar, dass dort Genießerautos präsentiert werden. Darunter viele Sportwagen, der neue Mercedes SL und eine mutige Mischung aus SUV und Cabrio.

Von Thomas Harloff

Range Rover Evoque Cabrio

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(Foto: Bloomberg)

Braucht man das? Wäre die Prämisse bei der Entwicklung neuer Autos, diese Frage mit "ja" beantworten zu müssen, wären uns einige echte Traumwagen entgangen. Aber mindestens ebenso viele zweifelhafte Konzepte erspart geblieben. In welche Kategorie reiht sich nun das Range Rover Evoque Cabrio ein? Und wo, wenn nicht im sonnigen, wohlhabenden, ausgeflippten Los Angeles sollte die skurrile Auto-Züchtung ihren ersten Auftritt haben? Keine Frage, dieses Auto wird in den Messehallen des Los Angeles Convention Centers (Publikumstage vom 20. bis 29. November) für Aufsehen sorgen. Dabei sind die nackten Daten unspektakulär. Vier Personen finden im offenen Evoque Platz, der Kofferraum fasst 251 Liter. Das Dach öffnet in 18 und schließt in 21 Sekunden, beides bis zu einem Tempo von 48 km/h. Die Vierzylinder-Benzin- und Dieselmotoren mit Turboaufladung und Leistungswerten von 150, 180 und 240 PS übernimmt das Cabrio vom geschlossenen Drei- und Fünftürer. Genau wie den obligatorischen Allradantrieb und die vielfältigen elektronischen Fahrhilfen für den Einsatz im Gelände. Die Preise starten bei 51 200 Euro, der Marktstart in Europa erfolgt im Frühjahr 2016.

VW Beetle Dune

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(Foto: SOM)

Texte über Volkswagen handeln in diesen Tagen vor allem von manipulierten Abgaswerten und einbrechenden Aktienkursen. In Kalifornien, wo der Skandal um geschönte Stickoxid-Werte Mitte September seinen Anfang nahm, versucht der Konzern, so gut es geht zu seinem normalen Geschäft zurückzukehren. Das Ziel: Positive Stimmung verbreiten und an unbeschwerte Zeiten zu erinnern. An Zeiten, in denen die Strandbuggys mit VW-Käfer-Technik ein beliebtes Fortbewegungsmittel im Großraum Los Angeles waren. Der Beetle Dune soll diesen Geist beschwören, doch man muss nicht mal genau hinsehen, um zu erkennen, dass er mit den Kultmobilen von damals nicht viel gemeinsam hat. Sein Konzept ähnelt eher dem des offenen Range Rover Evoque, denn die höhergelegte Karosserie gibt es beim Beetle nicht nur mit festem, sondern auch mit Cabriodach. Allerdings verfügt er weder über Allradantrieb noch Offroadhilfen, dafür können Kunden zwischen drei Benzin- und zwei Dieselmotoren mit Leistungswerten von 105 bis 220 PS wählen. Die Preise beginnen bei 23 625 Euro, das Cabrio ist mehr als 4000 Euro teurer. Weitere US-Debütanten des VW-Konzerns sind die Nordamerika-Version des Passat und der neue Audi A4.

Fiat 124 Spider

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(Foto: AFP)

Ähnlich wie VW versucht auch Fiat, ivom Glanz früherer Tage zu profitieren. Das hat beim kleinen 500er schon einmal gut funktioniert. Bald kehrt die nächste aus der Vergangenheit bekannte Modellbezeichnung zurück: 124 Spider. Von den späten Sechzigern bis in die frühen Achtzigerjahre war der Spider eines der erfolgreichsten Cabrios, heute ist er ein begehrter Klassiker. Und bald, so hofft zumindest Fiat, ein gefragter Neuwagen. Um Entwicklungskosten nicht allein schultern zu müssen und das wirtschaftliche Risiko überschaubar zu halten, hat sich Fiat mit Mazda zusammengetan. Die Plattform des neuen MX-5 dient als technische Basis für den offenen Zweisitzer. Die italienische Variante ist jedoch etwas kantiger gestaltet als die rundliche japanische und erinnert an eine andere japanische Roadster-Ikone, den Honda S2000. Im Innenraum sehen sich die Brüder dagegen zum Verwechseln ähnlich, von den Markenlogos einmal abgesehen. Nachteil Fiat: Er wiegt etwas mehr als der Mazda. Der Motor, ein 140 PS starker 1,4-Liter-Turbo-Vierzylinder, stammt aus dem eigenen Regal; der MX-5 wird von Saugmotoren mit 131 und 160 PS angetrieben. Im kommenden Sommer feiert der 124 Spider seine Markteinführung. Die Preise stehen noch nicht fest.

