Der A2 concept ist Audis seriennahe Studie eines zukünftigen Citymobils mit viel Platz und noch mehr Technik. Eine optische Reise in und rund um eine Zukunft zum Anfassen. Von Günther Fischer Wer erinnert sich noch an "Eve"? Sie war neben "Wall-E" die Hauptdarstellerin im Disney-Zeichentrickfilm "Wall-E - Der Letzte räumt die Erde auf". Inmitten all des Schmutzes war Eve ein weißes, reines Wesen, klar und einfach gezeichnet, von fast überirdischer Erscheinung. Diese Eve nun nahmen sich die Audi-Designer bei der Gestaltung des neuen A2 concept als Idee zum Vorbild. Die Wunschvorstellung war ein Auto ohne ...
... Fugen, mit ruhigen, glatten Oberflächen, unaufgeregt im besten Sinne. Et voilà - hier ist er: Der rein elektrisch angetriebene A2 Concept, ein 3,80 Meter langer, kühl gezeichneter Viersitzer (Breite: rund 1,7 Meter, Höhe rund 1,5 Meter) mit variablem Innenraumkonzept, der schon mal den Nachfolger des einst sehr innovativen, aber doch eher glücklosen A2 erahnen lässt. Er soll, so die Aussage, 2014 in Serie gehen.
Und immer wieder LED, vor allem bei Audi, und natürlich beim A2 concept. Die Technik seiner Scheinwerfer nennt Audi "Matrix Beam". Ein ganzes Bündel kleiner, übereinander platzierter Leuchtdioden generiert das Abblend- und Fernlicht, Mikroreflektoren erlauben seine präzise Positionierung. Die LEDs lassen sich getrennt zu- und abschalten, um die Straße in jeder Lage perfekt auszuleuchten. Das heißt: Es gibt auch ein Kurvenlicht, ohne dass der Schweinwerfer schwenken muss. Zahlreiche Mini-LEDs, die wie ein Perlencollier im unteren Bereich des Scheinwerfers liegen, erzeugen dabei das Tagfahrlicht.
Trotz aller angestrebten Ruhe ist die Seitenansicht doch typisch Audi - mit kraftvollen Radhäusern, einem niedrigen "Glashaus" (womit Audi die Passagierkabine meint) und einer nicht ganz so früh wie beim alten A2 absinkenden Dachlinie, die in einen kleinen Heckspoiler ausläuft. Ein echtes Highlight ist das Leuchtband, das die Scheinwerfer mit den Rückleuchten verbindet - das sogenannte Audi dynamic light. Es wird von Leuchtdioden und Lichtleitern erzeugt. Wenn sich ...
... der Besitzer nun seinem Audi A2 concept nähert, leuchtet es zur Begrüßung blau auf und fokussiert sich auf die Türgriffe, die im Band versenkt liegen.
Die Türgriffe fahren erst aus, wenn der Fahrer mit der Hand über sie wischt - - auch ein Beitrag zum ruhigen Erscheinungbild des Autos.
Das umlaufende Lichtband übernimmt aber auch einige Funktionen. Im Ruhezustand bleibt das rund eineinhalb Zentimeter hohe Band schwarz, fährt der A2 concept, so färbt es sich in mattes Weiß. Will der Fahrer abbiegen, dann blinkt auf der entsprechenden Seite des Auto das Lichtband in orange.
Beim Bremsen wiederum läuft ein roter Lichtimpuls an der Flanke entlang - als Warnung für andere Verkehrsteilnehmer. Allerdings nur bis zur A-Säule (und nicht so, wie es dieses Bild zeigt, bis in die Scheinwerfer hinein).
Die Rückleuchten sind wie die Frontscheinwerfer in der neuen Matrix-Beam-Technologie aufgebaut. Sie arbeiten adaptiv, das heißt: Über einen Sensor erkennt das System, wie gut die Sicht ist, und passt die Leuchtkraft entsprechend an. Je fünf Laserleuchten erzeugen dabei das Nebelschlusslicht. Bei guter Sicht ist ihr Licht nicht zu sehen, im Nebel oder Regen hingegen trifft es auf die Wasserpartikel in der Luft und soll dadurch rund 20 Meter hinter dem Fahreug als schwebendes Dreieck sichtbar werden. Die Technik des Leuchtbandes ist bereits patentiert und besitzt schon eine Verkehrszulassung. Sie wird also, so Audi, auch in anderen Serienmodellen kommen.
Im Innenraum nutzt Audi die Möglichkeiten, die der Elektroantrieb bietet. Der Boden hat keinen Mitteltunnel, es gibt genügend Freiraum. Die Konsole zwischen den Vordersitzen lässt sich versenken, was einen freien Durchstieg zum Beifahrersitz erlaubt. In der Mittelkonsole selbst verbirgt sich das schon aus anderen Modellen bekannte Touchpad zur Eingabe von Schriftzeichen und für Sekundärfunktionen - eine Weiterentwicklung des MMI touch von heute. Eine Dockingstation für das iPhone ist hier ebenfalls vorhanden.
