Auto-Klassiker:Zehn Autos, die 2016 Oldtimer werden - nur fünf haben es verdient

Die Autos von 1986 bekommen das H-Kennzeichen. Doch welches Modell ist eine Schönheit - und welches eine Design-Schandtat? Stimmen Sie ab!

Von Felix Reek

Opel Omega

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(Foto: WGO)

"Das kannst du doch nicht tun!", ruft der Kollege nebenan. Ein Klassiker sei das, sagt er. Und natürlich hat er irgendwie recht. Der Omega A, der 1986 auf den Markt kam, war zusammen mit seinem Nachfolger einer der letzten Opel mit Heckantrieb. Das täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass das Design des Omega arg bieder geriet. In den späten Achtzigern war er der Inbegriff von Spießigkeit. Wackeldackel und gehäkelte Klorollen-Haube auf der Kofferraumablage inklusive. Noch heute versucht Opel, diesen Ruf loszuwerden. Auf der anderen Seite steht die erste Omega-Generation für solide Technik. Frühe Exemplare sind übrigens bereits für wenige hundert Euro zu haben, gut erhaltene Autos gibt es für 1500 Euro. Allerdings haben nur wenige Omegas die vergangenen 30 Jahre überstanden.

Porsche 959

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(Foto: WGO)

Jahrzehntelang warf man Porsche vor, immer das gleiche Auto zu bauen: den 911. Beim 959 wagten die Schwaben 1986 etwas Neues, wenngleich die klassische Sportwagen-Design-DNA des Elfers nicht zu übersehen ist. Dessen schlichte Schönheit besitzt das schnellste Serienauto seiner Zeit (450 PS, 317 km/h) jedoch nicht. Seltsam gedrungen wirkt die Karosserie, der Spoiler am Heck ist eher ein Fremdkörper. Ein Erfolg wurde der 959 trotzdem. Bereits die Erstauflage war so schnell vergriffen, dass sich ein Zweitmarkt etablierte, auf dem gebrauchte Exemplare bald mehr kosteten als der Neuwagen. Jeder Prominente, der etwas auf sich hielt, fuhr das Auto, das den Supersportwagen-Hype der kommenden Jahre begründete. Darunter Bill Gates, Martina Navrátilová, Falco, Herbert von Karajan und ein arabischer Prinz, der seinen Porsche vergolden ließ. Mit Edelmetall überziehen muss man den 959 nicht, um astronomische Preise zu erzielen. Unter einer Million Euro ist der Supersportwagen kaum zu finden.

Aston Martin V8 Zagato

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(Foto: Vanessaoneandtwo)

Der britische Nobelhersteller Aston Martin stand bei aller Sportlichkeit auch immer für Stil. Das Ergebnis der Zusammenarbeit mit Karosserie-Spezialist Zagato hat leider wenig davon. Mit den anderen Modellen der Briten aus dieser Zeit hatte dieser Aston Martin fast nichts zu tun. Die Scheinwerfer wirken, als habe man sie beim Design des Kühlergrills vergessen. Auf der Motorhaube wölbt sich eine unschöne Delle, um Platz für den Vergaser zu schaffen. Den musste Aston Martin nachträglich einbauen, da der ursprünglich eingeplante Einspritzmotor die Abgasvorgaben nicht einhielt. Die Seitenscheiben sind geklebt. Luft gelangt nur durch eine kleine Luke nach innen. Dementsprechend konnte sich der Sportwagen mit 5,4-Liter-V8-Motor und 438 PS nie durchsetzen. Gerade einmal 89 Exemplare baute Aston Martin bis 1990. Das treibt heute die Preise in die Höhe. In den Gebrauchtwagenbörsen gibt es derzeit genau ein Angebot - für eine halbe Million Euro.