Mercedes SL Facelift

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(Foto: AP)

Cabrios und Roadster: Die Genießerautos mit zurückklappbarem Dach sind ein großes Thema auf der LA Auto Show. Auch am Mercedes-Stand, wo der umfassend aufgefrischte SL debütiert. Dabei hat sich auffällig viel am Design der Front getan, das beim Vorgänger viel Kritik hervorgerufen hatte. Ansonsten ändern sich nur Details der Formgebung, etwa an den Luftauslässen in den Kotflügeln oder bei der Färbung der Rückleuchten. Es gibt zwei neue Lackierungen, einen Blau- und einen Grauton. Im Rahmen der Modellpflege hält eine Neungang-Automatik Einzug und hat Mercedes den Einstiegsmotor überarbeitet. Der SL 400 mit V6-Triebwerk leistet nun 367 statt 333 PS. Die V8-Biturbo-Varianten SL 500 (455 PS) und AMG SL 63 (585 PS) behalten ihre Leistungswerte ebenso bei wie die Topvariante AMG SL 65 mit 630 PS starkem V12-Motor. Das Infotainmentsystem hat Mercedes um seine neuesten Konnektivitäts-Technologien ergänzt und beim Fahrwerk halten einige Technologien Einzug, die der Zweisitzer vom S-Klasse Coupé und Cabrio übernimmt. Darunter die Möglichkeit, per Knopfdruck unterschiedliche Fahrprogramme einzustellen. Die Preise sollen etwa stabil (ab 97 759 Euro für den SL 400) bleiben.

Mitsubishi Lancer Evolution Final Edition

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(Foto: Wieck)

Während die eine Legende zurückkehrt, sagt eine andere leise Servus. Nach mehr als 20 Jahren, in denen der Mitsubishi Lancer Evolution auf den Rallyepisten dieser Welt Bestzeiten jagte oder in seiner kaum zivileren Version Hobby-Rennfahrer mit fahrdynamischem Talent begeisterte, ist bald endgültig Schluss. In Deutschland wird er jetzt schon nicht mehr angeboten, und auch in den USA ist das Ende absehbar. Noch 1600 Exemplare der auf der LA Auto Show gezeigten "Final Edition", dann verabschiedet sich der Evo aus den Schauräumen der Mitsubishi-Händler. Die finale Sonderserie bringt alles mit, was zum Lancer Evolution gehört. Riesige Kühllufteinlässe vorn, breite Kotflügel an der Seite und ein Heck, über dem ein dicker Spoiler thront. Der Vierzylinder-Turbobenziner leistet in dieser Ausführung 307 PS und verteilt über ein manuelles Fünfgang-Getriebe ein maximales Drehmoment von 414 Newtonmeter auf alle vier Räder. Wie gehabt ist der Allradantrieb in Richtung Agilität optimiert, wiegen die Bremsen möglichst wenig und stellt das Fahrwerk eher Fahrspaß als -komfort in den Fokus. Subtile Akzente innen und außen weisen auf den Sonderstatus dieser Evo-Serie hin, die in den USA 37 995 Dollar (etwa 35 600 Euro) kostet.

Audi S8 plus

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(Foto: JWO)

Sportliche Limousinen baut auch Audi, wenn auch das Konzept ein völlig anderes ist. Da geht es eher um motorische Potenz als um Kurvenkunst, wofür der S8 plus ein gutes Beispiel ist. Sein Vierliter-Biturbo-V8 leistet 605 PS, der Null-auf-Hundert-Wert beträgt 3,8 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit 305 km/h. Ein mehr als zwei Tonnen schweres und mindestens 145 200 Euro teures Motoren-Monster, das Audi zufolge laut Norm 9,4 bis 9,6 Liter brauchen soll. Schwer vorstellbar, dass das in der Realität zu erreichen ist. Gleicher Motor, andere Karosserieformen: Im RS 6 Avant und RS 7 Sportback mit dem Namenszusatz "Performance" kommt der Achtzylinder-Benziner ebenfalls in der 605-PS-Konfiguration zum Einsatz. Diese Varianten sind etwas sprintstärker als der S8 plus (exakt eine Zehntelsekunde), aber ähnlich durstig. Dafür deutlich billiger: Der Kombi kostet mindestens 117 000 Euro, für das Schrägheck-Coupé werden 121 700 Euro fällig.

