Autokrise 2008:Abbruch in Detroit

2008 sah die Autobranche den Niedergang von General Motors, Ford und Chrysler. Selbst die einstigen Vorzeigemarken BMW, Mercedes und VW schwächeln - Szenen einer beispiellosen Krise. In Bildern

Günther Fischer

22 Bilder

Detroit GM; afp

Quelle: SZ

1 / 22

2008 sah die Autobranche den Niedergang von General Motors, Ford und Chrysler. Selbst die einstigen Vorzeigemarken BMW, Mercedes und VW schwächeln - Szenen einer beispiellosen Krise.

Ein Pictorial von Günther Fischer

Detroit, die Motor City. Die Stadt wird in den zwanzigern Jahren zu einer der bedeutendsten Industriemetropolen der Welt und ist noch jahrzehntelang eines der wichtigsten Zentren der US-Wirtschaft. Hier entwickelt Henry Ford auch sein Model T.

Im Bild: Die am Detroit River gelegenen Wolkenkratzer ...

Foto: AFP

Detroit GM; ap

Quelle: SZ

2 / 22

... sind der aktuelle Sitz der General-Motors-Zentrale. Ironischerweise fördert ausgerechnet Henry Ford II. in den siebziger Jahren den Bau des sogenannten "Renaissance-Center".

Lange Zeit sind es Ford, General Motors (GM) und Chrysler, gerne auch die Großen Drei genannt, die in Detroit regieren. Noch in den sechziger Jahren liegt ihr Marktanteil auf dem amerikanischen Automarkt bei unglaublichen 90 Prozent - heute ist es gerade noch die Hälfte.

Foto: AP

Detroit GM; ap

Quelle: SZ

3 / 22

Der historische Firmensitz des 1908 von William C. Durant gegründeten Firmenkonglomerats GM: das Durant-Gebäude am Grand Boulevard in Detroit. Es war einst das größte Bürogebäude der USA. Inzwischen sind sogar die Parkuhren davor verrostet.

Das Gebäude gehört heute dem Staat Michigan - und der Staat ist es auch, bei dem Amerikas Autoriesen um eine Finanzhilfe in Milliarden-Höhe nachsuchen - um einen Konkurs abzuwenden. Noch im Dezember werden GM 9,4 Milliarden bewilligt, weiter vier Milliarden sollen im Februar 2009 folgen. Zudem rettet die US-Regierung die Finanztochter des Krisenkonzerns mit weiteren sechs Milliarden vor dem Kollaps.

Foto: AP

Detroit GM; afp

Quelle: SZ

4 / 22

Diese Werbetafel in der Nähe des GM-Hauptquartiers erinnert an die "ruhmreiche Vergangenheit" und verspricht eine "aufregende Zukunft".

Die trostlose Umgebung spricht eine andere Sprache: Der schleichende Verfall der Stadt ist eng mit dem Niedergang der Autoindustrie verbunden.

Foto: AFP

Detroit GM Ford F-150 Pick-up; afp

Quelle: SZ

5 / 22

Es ist aber nicht die weltumspannende Finanzkrise allein, die der Autoindustrie zu schaffen macht. GM, Ford und Chrylser verfolgen auch eine falsche Modellpolitik: Unverdrossen bauen sie große, PS-starke und Sprit fressende Geländewagen, Pick-ups und Limousinen. Kleinwagen oder Autos mit alternativen Antrieben haben sie bis dato kaum oder gar nicht im Angebot.

Das Bild zeigt einen Parkplatz voller Ford F-150 Pick-ups, die ihre Käufer erst noch suchen.

Foto: AFP

Detroit GM Ford; afp

Quelle: SZ

6 / 22

Mit Holz vernagelte Fenster zeugen von der Stadtflucht, auf dem Parkplatz davor warten Ford-Limousinen auf Käufer, die so schnell nicht kommen werden.

Selbst mit Nachlässen von mehreren tausend Dollar, Tankgutscheinen oder Sonderausstattungen ohne Aufpreis haben es die Händler schwer, die Autos an den Mann zu bringen.

