Süddeutsche Zeitung

Audi und China:Kein Zweifel erlaubt

Audi vertraut fest darauf, dass der Autoboom in China unvermindert anhält. Liegt der Konzern falsch, sind seine Ziele in Gefahr.

Thomas Fromm, Olbia

Der Autobauer Audi verlässt sich bei seinen Absatzplänen auch in den kommenden Jahren auf chinesische Käufer. "China und Nordamerika werden stärker wachsen als Europa", sagte Audi-Finanzchef Axel Strotbeck im Gespräch mit Journalisten im italienischen Olbia. "Vor allem in China wird die Zahl der reichen Haushalte weiter ansteigen, und das wird uns helfen, unsere Absatzziele zu erreichen."

Insbesondere Wagen aus dem Oberklasse-Segment, also große Luxusautos mit Preisen jenseits der 50.000 Euro wie der neue A7 Sportback, sollen den Absatz antreiben. "Wir werden in diesem Jahr an die 250.000 Autos der C- und D-Klasse verkaufen", so Strotbeck. "Bis 2015 sollen es 400.000 sein." Geographisch setze man gerade beim Wachstum mit Luxusautos vor allem auf China.

Audi konkurriert bei den Oberklasse-Modellen mit dem BMW 7er und der Mercedes-Benz S-Klasse. Will Audi sein Ziel erreichen und sich in den nächsten Jahren zum Marktführer im Premiumsegment aufschwingen, müssen die Rivalen vor allem im renditeträchtigen Oberklasse-Segment ausgebootet werden. China soll dabei helfen. Das Land hatte zuletzt überdurchschnittlich zum Wachstum beinahe aller deutscher Hersteller beigetragen und damit die Schwäche der europäischen Märkte ausgebügelt.

Allerdings: Der ebenfalls wichtige US-Markt dürfte sich bald wieder abkühlen, und Experten prophezeien, dass auch der China-Boom irgendwann enden und sich das hohe zweistellige Wachstum verlangsamen wird. Der Ingolstädter Konzern, der seit zwei Jahrzehnten Autos in China verkauft und damit einen Vorsprung gegenüber den Wettbewerbern Daimler und BMW hat, rechnet dagegen mit einem langfristigen Boom.

"Wir werden zumindest in der nächsten Zeit noch große Wachstumsschübe in China sehen", sagte Audi-Chef Rupert Stadler in Olbia. "Es wäre falsch, da nicht mitzumachen." In diesem Jahr wollen die Ingolstädter in China mehr als 200.000 Autos verkaufen; 2015 soll es dann mehr als eine Viertelmillion sein.

Zumindest im August funktionierte das Prinzip China. Die Verkäufe der VW-Tochter stiegen im August im Vergleich zum Vormonat um mehr als zwei Drittel auf 22.400 Stück; damit wurden seit Jahresbeginn 152.800 Fahrzeuge in China verkauft, was einer Steigerung von 63 Prozent entspricht. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum wurden in Deutschland 144.400 neue Audis zugelassen. Bei Audi spricht man von China daher bereits als einem "zweiten Heimatmarkt".

Angefangen hatte es in China mit Großbestellungen für Polit-Funktionäre, die auf Oberklasse-Limousinen setzen. Sie waren für Audi die Eintrittskarte in den chinesischen Markt. "Inzwischen aber wachsen wir auch sehr stark bei Privatkunden", sagte Strotbeck.

Chinesischen Käufern hat es der Konzern auch zu verdanken, dass er für August ein Rekordergebnis präsentieren kann. Weltweit setzte Audi im vergangenen Monat mehr als 80.000 Fahrzeuge ab, rund ein Fünftel mehr als im August des Krisenjahres 2009. Insgesamt will Audi in diesem Jahr die Schallmauer von einer Million verkaufter Autos durchbrechen und weltweit 1,08 Millionen Wagen ausliefern.

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SZ vom 08.09.2010/gf
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