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Auto als Paketstation:Wenn der Postmann zweimal hupt

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Viele Paketzustellungen scheitern, weil der Empfänger nicht zu Hause ist. Volvo will nun das Auto zum fahrbaren Briefkasten machen. Zuvor gibt es aber noch einige Probleme zu lösen.

Zustellprobleme bei Paketlieferungen sind womöglich bald kein Thema mehr - zumindest für denjenigen, der ein Auto hat. Der schwedische Fahrzeughersteller Volvo will in Zukunft seine Wagen als Paketstation nutzen. Online bestellte Ware soll schnell und zuverlässig in den privaten PKW geliefert werden können.

Dass das funktioniere, zeige den Firmenangaben nach ein Pilotprojekt mit 100 Teilnehmern, bei dem Online-Bestellungen in deren Fahrzeuge geliefert wurden. Der Halter gibt dazu einen digitalen Schlüssel für die einmalige Nutzung frei, mit dem der Zusteller per mobilem Endgerät den Wagen öffnen und wieder verschließen kann, wenn er die Lieferung in den Kofferraum gelegt hat.

Versandadresse: Park-and-Ride-Parkplatz

Sobald der Lieferdienst Waren zustellen oder zum Versenden abholen möchte, wird der Nutzer per Smartphone oder Tablet benachrichtigt. Gibt der Autobesitzer sein Okay, ortet der Zustellservice den Pkw und wickelt die Lieferung ab. Der Nutzer wiederum könne laut Volvo auf seinem Mobilfunkgerät genau nachvollziehen, wann sein Wagen geöffnet und verschlossen wurde.

Das Auto muss übrigens nicht zwangsläufig am Wohnort des Empfängers stehen, damit ihn seine Bestellung erreicht. Es kann ebenso als alternative Versandadresse und beispielsweise auf einem Park-and-Ride-Parkplatz oder in der Tiefgarage am Arbeitsplatz als Paketstation dienen.

Versicherungsfrage ist noch zu klären

Das Zustellsystem basiert auf der Telematik-App "Volvo On Call", die schon heute beispielsweise das Vorheizen oder Kühlen des Autos mittels Smartphone-Steuerung ermöglicht.

Da sich das Projekt noch in der Anfangsphase befindet, gibt es noch einige offene Fragen - zum Beispiel die nach dem Versicherungsschutz für Lieferungen, die in den Kofferraum eines Autos gelegt werden. "In der Regel sind Gegenstände, die nicht fest ins Fahrzeug eingebaut sind, sondern lose im Auto liegen, nicht durch eine Kasko-Police gegen Diebstahl versichert", erklärt Alina Schön vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Der Paketempfänger hätte folglich keinen Anspruch auf Schadenersatz, wenn eine Lieferung aus seinem Wagen gestohlen wird. Dafür müsste er eine spezielle Zusatzversicherung abschließen.

Volvo wird seinen Zustellservice ins Auto auf der Mobilfunkmesse Mobile World Congress in Barcelona (24. bis 27. Februar) präsentieren. Ob und wann der Lieferservice in den Kofferraum für Fahrer von Volvo-Modellen mit "On-Call"-System Wirklichkeit werden könnte, ließ das Unternehmen noch offen. Doch wenn es kommt, "dann zuerst in Schweden", sagt Volvo-Pressesprecher Michael Schweitzer. "Die Technik ist grundsätzlich serienreif, aber in Deutschland bedarf es noch eines kooperierenden Zustelldienstes, um sie auch tatsächlich anbieten zu können."

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