Foto: AFP

Detroit GM; afp

Quelle: SZ

7 / 22

GM und Ford verbrennen jeweils mehr als neun Milliarden Dollar allein im dritten Quartal 2008. Das verträgt auf die Dauer keiner der beiden Konzerne, zumal es nun schon einige Jahre her ist, dass sie ordentlich verdient haben.

Die Absatzschwäche der Hersteller zieht außerdem Kreise: Zulieferer geraten in Gefahr und zahlreichen Werkstätten müssen schließen.

Foto: AFP

Detroit Michigan GM; afp

Quelle: SZ

8 / 22

Verwaiste Viertel: Bis in die vierziger Jahre steigt die Bevölkerungszahl in Detroit auf fast zwei Millionen. Heute leben noch 900.000 Menschen in der Motor City.

Jeder dritte Einwohner, so die Schätzungen, lebt in Armut - das macht Detroit unter den großen US-Städten zu einer der ärmsten.

Foto: AFP

Detroit Packard; afp

Quelle: SZ

9 / 22

Das war einmal das Gebäude des Autoherstellers Packard in Detroit - die stolze Aufschrift Motor City in USA ist noch zu erkennen.

Das Unternehmen geht schon in den fünziger Jahren pleite - die verfallene Ruine der Fabrik verschandelt aber noch heute die Stadt.

Um einen weiteren Niedergang ihrer Firmen und der Region zu vermeiden,

Detroit Packard; afp

Quelle: SZ

10 / 22

... stemmen sich die krisengeschüttelten US-Autokonzerne General Motors (GM) und Ford gegen die Krise. GM erwägt Ende 2008 offenbar erstmals sogar den Verkauf von vier Automobilmarken, um an milliardenschwere Regierungskredite zu gelangen: Saab, Saturn, Hummer und sogar die Traditionsmarke Pontiac gelten als verzichtbar.

Foto: AFP

Ford Dearborn Michigan; dpa

Quelle: SZ

11 / 22

Das Ford-Hauptquartier in Dearborn, Michigan. Die Probleme von Ford unterscheiden sich in nichts von denen der anderen US-Hersteller: Die Finanzkrise und der zeitweilig hohe Ölpreis machen schmerzhaft deutlich, dass auch Ford in den letzten Jahren eine völlig falsche Modellpolitik verfolgt hat.

Dabei beginnt mit Ford das Zeitalter der Massenfertigung von Automobilen: Das allererste ...

Foto: dpa

Ford Model T Piquette Plant; afp

Quelle: SZ

12 / 22

... Ford Model T wird in Fords erster Fabrik, der Piquette Avenue Plant (Bild), am 27. September 1908 fertiggestellt. Bis 1927 werden dann 15 Millionen "Tin Lizzys" produziert - allerdings in einer anderen Fabrik.

Foto: AFP

Opel Rüsselsheim; ddp

Quelle: SZ

13 / 22

Die Ampel steht bei Opel in Rüsselsheim auf Rot: GM-Europachef Carl-Peter Forster kündigte Ende November an, die Arbeitskosten um mindestens zehn Prozent senken zu wollen. Arbeitszeiten müssten gekürzt, Gehaltskosten gesenkt sowie weitere Initiativen zur Kostensenkung ergriffen werden. Jobs sollen noch nicht wegfallen - zumindest vorerst.

Es sind die Schwierigkeiten der Konzernmutter GM, die ...

Foto: ddp

Opel, Rüsselsheim rtr

Quelle: SZ

14 / 22

... Opel mit in die Krise ziehen: Aus Angst, dass GM zahlungsunfähig werden könnte, bitten die Chefs der Adam Opel GmbH in einem Brandbrief deutsche Politiker um eine Staatsbürgschaft. Die Rede ist von zwei Milliarden Dollar, die GM seiner deutschen Tochter schuldet und die fatalerweise ausbleiben könnten.

Das Bild zeigt leere Transporter vor dem Opel-Werk in Rüsselsheim.