Audi 80 B3

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(Foto: WGO)

1986 löste die dritte Generation des Audi 80 den kantigen Vorgänger ab, der von Design-Legende Giurgiaro entworfen wurde. Die Formen wurden etwas runder, aber auch langweiliger. Vom sportlichen Design der späteren Jahre, durch das die Ingolstädter zur ernsthaften Konkurrenz von Mercedes und BMW avancierten, zeigt sich hier noch nichts. Optisch unterschied sich der Audi kaum vom sonstigen Portfolio des VW-Konzern. Er war ein durchweg nüchternes Auto, das Design eher behäbig-freudlos als begeisternd. Technisch lag der neue Audi 80 aber weit vorn. Mit der dritten Generation führte das Unternehmen das Sicherheitssystem Procon-ten ein. Beim frontalen Aufprall straffte es die Gurte und zog die Lenksäule zurück, damit der Kopf nicht auf das Lenkrad aufschlug. Als sich die Airbags durchsetzten, wurde das aufwändige System jedoch überflüssig. Weil der Audi 80 B3 sich so gut verkaufte, gibt es auf dem Gebrauchtwagenmarkt noch jede Menge Exemplare für wenig Geld. Mehr Kultcharakter bietet aber der kantige Vorgänger, der bis 1986 produziert wurde.

Renault 21

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(Foto: WGO)

Im Gegensatz zu Kleinwagen hatten es Limousinen aus Frankreich in Deutschland nie leicht. In seinem Heimatland führte der Renault 21 aber bereits in seinem Erscheinungsjahr die Verkaufszahlen der Mittelklasse an. Das liegt auch an der fortschrittlichen Technik. So gab es bereits Servolenkung, elektrische Fensterheber, Infrarot-Zentralverriegelung, ABS und Klimaanlage. Das Design hebt den R21 kaum von anderen Autos seiner Zeit ab. Er ist ein klassischer Durchschnitts-Pkw, der in den Achtzigern in der Masse unterging und jetzt bereit ist für die H-Plakette. Mehr Potenzial als Sammlerstück bietet der Renault 21 Turbo, der im darauffolgenden Jahr erschien. Er brachte es 1987 immerhin auf 175 PS.

BMW 7er E32

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(Foto: WGO)

Für viele Deutsche gehörte der 7er BMW von 1987 an zur wöchentlichen Fernsehroutine. In vielen der 281 Folgen der Krimiserie Derrick fuhr Assistent Harry Klein diesen Dienstwagen für seinen Chef vor. Bereits ein Jahr zuvor kam die zweite Generation der bayerischen Luxuslimousine in den Handel. Und die hat ohne Zweifel das Zeug zum Klassiker. Wegen ihrer eleganten Linienführung hatte sie bald den Ruf eines deutschen Jaguars weg und konnte erstmals zur bis dahin übermächtigen S-Klasse von Mercedes aufschließen. Im ersten Modelljahr kamen zwei Sechszylinder auf den Markt, der 730i mit 188 PS und der 735i mit 211 PS. 1987 folgte der 750i mit dem ersten deutschen Zwölfzylinder-Triebwerk der Nachkriegsgeschichte. Das Topmodell war zwar ein Fest für Motorenliebhaber, aber teuer in Unterhalt und Wartung. Die 7er Limousine, die sich auch heute noch erstaunlich modern fährt, gibt es bereits ab 1000 Euro. Wer gut erhaltene Exemplare sucht, landet jedoch schnell im fünfstelligen Bereich. Mehr Extras bedeutet übrigens nicht zwangsläufig, dass es mehr Auto fürs Geld gibt, denn die Elektronik der frühen Jahre ist anfällig und muss oft teuer repariert werden.

Jaguar XJ40

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(Foto: WGO)

Der XJ40 hat es bis heute nicht leicht, selbst bei Jaguar-Fans. Die Proportionen aus langer Motorhaube und kurzem Heck sind wie gehabt, doch die Anhänger der Marke störten sich vor allem an den Glasbaustein-Scheinwerfern, die die klassischen runden Leuchten ersetzten. Und am Hartplastik, das im Inneren auf das gewohnte Herrenzimmer-Interieur aus Holz und Leder traf. Das Zeug zum Klassiker hat der XJ40 aber allemal, zeichnet sich hier doch der Übergang von Jaguar in die moderne Autowelt ab. Und im Gegensatz zu seinen Vorgängern ist er sogar einigermaßen verlässlich. Von einem positiven Nebeneffekt des Desinteresses am ungeliebten XJ40 können heute Gebrauchtwagenkäufer profitieren: Bereits für weniger als 5000 Euro sind Modelle in gutem Zustand zu haben.

