Audi A8 Hybrid:Prestigeobjekt mit schlechten Verkaufsaussichten

Während BMW im 7er und Mercedes in der S-Klasse seit knapp zwei Jahren Oberklasse-Hybride anbieten, hatte Audi keinen Lusxus-Teilstromer im Programm. Im Sommer kommt nun der A8 Hybrid. Er wirkt unausgegoren und hat wohl schlechte Absatzchancen.

Stefan Grundhoff

Anscheinend will Audi überhaupt nicht ernsthaft viele Exemplare des Hybrid-A8 absetzen. Denn auf dem größten Hybridmarkt der Welt in den USA wird der mindestens 77.700 Euro teure Luxusstromer gar nicht angeboten. Der Grund liegt auf der Hand: Unter der Motorhaube der knapp zwei Tonnen schweren Limousine arbeitet der zwei Liter große Turbo-Vierzylinder, der unter anderem VW Golf, Audi A3 und Seat Exeo antreibt. Das Brot-und-Butter-Aggregat dürfte der Kundschaft nur schwer zu vermitteln sein.

Auch A8 Hybrid startet im Mai für mindestens 77 700 Euro

Audis A8 Hybrid startet im Mai für mindestens 77.700 Euro. Die Luxuslimousine soll sich mit dem kombinierten Benzin-Elektro-Antrieb im Schnitt mit 6,3 Litern Sprit begnügen.

(Foto: dpa-tmn)

Wie schwer sich der Audi mit dem Vierzylinder jedoch im Alltag tut, wird bereits nach kurzer Wegstrecke deutlich. Wer beschleunigt oder auf der Landstraße überholen will, bringt den drehfreudigen Vierzylinder schnell an seine Leistungsgrenze. Der Motor brüllt angestrengt laut auf. Findet der Beschleunigungsvorgang in einer Kurve statt, kommen nervige Antriebskräfte dazu, die der 211 PS starke Verbrenner an die Vorderachse bringt. Denn der Audi A8 Hybrid verzichtet nicht nur auf hohe Leistung, sondern auch auf einen sinnvollen Allradantrieb.

Bei langsamer Fahrt präsentiert sich der erste A8 Hybrid souveräner. Das immerhin 40 Kilowatt starke Elektromodul müht sich beim Beschleunigen und Elektroschleichfahrt nach Leibeskräften - doch souverän wirkt der Audi A8 Hybrid im Vergleich zum identisch motorisierten Q5 Hybrid nie. Kein Vergleich zu den Dieselaggregaten, die im Audi A8 in verschiedenen Leistungsstufen erhältlich sind oder gar den bulligen Achtzylindern. "Der Wagen soll seine Hauptmärkte in China und Japan haben", sagt Sven Stockmar, "bei uns werden die meisten Kunden auch weiterhin einen Diesel fahren."

Dabei geben die Leistungsdaten des A8 Hybrid auf dem Papier durchaus Anlass zur Hoffnung. Arbeiten Vierzylinder-Verbrenner und Elektromodul Hand in Hand, steht eine Systemleistung von 245 PS und ein maximales Drehmoment von 480 Newtonmetern zur Verfügung. Der angegebene Normverbrauch von 6,3 Litern liegt im Alltag in weiter Ferne. Wer das Gaspedal nicht nur streichelt, ist mit mindestens neun Litern unterwegs. Gerade in der Autobahnrepublik Deutschland kommt der sparsam veranlagte A8-Kunde an einem Dieselmotor daher nicht vorbei.

Während sich der Audi A8 Hybrid im Innenraum nur durch den fehlenden Drehzahlmesser und den EV-Knopf für komplett elektrische Fahrt von seinen Verbrennerbrüdern unterscheidet, folgt der nächste Schrecken beim Öffnen des Kofferraums. Das 38 Kilogramm schwere Lithium-Ionen-Akkupaket nimmt dem Ladeabteil ein gutes Stück seiner Größe und die reale Möglichkeit, große Reisekoffer zu transportieren. Aus gutem Grund bietet Audi daher ein angepasstes Kofferset für den A8 Hybrid an. Bis 2014 wollen die Ingolstädter ähnlich wie aktuell Mercedes, Peugeot und Citroen auch eine Kombination aus Diesel- und Elektromotor auf den Markt bringen. Mittelfristig soll die Hinterachse allein vom Stromaggregat angetrieben wird.

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