Autojahr 2010:Lang und bang

Trotz angekündigter Krise erwartet uns Überraschendes, Altbekanntes, Neues und Spannendes - das Autojahr 2010 in Monaten.

Hans Bast

Das neue Jahr beginnt eher sachlich. In Detroit zeigt Ford im Januar eine serienreife Studie des neuen Focus mit verbessertem Fahrwerk und neuen Motoren. Erstmals sollen benzinsparende kleine Dreizylinder mit 1 und 1,25 Litern Hubraum ins Programm genommen werden. Fast gleichzeitig startet Škoda den Verkauf seines ersten Kombis auf Superb-Basis. Das Raumwunder mit 4,84 Metern Länge verfügt über einen maximalen Stauraum von 1865 Litern und übertrifft damit den Passat Variant um mehr als 150 Liter. Größer ist nur noch der Mercedes E-Klasse-Kombi - aber der ist auch gleich rund 20.000 Euro teurer und kommt erst später im Jahr.

Autojahr 2010

Aston Martin Rapide. Das viertürige Sportcoupé startet im Februar.

(Foto: Foto: oh)

Im Februar folgt dann gleich einer der Höhepunkte des Autojahrs: Der Aston Martin Rapide rollt mit vier Türen - Porsche hat es vorgemacht - zum Händler. Die Türen schwenken nicht wie üblich zur Seite, sondern leicht nach oben. "Schwanenflügel-Türen" nennt Aston Martin diese stilistische Feinheit - damit auch der ewige Single James Bond mit der Familienplanung beginnen kann. Der gestresste Familienvater muss aber nicht völlig auf Spaß verzichten: Aston Martin spendiert dem Rapide das Zwölfzylinder-Triebwerk des Avantage mit 477 PS und einem brachialen Drehmoment von 600 Newtonmeter bei 5000 U/min. Beim Spurt von 0 auf 100 km/h hat allerdings der Panamera-Fahrer leicht die Fahrzeug-Nase vorn.

Der März macht dann sportlich in der Mittelklasse weiter. BMW bietet seinen völlig neuen 5er an, der technisch vom Siebener profitiert. So zeigt die Sonderausstattungsliste viele Details, die bislang den 7er-Kunden vorbehalten waren. Der Kunde kann zwischen einem Achtzylinder und drei Sechszylinder-Benzinmotoren, sowie zwei Sechszylinder-Diesel-Aggregaten wählen. Der Kombi kommt im September.

Neu wählen kann der Kunde auch in der Oberklasse. Der neue A8 von Audi ist geringfügig kürzer und leichter als der Vorgänger. Als Option gibt es ein Start-Stopp-System. Damit sind schon alle Zugeständnisse an den Zeitgeist genannt. Von Downsizing hält man bei Audi in der Luxusklasse nicht viel und einen Hybrid gibt es auch nicht. Technisch glänzt der Audi mit Dynamiklenkung, Allradantrieb, Sportdifferenzial und Luftfederung. Die Motoren mit variablem Ventilhub und Turboaufladung reichen von 230 bis 500 PS zu Preisen von 70.000 bis 140.000 Euro.

Im April startet Alfas neue Giulietta

Nicht minder sportlich geht es in Stuttgart zu. Mercedes bringt sein neues E-Klasse-Cabrio mit klassischem Stoffverdeck auf dem Markt. Technisch basiert es auf dem Coupé. Völlig neu ist der Windabweiser über der Frontscheibe, der die Luftturbulenzen im Innenraum deutlich vermindert. Schutz vor Regen, Schnee und Frost bietet auch das 23,5 Millimeter dicke Stoffverdeck, das bis zu einer Geschwindigkeit von 40 km/h vollautomatisch binnen 20 Sekunden geöffnet und geschlossen werden kann.

Ab März ist auch ein weiteres Stoffdach-Cabrio erhältlich. Der Nissan 370 Z kommt als Roadster auf den Markt. Das Design wurde überarbeitet, ein stärkerer Motor eingebaut und das neue Stoffdach öffnet und schließt ebenfalls binnen 20 Sekunden automatisch. Für Leute, die es ganz bequem mögen, gibt es sogar ein Automatikgetriebe.

