Autodiebstahl:Offene Grenze nach Osten hilft Autodieben

Erstmals seit 1993 steigt die Zahl der gestohlenen Wagen wieder - Berlin und Sachsen besonders betroffen.

Fabian Heckenberger

In Deutschland ist die Zahl der Autodiebstähle erstmals seit 1993 wieder angestiegen. Dies teilte das Bundeskriminalamt (BKA) mit und bestätigte damit grundsätzlich einen Bericht der Neuen Osnabrücker Zeitung. Dem Blatt zufolge wurden 2009 bundesweit 40.375 Autos als gestohlen gemeldet.

Autodiebstahl; dpa

Mit dem Schraubenzieher kommen Autoknacker heute nicht mehr weit, viele Diebe können sogar Wegfahrsperren umgehen.

(Foto: Foto: dpa)

Das bedeutet im Vergleich zu 2008 einen Anstieg um neun Prozent. Zuvor waren die Kfz-Diebstähle von etwa 215.000 im Jahr 1993 auf 3.184 im Jahr 2008 stark zurückgegangen. In diesen Angaben sind die Fälle enthalten, in denen Täter Autos nur vorübergehend unbefugt gebrauchten. Die Zahl der dauerhaft gestohlenen Fahrzeuge stieg ebenfalls an: von fast 16.000 im Jahr 2008 auf etwa 18.000 im Jahr 2009.

Besonders ostdeutsche Bundesländer verzeichnen eine deutliche Zunahme an Kfz-Diebstählen. Das geht aus den Angaben der Landeskriminalämter hervor. In Sachsen wurden vergangenes Jahr 3862 Fahrzeuge gestohlen, was einem Anstieg von 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

In Brandenburg stieg die Zahl um 31 Prozent, in Berlin sogar um 36 Prozent. Ostdeutschland sei zuletzt besonders betroffen gewesen, weil die Absatz- und Transitländer für gestohlene Fahrzeuge in Osteuropa lägen, heißt es beim BKA. Die Taten breiteten sich aber zunehmend auf ganz Deutschland aus: In Bayern wurden 2009 etwa fünf Prozent mehr Autos gestohlen als 2008.

Die begehrtesten Marken: Porsche, Audi, VW

Die Polizei geht davon aus, dass ein Großteil der Diebstähle osteuropäischen Banden zuzuschreiben und die Zunahme vor allem durch die Öffnung der Grenzen zu Polen und Tschechien im Dezember 2007 zu erklären ist. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Erweiterung des Schengen-Raumes mit ursächlich für diese Entwicklung ist", heißt es in den Erläuterungen zur aktuellen Berliner Kriminalstatistik. "Durch die Grenzöffnung werden sogenannte Zerlegehallen für gestohlene Autos zunehmend unwichtiger", sagt Dirk Jacob, der sich beim LKA Berlin mit dem Thema Kfz-Diebstahl beschäftigt. Früher seien die Wagen in Einzelteile zerlegt und ins Ausland geschafft worden. Das sei wegen der offenen Grenzen heute nicht mehr nötig und erleichtere das Handwerk der immer besser organisierten Banden.

Im Fokus der Täter stehen weiterhin vor allem Wagen der Luxusklasse. In der Rangliste der bei Dieben begehrtesten Automarken in Deutschland lag im Jahr 2008 Porsche vor Audi und VW. "Die neue Statistik liegt noch nicht vor, aber daran hat sich 2009 nichts geändert", sagt Katrin Rüter, Sprecherin des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Selbst die immer ausgereifteren Sicherungsvorkehrungen halten Diebe kaum ab. Immer häufiger gelangen professionelle Autoknacker in den Besitz von Schlüsselrohlingen oder der Sicherheitssoftware der Hersteller. Elektronische Wegfahrsperren sind dann kein Hindernis mehr. "Den einfachen Gelegenheitsdieb, der versucht, mit dem Schraubenzieher ein Auto zu öffnen, gibt es kaum mehr", sagt Rüter.

Zudem werden Alarmsysteme vermehrt durch so genanntes Jacking umgangen. Dabei wird nicht versucht, das Schloss des Wagens zu knacken, sondern der Schlüssel aus der Tasche oder der Wohnung des Besitzers entwendet. Auch in Autohäusern nimmt diese Methode des Diebstahls zu.

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