Audi will Ducati:Reiz in Rot

Die VW-Tochter Audi interessiert sich für den Motorradhersteller Ducati. Schon in ein paar Wochen könnte eine Entscheidung fallen.

Thomas Fromm, Kristina Läsker und Ulrike Sauer

Es war kein richtiges Dementi, und schon gar keine astreine Bestätigung. Es war eine diplomatische Antwort. Als VW-Chef Martin Winterkorn am Montag in Wolfsburg gefragt wurde, ob er den italienischen Motorradhersteller Ducati kaufen wolle, sagte er: "Wir lieben alles was rot ist, aber bitte keine roten Zahlen." Nun muss man wissen, dass Ducati mit seinen traditionell roten Motorrädern in Italien den Spitznamen "La Rossa" hat - "die Rote". Ducati und seine Roten könnte bald schon als elfte Marke zum Volkswagen-Konzern gehören: Wie es aus Konzernkreisen heißt, schaut sich die VW-Tochter Audi in diesen Tagen die Bücher des hoch verschuldeten Edel-Motorrad-Herstellers an - späterer Kauf nicht ausgeschlossen.

Audi liebäugelt mit Motorradhersteller Ducati

Der Autohersteller Audi interessiert sich für den italienischen Motorradbauer Ducati. Gespräche mit dem Eigentümer Investindustrial über einen Kauf sind nach Informationen aus Branchenkreisen bereits im Gange.

(Foto: dpa)

Derzeit sprechen die Deutschen mit Ducati-Eigentümer Investindustrial. Der Finanzinvestor hatte die Motorradschmiede vor einigen Jahren übernommen, als sie schwer in der Krise steckte. Bis Mitte April könnte ein Deal beschlossen sein. Preis, so Finanzkreise: an die 800 Millionen Euro. Allerdings sollen sich auch noch andere Bieter für Ducati interessieren; auch ein Börsengang in Hongkong wird derzeit noch erwogen. Für Audi wäre es die Rückkehr in alte Zeiten, als man noch mit seinen Motorradmarken DKW und NSU am Markt war.

VW mag Italien

Der VW-Konzern würde durch die Übernahme noch italienischer werden: Zum Konzern gehört der Supersportwagen-Hersteller Lamborghini und die Turiner Designschmiede Giugiaro. VW-Chefdesigner Walter de Silva ist Italiener, auch Marketingchef Luca de Meo. Auch die Fiat-Tochter Alfa Romeo finden die VW-Manager interessant - bislang vergebens.

Im Wolfsburger Konzern schätzt man vor allem Technologie und Marke von Ducati. La Rossa" reizt den VW-Aufsichtsratschef und Ducati-Fahrer Ferdinand Piëch schon seit langem. 2005 unternahm Volkswagen einen Anlauf in Bologna, wo die schweren Maschinen im Vorort Borgo Panigale gefertigt werden. Dort ist Ducati, jenes 1926 gegründete Traditionsunternehmen, in bester Nachbarschaft. Auch die Edelschmieden Ferrari, Lamborghini und Maserati sind in der Gegend angesiedelt. VW ließ damals die Finger vom italienischen Zweirad-Mythos. Seit Jahren gingen Umsatz und Erträge zurück. Bis Ducati 2005 schließlich in die roten Zahlen fuhr. Ducati ist seit langem in einem Schwebezustand. Absatzkrise, hausgemachte Probleme, zu hohe Kosten, das Vertriebsnetz löchrig. Mehr als ein Formtief des "Ferrari unter den Motorrädern", wie die Italiener die roten Ducati-Maschinen stolz nennen.

Ducati war vor kurzem noch ein Sanierungsfall

Die Krisenanfälligkeit begleitete das Unternehmen seit langem. Immer wieder Eigentümerwechsel. 1996 waren die Amerikaner von der Investorengruppe Texas Pacific Group zur Stelle. Als 2006 der italienische Investor Andrea Bonomi mit seiner Beteiligungsfirma Investindustrial Ducati übernahm, war der Motorradhersteller ein Sanierungsfall. Ein Jahr nach dem Rückzieher von VW reichten 390 Millionen Euro, um sich auf den Ducati-Sattel zu schwingen. Bonomi drückte die Kosten, auch die Manager mussten kürzer treten. Es kamen: Zwei Werke in Thailand und Brasilien; Vertrieb bis nach Peking und Shanghai, Delhi und Mumbai.

"Wer Ducati kauft, erfüllt sich einen Traum und will sich von der Masse abheben", heißt es heute bei Ducati. 2011 war das beste Jahr der "Roten" - trotz Branchenkrise. Der Umsatz stieg um 21 Prozent auf 480 Millionen Euro. Das Bruttoergebnis legte auf 110 Millionen Euro zu. Es wurden 42 000 Motorräder verkauft. Für einen Ausstieg scheint der Moment ideal zu sein, die Marke ist wieder oben "Ducati ist jetzt ein perfektes Unternehmen. Um weiterwachsen zu können, benötigt es aber die Unterstützung eines Branchenpartners von Weltrang", sagte Bonomi im Februar. Nur - wer könnte das sein?

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