Foto: Reuters

Opel Eisenach Kaiserslautern Rüsselsheim Bochum; düa

Quelle: SZ

15 / 22

Ende des Jahres wird in allen Opel-Fabriken gearbeitet. Nur im thüringischen Eisenach wird die Fertigung im November an vier Tagen unterbrochen. Immerhin: Die vor drei Jahren ausgehandelte Beschäftigungsgarantie für die Arbeitnehmer bei Opel gilt noch bis Ende 2010.

Die Bild zeigt die deutschen Opel-Standorte Eisenach (oben links), Kaiserlautern (oben rechts), Rüsselsheim (unten links) und Bochum.

Foto: dpa

Opel Insignia; Getty Images

Quelle: SZ

16 / 22

Allerdings benötigt allein das Bochumer Werk für seine neuen Modellreihen 420 Millionen Euro an Investitionen. Ohne diese Zukunftsinvestitionen sei das Aus für Bochum programmiert, so die Opel-Chefs. In diesem Fall seien 6000 Arbeitsplätze in Bochum und bis zu 25.000 Jobs in der nordrhein-westfälischen Zulieferindustrie akut gefährdet.

Die Krise hat für Opel einen besonders bitteren Beigeschmack: Der deutsche Hersteller hat sich in den letzten Jahren erholt und sogar Gewinn gemacht. Und der Opel Insignia, der neue Hoffnungsträger, wurde gerade eben zum "Auto des Jahres 2009" gewählt.

Foto: Getty Images

Mercedes-Benz Stuttgart Möhringen; ap

Quelle: SZ

17 / 22

Die anhaltende Flaute in der Autoindustrie erwischt auch Mercedes-Benz mit voller Wucht: In allen 14 deutschen Fabriken wird zum Jahreswechsel ein Produktionsstopp verhängt, der bis 11. Januar 2009 andauern soll.

Im Bild: die Firmenzentrale in Stuttgart-Möhringen

Foto: AP

Mercedes-Benz E-Klasse Sindeslfingen; dpa

Quelle: SZ

18 / 22

Der Stuttgarter Autokonzern sieht keine andere Möglichkeit, als den Ausstoß zu drosseln. Noch bis Jahresende sollen 45.000 Autos weniger gebaut werden. Die 150.000 Mercedes-Werker werden also ausgiebig Urlaub machen können - oder vielmehr müssen. Wie hier in Sindelfingen, wo gerade ein Modell der C-Klasse entsteht.

Foto: dpa

BMW Dingolfing; dpa

Quelle: SZ

19 / 22

Dingolfing ist nicht Detroit - und doch lebt diese niederbayerische Stadt mit ihren 18.000 Einwohnern hauptsächlich vom Autohersteller BMW.

Der Produktionsstopp trifft die Region deswegen besonders hart - immerhin will auch BMW bis Ende des Jahres 65.000 Autos weniger bauen.

Foto: dpa

BMW Dingolfing; dpa

Quelle: SZ

20 / 22

Etwa 20.000 Menschen arbeiten in Dingolfing, BMWs weltgrößtem Werk - Menschen, die jetzt zwangsweise zu Hause bleiben müssen.

Ein Blick auf die Werkstore macht die Malaise deutlich: Das Bild zeigt den Schichtwechsel im Februar (oben) und im November (unten).

Foto: dpa

VW Wolfsburg; ap

Quelle: SZ

21 / 22

Auch Volkswagen gibt Ende November bekannt, die Produktion im Stammwerk in Wolfsburg wegen der Nachfrageschwäche für längere Zeit anhalten zu wollen. Die Unterbrechung solle drei Wochen dauern, vom 18. Dezember bis 11. Januar, um nicht auf Halde zu produzieren, wie ein Unternehmenssprecher sagte.

Foto: AP

VW Tiguan; ddp

Quelle: SZ

22 / 22

Dank Bestseller wie dem VW Tiguan (Bild), VW Golf und VW Passat ist Volkswagen von gröberen Absatzeinbrüchen bisher verschont geblieben; die Produktionsunterbrechung gilt - noch - als reine Vorsichtsmaßnahme.

Foto: ddp

© sueddeutsche.de/gf
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: