Auto-Versicherung:Neue Versicherungs-App überwacht den Fahrer
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Von Anna Gentrup, München
Deutschlands größter Versicherer Allianz hat am Donnerstag einen Telematik-Tarif für Autofahrer gestartet. Bis zu 30 Prozent sollen junge Fahrer damit bei der Versicherungsprämie sparen können, wenn sie ihr Fahrverhalten mithilfe einer App von dem Versicherer überwachen lassen. Im ersten Jahr gibt es zusätzlich einen Startbonus von zehn Prozent. "Wir gehen davon aus, dass wir im ersten Jahr 20 000 bis 25 000 Kunden für den Telematik-Tarif gewinnen werden", sagte Frank Sommerfeld, Vorstand der Allianz Versicherung. Neuland betritt die Allianz mit dem Telematik-Angebot nicht. Der Versicherer ist in mehreren Ländern mit entsprechenden Konzepten auf dem Markt, darunter in Frankreich und Italien.
Motor ausschalten, Handbremse anziehen und schon zeigt die Telematik-App auf dem Smartphone, wie rasant oder besonnen der Autofahrer unterwegs war. Lenkverhalten, Geschwindigkeit, Beschleunigung und Bremsverhalten werden ausgewertet, daraus errechnet der Versicherer einen Score-Wert. Je besser der Wert, desto mehr Rabatt gibt es auf die Versicherungsprämie - 10, 20 oder 30 Prozent.
Hunderte Euro sparen
Das Angebot der Allianz richtet sich an junge Fahrer bis 28 Jahre, also an die Zielgruppe, die besonders viel für die Kfz-Versicherung zahlt. Meldet ein Fahranfänger sein erstes Auto an, beispielsweise einen VW Golf, kann allein der Haftpflichtschutz leicht 1500 Euro pro Jahr kosten, oder auch deutlich mehr. Wählt der junge Fahrer einen Telematik-Tarif, der seinen Fahrstil überwacht, kann er hingegen einige hundert Euro sparen.
Versicherer hoffen auf die erzieherische Wirkung der Telematik: Sieht der junge Fahrer auf seinem Smartphone, wie halsbrecherisch er fährt und erhält vom Versicherer keinen Preisnachlass, wird er seinen Fahrstil anpassen und umsichtiger fahren, so die Erwartung. Das ist gut für die Autoversicherer: Sinkt die Zahl der Unfälle, müssen sie weniger für Schäden ausgeben.
Kfz-Versicherer im Zugzwang
Doch das ist nicht der Hauptgrund, weswegen Versicherer Millionen für die Erforschung der Telematik ausgeben. Die Kfz-Versicherer sind im Zugzwang. Sie müssen beim technischen Fortschritt mithalten und dürfen außerdem nicht den Kontakt zu ihren Kunden verlieren. Große Autohersteller bieten ihren Kunden beim Neuwagenkauf auch Autoversicherungen an. Moderne Fahrzeuge liefern zudem eine Flut von Daten - für Versicherer hochinteressant. Bald könnte jedoch die Autoindustrie zum Hauptnutzer der Fahrdaten werden. Von 2018 an bauen alle Hersteller in Neuwagen auf Weisung der EU den Notruf "E-Call" ein. Das System liefert kontinuierlich Daten aus dem Fahrzeug, bei Unfällen oder Pannen ist der Hersteller erster Ansprechpartner der Autofahrer. Um dem etwas entgegenzusetzen, bringen die Versicherer gerade ein eigenes System auf den Markt, den Unfallmeldedienst.
Der Vorstoß der Allianz könnte den Durchbruch für die Telematik bringen. Bislang sind die Tarife in Deutschland selten. Angebote von Axa und Signal Iduna richten sich an jüngere Fahrer. Bei der Axa erhalten Fahrer bis 25 Jahre bis zu 15 Prozent Rabatt. Bei der Signal Iduna können Fahrer bis 30 Jahre mitmachen, mit vorbildlicher Fahrweise sind satte 40 Prozent Preisnachlass möglich. Bei der VHV gibt es keine Alterseinschränkung. Wer mit dem Telematik-Stecker im Zigarettenanzünder des Fahrzeugs fährt, soll bis zu 30 Prozent sparen können - allerdings kostet die Miete des Steckers jährlich etwa 90 Euro. Auch die zur Itzehoer gehörende Admiral Direkt hat ein Telematik-System. Es besteht aus Mess-Stecker und App, mit dem Fahrer bis zu 20 Prozent sparen können sollen. Das Angebot ist derzeit auf die Schadenfreiheitsklassen null bis vier begrenzt.
HUK-Coburg, in Deutschland der Marktführer in der Autoversicherung mit mehr als zehn Millionen versicherten Fahrzeugen, will in diesem Jahr auch in die Telematik einsteigen, ebenfalls mit einem Tarif für junge Fahrer. Auch die Generali will mitmischen und im Juli dieses Jahres ein Angebot starten.