Lamborghini Huracán LP 580-2

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(Foto: Lamborghini)

Was macht einen echten Lamborghini aus? Neben dem martialischen Design sicher ein möglichst rabiates, ungefiltertes Fahrgefühl, das über das der meisten anderen Sportwagen hinausgeht. Als der Huracán im vergangenen Jahr auf den Markt kam, schien er aber genau das ein Stück weit verloren zu haben. Zu normal sei er geworden, zu einfach zu fahren, klagten Fachjournalisten und Lamborghini-Enthusiasten. Es waren Klagelieder auf hohem Niveau. Um die Kritik verstummen zu lassen, zeigt die Sportwagenschmiede in Los Angeles eine neue, mindestens 178 550 Euro teure Version des Huracán: den LP 580-2. Die Modellbezeichnung weist auf zwei Neuerungen hin: Erstens die um 20 auf 580 PS gesteigerte Leistung des Mittelmotor-V10, andererseits den Umstieg von Vier- auf Zweiradantrieb. Einzig die hinteren Reifen müssen die Mehrleistung auf den Asphalt übertragen, was zwar ein Minus an Traktion mit sich bringt, aber manchem Sportwagenfan doch das gewünschte intensivere Fahrerlebnis bescheren dürfte. Einen Gewichtsvorteil von 33 Kilogramm bringt der Allrad-Verzicht noch extra. Den Alltag verliert der LP 580-2 aber nicht völlig aus den Augen: Die neue, bei Halbgas aktive Zylinderabschaltung soll beim Spritsparen helfen.

Porsche Cayman GT4 Clubsport

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(Foto: Bloomberg)

Noch kompromissloser als der Lamborghini ist ein Ausstellungsstück, das Porsche nach Los Angeles gebracht hat. Schalensitze, Sechspunktgurte, Überrollkäfig: Der Cayman GT4 Clubsport soll nicht komfortabel, sondern einfach nur schnell sein. Schließlich ist er ein reines Rennauto ohne Straßenzulassung, das von 2016 an in diversen Motorsportserien, darunter die Langstreckenmeisterschaft auf dem Nürburgring, mitmischen soll. Den 385 PS starken 3,8-Liter-Sechszylinder-Boxermotor übernimmt der Clubsport unverändert von der straßenzugelassenen Version. Darüberhinaus ist das Coupé in vielen Details (Aerodynamik, Fahrwerk, Bremsen oder Sicherheitssysteme) auf harte Rennstreckeneinsätze optimiert. Teurer ist die Motorsportvariante übrigens auch: In Deutschland kostet der GT4 Clubsport 132 090 Euro, der normale Cayman GT4 startet bei 85 776 Euro.

Mercedes GLS

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(Foto: SOM)

SUVs mit festem Dach kann man sich in LA auch anschauen. Zum Beispiel den Mercedes GLS, früher als GL bekannt. Das Oberklasse-SUV trägt nun die Front im aktuellen Markendesign, behält sonst aber seinen konservativen Look bei. Der 5,13 Meter lange, 1,93 Meter breite und 1,85 Meter hohe Riese bietet bis zu sieben Personen Platz, für das Gepäck bleibt bei normaler Fünfer-Bestuhlung ein 680 Liter großes Abteil. Klar, dass so viel Auto entsprechend dimensionierte Motoren erfordert. Mit einem Preis von 74 800 Euro gleichzeitig Einstiegsmodell und einzige Dieselversion ist der 350 d mit Sechszylindermotor und 258 PS. Darüber rangiert der 333 PS starke V6-Biturbo-Benziner GLS 400. Mit V8-Motor treten der GLS 500 mit 455 PS und der AMG GLS 63 mit 585 PS an. Bis auf das Topmodell werden alle Motoren mit der neuen Neungang-Automatik gekoppelt. Mercedes' jüngste Konnektivitäts-, Assistenz- und Fahrwerks-Technologien halten ebenfalls Einzug.