Lamborghini LM 002

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(Foto: STG)

Der LM 002 hätte natürlich auch unter den fünf Design-Flops, die 2016 das H-Kennzeichen erhalten, landen können. Es handelt sich schließlich um einen Lamborghini. Und mit den edlen Sportwagen der Italiener hat dieses Monstrum nur wenig zu tun. Aber seien wir ehrlich: Das macht ihn irgendwie sympathisch. Der drei Tonnen schwere Metallbrocken ist ein echtes Sammlerstück, gerade weil er so schrullig ist. Makel hat der LM 002 viele: Trotz einer Breite von zwei Metern ist der Platz im Innenraum eng bemessen. Mit einem Verbrauch von bis zu 50 Litern Benzin auf 100 Kilometer verbringt der Besitzer mehr Zeit an der Tankstelle als auf der Straße. Die Lenkung ist mit den riesigen Reifen (Stückpreis 800 Euro) alles andere als präzise. Aber dafür gibt es zumindest den 450 PS starken V12 aus dem Countach. Gleichzeitig nahm der LM 002 den SUV-Trend um Jahrzehnte vorweg. Aber genauso wie viele aktuellen Vertreter versagte er im Gelände kläglich. 1977 bewarb sich Lamborghini damit für einen Auftrag der US-Army, doch erste Tests verliefen desaströs. Stattdessen begann der Siegeszug des HMMWV, besser als Humvee oder als dessen zivile Version Hummer H1, und der LM002 verschwand in der Versenkung. Fast zehn Jahre später brachte Lamborghini den Geländewagen doch noch auf den Markt. Eine Entscheidung, die die Italiener bis heute bereuen dürften. Gerade einmal 301 Exemplare wurden gebaut. Doch der LM002 wird nicht das einzige Lamborghini-SUV bleiben. 2018 soll der Urus auf dem Markt kommen.

BMW M3 E30

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(Foto: BMW)

Heute mögen die reinen Daten nach wenig klingen: 2,3 Liter Hubraum, 200 PS, Höchstgeschwindigkeit 230 km/h. Aber 1986 war der BMW M3 eine Revolution. Ein erschwingschlicher Sportwagen, der auch alltagstauglich ist. Dessen Motor vom gleichen, auf 1400 PS hochgezüchteten Vierzylinder abstammt, mit dem BMW 1983 die Formel-1-Weltmeisterschaft gewann. Etwa 18 000 M3 der ersten Generation wurden verkauft. Das sorgt aber keineswegs für eine entspannte Lage auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Wer einen M3 in gutem Zustand besitzt, gibt ihn nur ungern her. Sollte das doch der Fall sein, geht es leider erst ab 50 000 Euro los. Trotzdem ist der erste M3 eine Investition mit Wertsteigerungspotenzial.

Toyota Supra

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(Foto: Toyota)

Dass diese Generation des Supra ein Kind der Achtziger ist, ist nicht zu übersehen: Die Klappscheinwerfer sind ein klares Relikt dieser Zeit. Und doch ist der Sportwagen die schönste der vier Versionen, von denen die ersten noch auf dem kompakten Coupé Celica basierten. Mit Hinterradantrieb, zarten Coupé-Linien und 204 bis 238 PS starken Sechszylindermotoren bewegte man sich fast so flott fort wie im Porsche 944, allerdings für 22 000 Mark weniger. Toyota-typisch gab es dazu auch noch eine umfangreiche Serienausstattung und solide Technik. Viele Exemplare gibt es auf dem Gebrauchtwagenmarkt nicht, preislich bewegen sie sich zwischen 5000 und 15 000 Euro.

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