Süddeutsche Zeitung

Arbeitsgeräte-Design:Schöner auf den Bau

Ein Monster-Truck wird zum Riesen-SUV, Windräder sehen plötzlich stylish aus, selbst Bagger können Hingucker sein: Design macht's möglich.

Günther Fischer

Der erste Designer, der sich ums Industriedesign verdient machte, war der Amerikaner Raymund Loewy. Neben den Logos für den Lebensmittelkonzern SPAR und die Zigarettenmarke Lucky Strike ist die stromlinienverkleidete S1-Dampflokomotive eines seiner bekanntesten Werke. Außerdem entwarf Loewy zahlreiche Automobile, den Greyhound-Bus Scenicruiser von 1954, die Shell-Muschel und Geschirr für die Porzellanmanufaktur Rosenthal.

Differenzierung durch Design

Loewys ganze Arbeit stand vor allem unter dem Motto: "Hässlichkeit verkauft sich schlecht". Eine weiteres Motto nannte er "MAYA-Prinzip", wobei die vier Buchstaben für "Most Advanced, Yet Acceptable (so fortschrittlich wie noch annehmbar) standen.

"Hässlichkeit verkauft sich schlecht" - dieses Motto hat sich auch Dominic Schindler mit seinem Designbüro Dominic Schindler Creations zu eigen gemacht. Schließlich ist Loewys Motto angesichts des verschärften globalen Wettbewerbs und der zunehmenden Uniformität der meisten Produkte aktueller denn je. Design wird verstärkt zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor.

Differenzierung durch Design also. Und das gilt nicht nur für Möbel und Mode, sondern auch für Computer, Gabelstapler und ganze Fertigungsstraßen. Das heißt: Schindler kümmert sich um sogenannte Investitionsgüter, sprich: Maschinen. Immerhin prägen Arbeitsgeräte in erheblichem Ausmaß unsere Arbeitsbedingungen und damit auch die Motivation.

Bei gleicher Qualität das Schönere kaufen

Schindlers Designbüro gestaltete bereits einen Monster-Truck für den Bergbau, der wie ein SUV daherkommt; er entwarf das Interieur eines Falcon-Jets neu und modellierte einen kompletten Windpark samt Turbinen neu.

Für den japanischen Hersteller Takeuchi hat das Designbüro nun Bagger entworfen - wohl auch, um das Sandkasten-Kind in jedem Mann anzusprechen. In Umkehrung der klassischen Designmaxime "Form follows function" entstand ein Arbeitsgerät mit sympathischen Rundungen und klaren Farben - einen schöneren Kontrast zum harten Arbeitsauftrag eines Baggers kann es nicht geben.

Übrigens: Welche Rolle Design als Marketingfaktor spielt, hatte Raymond Loewy ebenfalls bereits früh erkannt: "Von zwei Produkten, die in Preis, Funktion und Qualität nichts unterscheidet, wird das mit dem attraktiveren Äußeren das Rennen machen."

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