Süddeutsche Zeitung

Audi RS 3 Sportback:Und er hat brumm gemacht

Kurz bevor der A3 in die Austragsgarage muss, legt Audi noch mal kräftig nach: Als RS 3 Sportback mutiert er zur beeindruckenden Fahrmaschine.

Günther Fischer, Monaco

Es war einmal: eine Zeit, in der Audi seine RS-Modelle fast verschämt präsentierte. Eine Zeit, in der der Ingolstädter Autohersteller sich in britischem Understatement übte und die RS-Modelle sich optisch kaum von ihren weit bürgerlicheren Brüdern unterschieden.

Das war aber auch die Zeit, in der sich auch so mancher Porsche-Fahrer verwundert die Augen rieb, wenn die Familienkutsche A6 Avant noch bei Tempo 220 mühelos an ihm vorbeizog. Das Auto als Wolf im Schafspelz, sozusagen.

Diese Zeiten sind vorbei. Der neue RS 3 Sportback fährt großmäuliger vor: mit ausladendem Singleframe-Grill und dazu passenden Luftschlünden, einem knalligen Masinorot und schwarzen Titanfelgen mit rot lackiertem "Felgenhammer". Die mangelnde Dezenz im Auftritt passt dennoch irgendwie zu den tristen Hochhausschluchten von Monaco.

Dass man das Kürzel RS aber nach wie vor mit "richtig scharf" übersetzen kann, wird schon kurz nach dem Einsteigen klar. Das unten abgeflachte Sportlenkrad, die sehr guten Seitenhalt bietenden Sportsitze und der aufgeladene 2,5-Liter-Fünfzylinder unter der Haube (derselbe wie beim Audi TT RS) zeugen deutlich von seinen Ambitionen.

Der nur 183 Kilogramm schwere Motor des RS 3 Sportback leistet 250 kW / 340 PS und eindrucksvolle 450 Nm Drehmoment, die bereits ab 1600 und bis 5300 Touren zur Verfügung stehen. Das macht sich bemerkbar: Der RS 3 rennt in 4,9 Sekunden von 0 auf Tempo 100.

Die Alltagsqualitäten des RS 3 Sportback stehen ohnehin außer Frage: Es ist weiter kein Problem, auf der Autobahn entspannt vor sich hin zu blubbern. Sein katapultartiges Beschleunigungsvermögen erleichert jeden Überholvorgang, fünf Türen und ein Kofferraumvolumen von 302 bis 1032 Liter reichen zudem auch dem rasanten Vater und seiner Kleinfamilie.

Was er aber wirklich kann und will, zeigt er im Kurvengeschlängel in den Bergen hinter Monaco und Monte Carlo: In allen Situationen ist Kraft im Überfluss vorhanden, gierig saugt sich der Wagen von Kurve zu Kurve und ist kaum in einen Drift zu zwingen - obwohl sich das ESP komplett abschalten lässt.

Gut, dass Audi seiner neuen Fahrmaschine den Allradantrieb obligatorisch mit auf den Weg gibt - sonst wäre die Leistung wohl kaum derart spektakulär auf die Straße zu bringen. Federn und Dämpfer erledigen unaufdringlich die ihnen zugemutete Arbeit, der Siebengang-Automat sortiert dabei blitzschnell die Fahrstufen.

Leichtfüßig lenkt der RS 3 ein, die quattro-Technik lässt gerade so viel Schlupf zu wie notwendig, man gibt Gas - und dann wartet auch schon die nächste Kurve. Klar auch, dass bei dieser Gangart der Normverbrauch von 9,1 Litern nicht zu erreichen ist.

Bleibt die Sporttaste. Einmal gedrückt wird die Kennlinie der Gasannahme deutlich verschärft. Der Druck auf diese Taste bewirkt aber noch etwas anderes: Eine Abgasklappe öffnet sich, die den Sound des Wagens hörbar verändert - von kraftvoll-sattem hin zu spätpubertär-grollendem Brummen. Will Audi nun auch noch die VW-GTI-Konkurrenz vom österreichischen Wörthersee ködern?

Bei den ersten Ausfahrten in den französischen Seealpen jedenfalls wurde der mittels Sporttaste generierte Sound schnell zum Running Gag: "Sollen wir mal wieder ein bisschen Brumm machen?"

Letztlich ist ein solch geschmäcklerischer Einwand wohl egal: Die gesamte Produktion des Jahres 2011 (2500 Exemplare) sei schon ausverkauft, ist aus Audi-Kreisen zu hören. Schließlich sei außer dem BMW 1er M Coupé weit und breit kein gleichwertiger Konkurrent in Sicht.

Und es hat brumm gemacht.

Audi RS 3 Sportback TFSI: 250 kW / 340 PS; max. Drehmoment 450 Nm von 1600-5300 U/min; 0-100 km/h: 4,9 sec.; Vmax 250 km/h (abgeregelt); Normverbrauch 9,1 l; CO2: 212 g/km; Euro 5; Leergewicht incl. Fahrer: ab 1650 Kilogramm (5 Sitzplätze); Preis: ab 49.900 Euro

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