Wenn der Fahrer per Taste das Auto startet, umschließt ein animiertes Leuchtband Fahrer und Beifahrer. Rechts vom Lenkrad klappen dann die zwei Touchpads hoch (die zuvor, wie auf dem letzten Bild, umgelegt waren). Die kleine linke Fläche ist für die Steuerung der Fahrstufen (shift by wire), die größere rechte für die Klimatisierung sowie die Medienfunktionen reserviert. Noch mit an Bord: Bluetooth, ein WLAN-Hotspot, ein UMTS-Modul fürs Internet.
Der A2 concept verfügt über vier Einzelsitze mit durchbrochenen Lehnen, die vor allem leicht ausfallen sollten. Ihre Chassis bestehen deswegen aus Aluminium, bei den Schalen nutzten die Entwickler "geblasenen Kunststoff". Zudem sind die Kunstoffschalen innen hohl. Je drei Streben verbinden die Sitze mit dem Boden, was den Fußraum im Fond vergrößert. Unter den hochklappbaren Sitzkissen befinden sich zudem weitere Stauräume.
Das Lenkrad selbst verläuft fast horizontal und ist oben und unten abgeflacht - eine einzige Speiche verbindet den Kranz mit dem Pralltopf. Die beiden großen, nach innen weisenden Hörner tragen berührungssensitive Flächen, über die sich die wichtigsten Funktionen steuern lassen - nur die Blinker- und Wischerfunktionen laufen noch über traditionelle Hebel. Am Ende integriert das Lenkrad ein weiteres Siebenzoll-Display - hier können Fahrtempo und andere Dinge dem Fahrer angezeigt werden. Die Lenkung und die Bremsen arbeiten rein elektrisch (steer-by-wire und brake-by-wire), sie kommen ohne mechanische oder hydraulische Verbindung zum Lenkrad beziehungsweise zum Pedal aus.
Zwischen den Fondsitzen liegt eine Konsole mit Staufächern. Klappt man sie nach vorn, gibt sie eine Aufnahme frei - hier lässt sich die Gabel eines speziellen City-Fahrrades einrasten. Der Gepäckraum des Audi A2 concept verfügt über einen doppelten Boden. Ein hochklappbarer Rahmen mit zwei soliden, hochbelastbaren Netzen deckt die untere Ladeebene ab.
An der Front des A2 concept dominiert, wie bei jedem Audi, der Singleframe-Grill - aber in einer speziell auf den Elektroantrieb zugeschnittenen Version. Die oberen zwei Drittel bilden eine geschlossene, aber ausklappbare Fläche. Im unteren Bereich des Singleframe-Grills, der als Lufteinlass fungiert, sitzen hocheffiziente Kühlelemente aus Graphitschaum - das leichte Mineral führt die Wärme hervorragend vom Wasser an die Umgebungsluft ab. Im zentralen Lufteinlass sind acht Blöcke mit jeweils sechs Graphit-Elementen untergebracht. Ein Technik, die Audi aus dem Motorsport übernommen hat.
Hinter der Klappe des Frongrills liegen der Ladeanschluss für den Strom und der Kühlwasserstutzen. Das Auto informiert hier auch über die noch vorhandene Reichweite in Kilometern oder ...
... in Stunden und Minuten - also die Zeit, die noch bleibt, bis der Strom aufgebraucht ist. Die Lithium-Ionen-Batterie, im doppelten Fahrzeugboden untergebracht, speichert 31 kWh Energie, von denen 24 kWh nutzbar zur Verfügung stehen. Der Elektromotor ist quer im Vorderwagen montiert, er schickt über ein einstufiges Getriebe 85 kW (116 PS) Spitzenleistung (60 kW Dauerleistung) und 270 Nm Drehmoment (160 Nm bei Dauerleistung) auf die Vorderräder.
Audi verspricht im europäischen Fahrzyklus eine Reichweite von 200 Kilometern Mit 400-Volt-Drehstrom soll eine Vollladung der Batterie etwa 1,5 Stunden, mit 230-Volt-Haushaltsstrom zirka vier Stunden dauern. Auch der Audi A2 concept ist bereits auf die neue Technik des kontaktlosen Ladens (Audi Wireless Charging) ausgelegt. Das Showcar bringt nicht mehr als 1150 Kilogramm auf die Waage - inclusive Batterie. Es soll in 9,3 Sekunden auf Tempo 100 sein, die Höchstgeschwindigkeit ist der Reichweite zuliebe auf 150 km/h begrenzt.
Die 18-Zoll-Räder sind in der so genannten Cladding-Technologie aufgebaut - die Basisräder aus Leichtmetall und die Deckräder aus Kunsstoff werden separat hergestellt und miteinander verklebt, was den Materialeinsatz stark verringert. Diese "Hybridtechnologie" spart pro Rad zirka zwei Kilogramm Gewicht. Der spezielle Lamellen-Look der Räder erinnert - ähnlich wie beim urban concept - an Audis e-tron-Familie.
Audi verspricht auch einiges an Agilität: Der A2 concept beschleunigt in 9,3 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h, seine Spitze ist der Reichweite zuliebe auf 150 km/h begrenzt. Eine McPherson-Aufhängung vorn und eine Verbundlenkerachse im Heck sollen ihm agile Handling-Eigenschaften verleihen. Jetzt, so meint der Autor, der den A2 concept schon vor der IAA in Augenschein nehmen konnte, müsste er nur noch so schnell wie möglich gebaut werden. BMWs i3 ist ja schon ein Stück weiter und will sein Karbonauto bereits 2013 auf die Straße bringen.