Der April startet mit einem richtigen Hingucker in der Kompaktklasse. Der Nachfolger des Alfa 147 feiert auf der Messe in Genf seine Premiere und soll anschließend als Giulietta in die Autohäuser kommen. Der Name hat Tradition: Von 1954 bis 1964 baute Alfa einen wunderschönen Giulietta in verschiedenen Versionen mit einem damals innovativen Aluminium-Motor. Bertone und Pinifarina waren einst für das Design verantwortlich. An italienischer Eleganz fehlt es auch der neuen Giulietta nicht. Der Alfa 147 hatte ob seines kleinen Gepäckraums in der Kompaktklasse eine schweren Stand. Die neue Giulietta hat ein Kofferraumvolumen von 350 Litern.

Über Platzmangel können die Kunden des Ford Galaxy nicht klagen. Der Klassiker von Ford wird 2010 von Grund auf modernisiert. Die gemeinsame Plattform mit dem VW Sharan wird aufgegeben. Stattdessen teilt er sich jetzt eine gemeinsame Basis mit dem Ford S-Max.

Platzmangel dürften auch die Fahrer eines VW Touareg oder Porsche Cayenne nicht verspüren. Beide SUV kommen gründlich überarbeitet und mit sparsameren Motoren im Mai auf den Markt. Erstmalig ist der Touareg dann auch als Hybrid lieferbar. In Verbindung mit der Start-Stopp-Automatik soll der Durchschnittsverbrauch unter zehn Liter Super sinken.

Dacias Duster will sich als Billig-Allradler profilieren

Ein weiterer Allradler kommt mit dem Dacia Duster zu einem Einstiegspreis von rund 12.000 Euro auf die deutschen Straßen. Dacia will den SUV-Markt mit seinem Billig-Allradler von unten aufrollen.

Ganz andere Tugenden weist dagegen der neue Opel Corsa auf. Er ist ein weiter entwickelter Matiz und soll die gemeinsame Kleinwagenplattform der gesamten GM-Konzernfamilie sein. Die Motoren sind sparsamer und leistungsfähiger geworden. Die Benzinmotoren erfüllen jetzt alle die Euro-5-Abgasnorm. Im Vergleich zu seinem Vorgänger ist er 15 Zentimeter länger und sechs Zentimeter breiter. Der Opel Meriva kommt mit Schmetterlingstüren: Die hinten angeschlagenen Fondtüren schwenken beim Öffnen zum Fahrzeugheck. Da der Meriva nach wie vor eine B-Säule hat, lassen sich die Türen auch unabhängig voneinander öffnen.

Geplant war im Mai auch der Start des neuen Saab-Flagschiffs. Der neue Saab 9-5 sollte fast so groß werden eine S-Klasse und auf der technischen Basis des Opel Insignia fahren. Daraus wird jetzt erst einmal nichts. Nachdem der Verkauf gescheitert ist, soll Saab abgewickelt werden. Dafür kann sich der Sportsfreund auf den Honda CR-Z freuen. Der Hybridsportwagen von Honda kommt ebenfalls im Mai nach Europa.

Eine kleine Sensation wartet dann im August. Audi bringt seinen A1 in den Verkauf. Nach über 30 Jahren bietet Audi damit wieder einen Kleinwagen auf Basis des VW Polo an. Den Audi A1 wird es ausschließlich mit aufgeladenen Benzin- und Dieselmotoren geben. Die Motorisierung reicht vom 1,2-Liter-TSI mit 105 PS bis zum 1,4-Liter-TSI mit 180 PS. Schwächere Motorisierungen wie beim Polo sind nicht vorgesehen. Der Einstiegspreis soll bei 15.000 Euro liegen. Zum Start wird es den A1 nur als Dreitürer geben, der Fünftürer folgt dann ein halbes Jahr später.

Im September kommt auch der Stufenheck-Polo unter dem Namen Classic auf den Markt. Bei VW ist man sich über die Marktchancen nicht ganz sicher: Der Polo Classic wird hauptsächlich für den osteuropäischen Markt im russischen Kaluga gebaut.

Bleibt noch der Mini Colorado, eine Mischung aus Limousine, Kombi und Offroader. Er hat vier Türen, vier Sitze, vier angetriebene Rädern und ist 4,05 Meter lang. Bei den Motoren steht für den Mini Colorado die komplette Palette von 95 bis 175 PS zur Verfügung. Darüber hinaus sollen auch stärkere Diesel-Aggregate bis etwa 140 PS zum Einsatz kommen. Auch er wird mit Start-Stopp-Automatik angeboten. Leider ist es dann aber schon zu spät im Jahr, um mit dem gar nicht mehr so kleinen Mini noch an den Strand zu fahren.

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