Anschluss an Audi:BMW will Allrad-Sparte etablieren

Auf die Quattro-Idee von Audi war BMW lange neidisch. Doch die Münchner statten inzwischen ihre Fahrzeuge ebenfalls im großen Stil mit Allradantrieb aus. BMW versucht, sich mit aller Macht als 4x4-Kompetenz zu etablieren.

Von Stefan Grundhoff

Einst war das Erfolgskonzept eines BMW denkbar einfach. Reihenmotor vorn und Antriebsachse hinten. Modelle wie der BMW 02er, die erste 3er-Generation des E21 oder der E12 sind darum inzwischen Klassiker. Bei Audi sah das anders aus. Die Marke mit den vier Ringen war in der 70er Jahren etwas für Langeweiler. Egal ob Beamten-Mobil Audi 80, Audi 100 oder gar der VW-Polo-Zwilling Audi 50 - Audi war nicht aufregend. Wer sportlich sein wollte, bewegte einen BMW, wer repräsentieren wollte, einen Mercedes-Benz. Die Massen wurden mit Opel, Volkswagen und Ford glücklich.

Seit Anfang der 80er Jahre wurde Audi mit viel Aufwand umgekrempelt. Einer der wichtigsten Bausteine der Neuerfindung wurde der Quattro-Antrieb. Auf der einen Seite glichen die Ingolstädter den Vortriebs- und Fahrdynamiknachteil aus, indem auch die Hinterachse angetrieben wurde. Auf der anderen Seite wurden nicht nur in der Rallye-Weltmeisterschaft dank dem Allradantrieb große Erfolge gefeiert. "Quattro" wurde zu einem weltweiten Begriff.

Allrad-Premiere im 325 ix

Lange Jahre wurde dies in München mit Argwohn beäugt. Die BMW-Ingenieure rümpften die Nase, auch wenn dem BMW 325 ix in der zweiten Hälfte der 80er Jahre ein erster zaghafter Versuch in der Allrad-Liga wurde. Inzwischen sind die SUVs X1, X3, X5 und X6 etabliert. Ein neuer X5 kommt im Herbst und weitere Modelle wie der BMW X4 oder der Groß-SUV X8 warten nur noch darauf, dass die Geschäftsleitung dem Bau zustimmt.

Doch BMW, ehemaliges Synonym für Hinterradantrieb, weicht sein Image nicht nur durch Frontantriebsmodelle wie den nächsten Einser oder den Tourer auf. Einser, Dreier, Vierer, Fünfer, Sechser und Siebener - alle gibt es auch mit dem Allradantrieb, dem BMW vor Jahren den Begriff "xDrive" zuwies. Ziel war es, dem weit verbreiteten Namen "Quattro" auch in der öffentlichen Wahrnehmung Paroli zu bieten. Fast 60 Modelle sind mittlerweile mit Allradantrieb zu bekommen.

Das betrifft auch andere Modelle aus dem BMW-Konzern. Nach Paceman und Countryman bekommt auch die Anfang 2014 auf den Markt kommende nächste Mini-Generation, auf der Plattform des nächsten Einsers basierend, die 4x4-Technik. Zukünftige Rolls-Royce-Generationen verfügen auch über xDrive-Technologie, denn der mächtige Erfolg der Volkswagen-Edeltochter Bentley, die durchweg Allradantrieb haben, setzt BMW unter Druck.

Auch die M-Performance-Versionen der M-GmbH namens M 135i xDrive und M 550d xDrive gibt es mit Allradtechnik. Kaum vorstellbar, dass die Nachfolgemodelle von BMW M5 / M6 auf Allrad verzichten können. Die Konkurrenz von Audi und Mercedes bietet die Technik. Besonders BMWs Sechser-Reihe kommt eine zentrale Bedeutung zu.

Der Vorteil in der Luxusklasse: Hier macht sich der Gewichtsnachteil der 4x4-Technik kaum bemerkbar. Der Sechser hat, egal ob Coupé, Cabrio oder als besonders schickes Gran Coupé mit vier Türen, ohnehin mächtig Übergewicht - 150 bis 200 Kilogramm in der Regel. Da spielen die 80 Kilogramm Allrad-Aufschlag kaum noch eine Rolle. Jeder der Wettbewerber kümmert sich ebenfalls wenig ums Gewicht: Knapp zwei Tonnen wiegen Porsche Panamera, Mercedes CLS und die anderen Konkurrenten ebenfalls. Allradtechnik ist in dieser Fahrzeugklasse ein Muss - gerade auch bei den Topmodellen der Premiumhersteller, die sich auch mit Maserati Gran Coupé oder Bentley Continental GT messen müssen.

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