Autodiebstähle 2010:Solide ist begehrt

Die deutschen Versicherer mussten 2010 rund sieben Prozent mehr Autodiebstähle regulieren als im Jahr zuvor. In manchen Bundesländern kam es dabei zu besonders starken Anstiegen. Mit der Top Ten der Gestohlenen.

Hans Bast

Sieben Prozent mehr Diebstähle als 2009: Das ergibt der jährliche Untersuchungsbericht der Deutschen Versicherer (GDV). Und es sind vor allem die Großstädte, in denen die Autokriminalität überproportional angestiegen ist.

In Bielefeld ereigneten sich fast 70 Prozent mehr Autodiebstähle als 2009. In Dortmund nahmen die Diebstähle um 53,8 Prozent zu, in Wuppertal waren es 43,3 Prozent und in Köln 33,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Insgesamt wurden in Nordrhein-Westfalen 4063 Autos gestohlen - ein Zuwachs von 14,7 Prozent.

Nach wie vor besteht das höchste Risiko für den Autohalter in Berlin. Hier wurden 2010 pro 1000 zugelassenen Fahrzeugen 3,7 Modelle gestohlen. Insgesamt wurden in Berlin 3290 Pkw geklaut - das waren 8,9 Prozent mehr als im Jahr 2009. Auch die Großstädte Sachsens sind von dem Trend betroffen: Hier gab es einen Anstieg von 20,1 Prozent in Dresden und 13,8 Prozent in Leipzig.

Es gibt aber auch gegenläufige Entwicklungen. In Bremen zum Beispiel. Hier sind die Pkw-Diebstähle im Berichtszeitraum um 21,2 Prozent zurück gegangen, auch im Saarland wurden 14 Prozent Fahrzeuge weniger geklaut. Besonders bemerkenswert ist dabei, dass in Baden-Würtemberg die Diebstähle um 9,2 Prozent zurückgingen. Fast scheint es so als würden die Schwaben besonders gut auf Ihr Eigentum aufpassen.

Nicht dass es ihnen so geht, wie jenem Autofahrer aus Winsen bei Hamburg, dem beim morgendlichen Blick durch das Küchenfenster fast die Kaffeetasse aus der Hand gerutscht wäre. Musste er doch überrascht feststellen, dass sein A4 in der Nacht gestohlen worden war. Der Mann hatte kaum Zeit sich zu fassen, da klingelte schon sein Telefon. Am Ende der Leitung war die Bundespolizeistation in Pasewalk: "Ich glaube, wir haben ihr Fahrzeug", erklärte der Beamte. In der Nacht war der Audi an der polnischen Grenze gestoppt worden.

In vielen Fällen geht es aber nicht so glimpflich ab. Die Kaskoversicherer haben in 19.503 Fällen gestohlene Fahrzeuge ersetzt und dafür 275,2 Millionen Euro aufgewendet. Damit nimmt die Anzahl der Autodiebstähle in Deutschland im zweiten Jahr seit 1993 wieder zu. "Der Anstieg hat im Vergleich zu 2009 zwar abgenommen, ist aber dennoch sehr ärgerlich", sagte Jörg von Fürstenwerth, Vorsitzender der GDV-Geschäftsführung. "Von den Diebstahlzahlen Anfang der 90er-Jahre, als weit mehr als 100.000 Pkw jährlich gestohlen wurden, sind wir aber weit entfernt."

Grundsolide Diebe

In den Jahren von 1993 bis 2008 waren die gemeldeten Diebstähle bei den Kaskoversicherern um bis zu 20 Prozent (2006) zurückgegangen. Der niedrigste Stand war im Rezessionsjahr 2008 mit 16.134 Diebstählen (Schadensumme: 175,7 Millionen Euro) erreicht.

Das Rekordjahr war 1993, als 105.543 Fahrzeuge verschwanden und eine Schadensumme von über 800 Millionen Euro verursachten. Besonders ärgerlich dabei ist, dass die Häufigkeit der Diebstähle über die Tarifmerkmale der Typ- und Regionalklasse auch die Höhe der Prämie bei der Kaskoversicherung beeinflussen.

Dabei haben die Autoklauer ganz ähnliche Vorlieben wie die regulären Autokunden. Am häufigsten wurden Volkswagen (6792 Fahrzeuge), Audi (2.782 ), BMW (2573) und Mercedes (1227) gestohlen. Gemessen am Bestand wurden Porsche (1,71 Fahrzeuge pro 1000 Kaskoversicherten) am häufigsten entwendet, gefolgt von Audi (1,27), GM (1,22) und BMW (1,07). Volkswagen folgt erst an fünfter Stelle (0,95).

Mit anderen Worten: Die Diebe sind grundsolide. Von modischen Lifestyle-Produkten und offenkundigem Blendwerk lassen sie tunlichst ihren langen Finger. Ihnen kommt vor allem auf innere Werte an.

Wenig verwunderlich ist, dass gerade seltene Außenseiter die Diebstahlstatistik bei den Modellen anführt. Am häufigsten wurde der Lexus RX400 Hybrid gestohlen: Insgesamt 21,2 pro 1000 versicherter Fahrzeuge dieses Typs wechselten ungewollt den Besitzer. Auf Platz zwei folgt der BMW M3 Coupé mit 18,8 gestohlenen Exemplaren pro 1000 und der VW T4 Caravelle mit 15 gestohlenen Fahrzeugen.

Wenn man also einen der wenigen regulär gekauften Lexus RX400 Hybrid sein Eigen nennt und in Berlin parkt, sollte man jedenfalls gut versichert sein oder einen bewachten Parkplatz haben.

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