Audi R8 Spyder:Der Wonne entgegen

Audi stellt das ultimative Sommerspielzeug vor: den R8 Spyder. Geld darf aber kein Thema sein: Der Roadster ist der teuerste Audi, den es je gab. Die erste Ausfahrt.

Günther Fischer

Nur eines können die Ingolstädter - noch - nicht: gutes Wetter via Aufpreisliste mitliefern. Man eben nicht alles haben. Also nahmen wir mollige zehn Grad und viel Wind in Kauf, als wir die ersten Kilometer mit dem neuen R8 Spyder an der Côte d'Azur zurücklegten - Cabriofahren bei Schlechtwetter und Regen. Egal, die Optik des Autos stimmt (hat Audi je einen schöneren Sportwagen gebaut?), die Stoffmütze - klein, fesch, nur 1,7 qm groß und in 19 Sekunden hinter den Sitzen verstaut - musste trotzdem erst mal runter.

Raus auf die Küstenstraße - und schon drohten die ersten Asphaltstopper. Erstaunlich lässig und schaltfaul lässt sich der Spyder hier fahren, fast schon nachsichtig federt er über die künstlichen Bodenwellen. Aber wehe, wenn das Kraftwerk im Kreuz des Fahrers losgelassen wird: Dann ist man gut beraten, das unten abgeflachte Lenkrad mit beiden Händen kräftig zu umfassen, vor allem auf den kurvigen Straßen im gebirgigen Hinterland von Nizza.

Fast ansatzlos stürmt da der 525-PS-Bolide nach vorne, krallt sich in den Asphalt, lenkt spontan ein, verzögert bei Bedarf brutal und springt willig aus den Kurven wieder heraus. Momente, in denen die Lamborghini-Gene des R8 mehr als nur durchschimmern.

Auch beim Klang. Wer den Sound des Zehnzylinders in vollen Zügen genießen will, muss aber nicht unbedingt offen fahren. Bei schlechtem Wetter und geschlossenem Verdeck lässt sich das Heckfenster versenken - der Geräuschkulisse zuliebe. Wer trotz verschärfter Kurvenarbeit und Zehnzylinder-Gewitter dann noch telefonieren möchte, kann die drei winzigen Gurtmikrofone (!) für die Freisprechanlage nutzen. Ein nettes Gimmick.

Ein Supersportler mit Wackeldackel-Automatik

Wenn überhaupt, gibt es nur eine Problemzone: das Getriebe. Das sequenzielle Schaltgetriebe R tronic kann man zwar mit dem wunderbarem Alustick, mit den Paddles am Lenkrad oder automatisch verweden. Allerdings wird jedes Höherschalten im Automatikmodus als Verzögerung wahrgenommen, ungewollte Nickbewegungen des Kopfes inbegriffen - fast so wie einst der Wackeldackel auf der Hutablage des Audi 100.

Die Audi-Mannen meinen: Einfach nur mit dem Fuß das Gas lupfen und so die Automatik zum Schalten animieren ... Geht, klar, aber muss das anno 2010 wirklich noch sein?. Es gibt aber auch Positives: Beim Runterschalten mit den Paddles ertönt ein kerniges Zwischengasgeheul. Trotzdem gilt: Besser gleich das manuelle Sechsganggetriebe mit der offenen Schaltkulisse ordern - der Aluhebel flutscht flüssig und rastet jedes Mal hörbar knackig ein. Herrlich.

Bei einem Einstandspreis von 156.000 Euro darf Geld allerdings kein Problem sein (mit R-tronic: 163.800 Euro). Damit liegt der Spyder rund 14.000 Euro über dem Coupé, dafür sind aber Navigationssystem, Bang&Olufsen-Klanganlage und Voll-LED-Scheinwerfer serienmäßig mit dabei. Keramikbremsen kosten dennoch 8820 Euro extra. Zum Vergleich: Ein Lamborghini Gallardo Spyder (V10, 520 PS) ist für 181.475 zu haben, der Aston Martin V8 Vantage Roadster (V8, 426 PS) für 125.000 Euro und das Porsche 911 Turbo Cabriolet (Sechszylinder-Boxer, 500 PS) für 157.057 Euro.

Fazit: Wer je daran gedacht hat, einen Lamborghini zu zähmen und fürs zivile Autoleben abzuríchten, muss den R8 Spyder im Kopf gehabt haben. Der ist nicht nur der teuerste Audi aller Zeiten, sondern auch schlicht der schönste und sportlichste. So einfach kann es manchmal sein.

Audi R8 Spyder 5.2 FSI quattro: 386 kW / 525 PS; max. Drehmoment 530 Nm bei 8000 U/min; 0-100 km/h: 4,1 sec.; Vmax 313 km/h; Testverbrauch 15,9 l (Werksangabe: 13,9 l); Euro 4, CO2: 332-542 g/km; Preis: ab 156.000 Euro

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