Audi A3 Cabriolet:Aus Fehlern gelernt

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Gut ausgestattet kostet ein Audi A3 Cabrio 1.8 TFSI schon beinahe 45.000 Euro.

(Foto: STG)

Luxus- und Komfortextras, Navigation und Connectivity, dazu zahllose Assistenzsysteme und sogar Allradantrieb: Audi hat das A3 Cabrio runderneuert und will so den Rückstand gegenüber BMW aufholen. Eine erste Ausfahrt.

Von Michael Specht, Monaco

Am Anfang steht ein Eingeständnis. Dass Audi mit dem ersten A3 Cabrio nicht den wirklich großen Coup gelandet hat, ist eine Tatsache: 63.000 verkaufte Einheiten seit 2008, weltweit. Na ja. Unangefochtener Liebling in diesem Segment ist das Einser Cabrio von BMW. Von ihm setzte die Konkurrenz im gleichen Zeitraum doppelt so viele ab.

Gründe dafür gibt es genug. In erster Linie dürften das schickere Design und das bessere Konzept des Einsers den Ausschlag geben. Den entscheidenden Rüffel holte sich das A3 Cabrio, damals noch basierend auf der Plattform (PQ35) des Golf V, hauptsächlich wegen des keilförmigen, zu hoch geratenen Hecks, des kleinen Kofferraums und der bei geöffnetem Verdeck sichtbaren Überrollbügel. Intern galt das erste Audi A3 Cabrio als Schnellschuss. Volkswagen hatte es versäumt, zeitig einen Nachfolger für das Golf Cabrio zu entwickeln. Man setzte auf den Eos. So sprang Audi ein. Erst als 2011 das neue Golf Cabrio auf den Markt kam, war der Weg für die Ingolstädter frei, ein Cabriolet zu konstruieren, das wieder mehr dem klassischen Drei-Box-Design entspricht und sich somit deutlich vom Wolfsburger Bruder absetzt.

Na bitte, warum nicht gleich so, möchte man den Entwicklern nun am liebsten zurufen. Der neue offene A3 macht allein durch die jetzt versenkten Überrollbügel eine deutlich bessere Figur. Hinzu kommt das um 18 Zentimeter gestreckte Heck, das dem ganzen Wagen eine gelungenere Proportion verleiht.

Ein Golfbag passt nicht in den Kofferraum

Wunder in Sachen Kofferraum sollte man dennoch nicht erwarten. Zwar schluckt das Gepäckabteil mit 320 Liter 65 mehr als zuvor, und die Rücksitzlehnen lassen sich zwecks Erweiterung (680 Liter) zusätzlich umlegen. Doch bleibt die Öffnung recht schmal. Schon für normale Getränkekisten wird es eng. Golfer dürften gleich resignieren. Ihre Schlägerbags finden quer keinen Platz, müssen umständlich durch die Luke auf die Rücksitze geschoben werden. Konkurrent BMW ist hier deutlich kundenfreundlicher. Doch Audis Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg, selbst leidenschaftlicher Golfspieler, versichert: "Mit der nächsten Generation wird alles besser."

Erneut bietet Audi zwei unterschiedliche Verdecke an, ein normales und, optional, ein sogenanntes Akustik-Verdeck. Es reduziert die Abroll- und Windgeräusche fast auf das Niveau eines klappbaren Metalldaches. Innerhalb von nur 18 Sekunden schließt oder öffnet das Verdeck vollautomatisch. Das funktioniert selbst bei 50 km/h noch - praktisch vor allem, wenn man im Stadtverkehr von einem Regenguss kalt erwischt wird.

Auch in Sachen Zugluft leistete Audi viel Feinarbeit. Nur sanft streicht der Fahrtwind selbst bei zügigem Landstraßentempo nun über die Frisuren von Fahrer und Beifahrer. Wer es dagegen puristischer braucht und cabriogemäß urig , klappt einfach das Windschott zusammen und fährt alle vier Scheiben nach unten. Kalten Herbst- oder frischen Frühlingstagen begegnet das A3 Cabrio mit einem wohligen Warmluftstrom aus dem Sitzlehnenoberteil, zielgenau auf den Nacken gerichtet. Mercedes hat da mit seinen Cabrios vor Jahren schon gute Vorarbeit geleistet.

Spitzenmodell mit 300 PS

Zum Verkaufsstart im März hat der A3-Cabrio-Kunde die Auswahl unter drei Motoren, einem 1,4-Liter-Benziner mit 140 PS, einem 1,8-TFSI mit 180 PS (derzeit das Topmodell) und als Diesel dem 2.0 TDI mit 150 PS. Das Basismodell, einen 1.4 TFSI mit 125 PS, schiebt man einige Wochen später nach. Wir absolvierten in ihm unsere Testfahrt. Erster Eindruck: Auch mit diesem etwas schwächeren Motor fährt sich das A3 Cabrio passabel, obwohl man etwas häufiger zum Schalthebel greifen muss, wenn es flotter vorangehen soll. Die Souveränität und Elastizität des 1.8 TFSI oder gar die eines 2.0 TDI kann der kleine Vierzylinder trotz Turbo und hoher Laufruhe jedenfalls nicht bieten. Auch vom Normverbrauch, den Audi mit 5,4 Liter angibt, sollte man sich bei etwas zügigerer Fahrweise schnell verabschieden. Das Display dürfte dann eher Werte um die sieben Liter anzeigen.

Mehr Leistung, hohe Preise

Um auch leistungsmäßig mit der Konkurrenz mitzuhalten, will Audi weitere Motoren ins Programm nehmen, darunter eine 220-PS-TFSI-Version und als Spitzenmodell die sportliche S-Variante mit 300 PS. Sie feiert ihr Debüt auf dem Genfer Autosalon im nächsten Frühjahr.

Bleiben noch die Preise. Das "automobile Genussmittel", wie Heiko Papst von Ohain vom Audi-Produktmarketing das neue A3 Cabriolet nennt, kostet in der Basisausstattung 30.500 Euro und ist damit rund 7700 Euro teurer als der geschlossene Zweitürer.

Darüber hinaus fährt Audi natürlich sein volles Spektrum an Luxus- und Komfortextras, an Navigation und Connectivity, an Fahrwerks-Features und Assistenzsystemen auf. Nicht einmal der Allradantrieb fehlt. Zumindest in diesem Punkt kann die Konkurrenz aus München noch nicht mithalten.

Die Reisekosten für die Präsentation des Audi A3 Cabrio wurden teilweise vom Hersteller übernommen.

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