Audi A3 Limousine:Anhang für den Weltmarkt

Audi A3 Limousine; AUDI A3 Limousine

Neues Stufenheckmodell: Audi bringt A3 Limousine auf den Markt.

(Foto: AUDI AG)

Amerikaner und Chinesen mögen keine steilen Hecks. Deswegen hat Audi beschlossen, seine A3-Baureihe nach 17 Jahren um ein Stufenheckmodell zu erweitern. Was hierzulande als bieder verschrien ist, sieht Audi-Chefdesigner Egger als Brückenschlag "zwischen klassischem Three-Box-Design und Coupé-Philosophie".

Von Michael Specht

Stufenhecklimousinen im sogenannten A-Segment gelten in Deutschland gemeinhin als bieder. Emotionaler Mehrwert? Gleich Null. Mit Schaudern erinnern wir uns an den ersten Jetta mit seinem unförmigen Kofferraum, der ihm den Spitznamen Rucksack-Golf einbrachte. Dennoch ist diese Kompaktklasse mittlerweile das weltweit volumenstärkste Segment. Besonders Amerikaner und Chinesen lieben die Sedans. Bei Steilheckmodellen (Hatchbacks) dagegen senken sie mehrheitlich den Daumen. Auch deshalb verkauft VW übrigens mehr Jetta als Golf.

Dieses Phänomen ist natürlich auch der Konzerntochter Audi nicht verborgen geblieben, die nun erstmals in der 17-jährigen A3-Geschichte die Baureihe durch ein Stufenheckmodell erweitert. Offizieller Name: A3 Limousine. So optimistisch ist man in Ingolstadt, dass man für das Modell eine komplett neue Fabrik hochgezogen hat. Sie steht im ungarischen Györ, wo Audi seit 20 Jahren ansässig ist und nicht nur knapp zwei Millionen Motoren jährlich fertigt, sondern auch den TT, das A3 Cabrio und den RS3 Sportback montiert. Zur Einweihung in dieser Woche waren selbst Ferdinand Piëch nebst Gattin Ursula und VW-Chef Martin Winterkorn angereist. Audi-Boss Rupert Stadler geht davon aus, dass das neue Modell auch in Europa seinen Weg machen wird. Bis zu 125.000 Stück können in Györ jährlich vom Band rollen.

Brückenschlag zwischen Three-Box-Design und Coupé-Philosophie

Die Rechnung könnte aufgehen. Optisch ist die A3 Limousine alles andere als ein Langweiler und könnte damit auch Kunden ansprechen, die sich zuvor nie mit dem Gedanken an eine Stufenhecklimousine befasst haben. Audis Chefdesigner Wolfgang Egger gelang ein knackiger und gut proportionierter Viertürer mit gekonntem Stummelheck, das sich über einen Kofferraum von immerhin 425 Liter wölbt, das sind 60 Liter mehr als im Stufenheck. "Wir schlagen mit der A3 Limousine die Brücke zwischen klassischem Three-Box-Design und Coupé-Philosophie", so Egger. Die Überhänge sind erfreulich kurz. Bei 2,64 Meter Radstand kommt das dritte Derivat der neuen A3-Baureihe auf nur 4,46 Meter Länge, aber schließlich wollte man ja dem größeren Bruder A4 nicht zu dicht auf die Pelle rücken.

Wer hinten einsteigt, ist überrascht vom Platzangebot. Personen mit einer Körpergröße um die 1,80 Meter stoßen weder mit dem Knie gegen die Vordersitze, noch mit dem Kopf an die Decke. "Wir haben im Fond um jeden Millimeter gekämpft", verrät Egger. Wie Zweitürer und Sportback basiert auch die A3 Limousine technisch auf dem konzernweit eingesetzten Modularen Querbaukasten (MQB) und profitiert daher entsprechend vom fortschrittlichen Leichtbau. Das von uns gefahrene Einstiegsmodell mit dem 1.4-TFSI-Motor wiegt nur 1250 Kilogramm - eine Diät, die man schon auf den ersten Kilometern wahrnimmt. Das Auto wirkt selbst mit seinen 140 PS erstaunlich leichtfüßig und agil. Maßgeblichen Anteil daran hat der kleine Turbo-Direkteinspritzer, der sein maximales Drehmoment von immerhin 250 Newtonmetern schon bei niedrigen 1500/min bereitstellt.

Innen ist alles so, wie man es schon vom Steilheck kennt. Materialauswahl und Verarbeitung haben nahezu Oberklasseniveau. In diesem Segment macht Audi niemand etwas vor. Ebenso wenig beim Thema Infotainment und Connectivity. Kein Audi ist hier moderner als der A3. Beim Telefon ersetzt ab November das zehnmal schnellere LTE die bisherige UMTS-Übertragung - erstmals in einem Auto überhaupt. Die Option Audi Connect bietet zudem Verkehrsinfos in Echtzeit, zeigt Tankstellen mit dem günstigsten Spritpreisen und Parkplätze mit freien Stellflächen an. Beifahrer können über den integrierten Wlan-Hotspot während der Fahrt im Internet surfen, E-Mails lassen sich neuerdings vorlesen, SMS diktieren und verschicken, Musik per Streaming genießen. Auch Twitter und Facebook sind an Bord. Jüngere Kunden werden das zu schätzen wissen - so sie denn bereit sind, 24.300 Euro für das Einstiegsmodell zu bezahlen - mindestens. Was dann folgt, ist eine lange, lange Aufpreisliste.

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