Cadillac XT5

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(Foto: dpa-tmn)

Wo die bevorzugten Märkte der Nobelhersteller inzwischen liegen, zeigt die Tatsache, dass der Cadillac XT5 seine Weltpremiere nicht in LA, sondern vor einer Woche auf der Dubai Motor Show feierte. Als global agierende Marke, die Cadillac nun wieder sein möchte, zielt man nicht nur auf die heimische Konkurrenz ab, sondern auch auf die deutschen Mittelklasse-SUV-Vertreter Audi Q5, BMW X5 oder Mercedes GLE. Denen setzt der XT5 eine betont kantige Optik entgegen, aber keine Wahlmöglichkeiten beim Antrieb. Wer den Amerikaner haben möchte, muss ihn mit einem 322 PS starken 3,6-Liter-V6-Benziner, Achtgang-Automatik und Allradantrieb nehmen. Zumindest in Amerika. Im Sommer 2016 soll das SUV auch nach Deutschland kommen - für ein Mindestmaß an Markterfolg ist ein Dieselmotor eigentlich unabdingbar. Ob der wirklich kommt, ist jedoch fraglich. Aber dass Cadillac in Sachen Motoren grundsätzlich flexibel ist, zeigt der Hersteller in China: Dort bekommt der XT5 einen Vierzylinder-Turbobenziner.

Mazda CX-9

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(Foto: AP)

Auch Mazda kann ordentliche SUVs bauen, wie CX-5 und CX-3 bewiesen haben. Für den nordamerikanischen Markt schieben die Japaner bald den CX-9 nach. Dort für einen Soft-Offroader dieser Größe unabdingbar und deshalb mit an Bord: eine dritte Sitzreihe, die den CX-9 zum Siebensitzer macht. Die wichtigste Neuerung befindet sich aber unter der Fronthaube: Mit dem 250 PS starken 2,5-Liter-Vierzylinder beginnt nun auch Mazda, das bei Benzinmotoren lange am Saugerprinzip festgehalten hat, auf Turboaufladung umzusteigen. Im kommenden Frühjahr startet der Verkauf des Mazda CX-9 - allerdings nicht in Europa. Dort bleibt es vorerst beim SUV-Duo CX-3 und CX-5.

Ford Escape

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(Foto: Bloomberg)

Ein weiteres SUV, dass es zwar in den USA, aber nicht in Europa gibt - zumindest unter diesem Namen: der Ford Escape. Für europäische Autokäufer ist das Auto dennoch interessant, denn der Escape wird hierzulande als Kuga vermarktet, und der Debütant der LA Auto Show nimmt das 2016 anstehende Facelift vorweg. Interessant wird sein, ob der Kühlergrill des Kuga ähnlich mächtig wird wie der des Escape. Der neue Innenraum mit entschlacktem Bedienkonzept und besserer Smartphone-Integration schafft es aber auf jeden Fall in die Europa-Version. In den USA tritt das SUV mit drei Benzinmotoren an: einem 2,5-Liter-Sauger mit 168 PS, einem 1,5-Liter-Turbo mit 180 PS und einem Zweiliter-Turbo mit 245 PS. Welche dieser Motoren auch in Europa angeboten werden, ob gar andere hinzukommen und wie die aktuell 120 bis 180 PS starke Dieselpalette nach der Modellpflege aussehen wird, bleibt noch geheim.

Jeep Wrangler Backcountry

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(Foto: dpa)

Und dann gibt es doch noch eine Neuheit für jene, die sich eher zu den Naturburschen als den Schönwetterausflüglern zählen. Jeep zeigt das nächste Sondermodell seines Geländewagen-Urgesteins Wrangler, dessen zentrales Merkmal seine Farbe ist: Xtreme Purple heißt die Lackierung, die der Wrangler Backcountry exklusiv hat. Alles andere übernimmt er von den dezenter gestylten Brüdern: den 3,6-Liter-V6-Motor, den Allradantrieb und die elitären Offroadfähigkeiten. Eher auf der Straße als im Gelände zuhause ist der Jeep Grand Cherokee SRT Night, ein großes SUV mit 6,4-Liter-V8-Motor, 482 PS und einem Sprintvermögen von null auf 60 mph (96,6 km/h) in 4,8 Sekunden. Über ähnliche Leistungs- und Fahrwerte verfügen noch andere SUVs und Pick-ups amerikanischer Hersteller, die beim heimischen Publikum weiterhin Anklang finden. Und das, obwohl keiner von ihnen über ein Cabrio-Dach verfügt. Dieses Merkmal haben der Range Rover Evoque und der VW Beetle Dune erst einmal exklusiv.

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