Alfa Romeo 147 1.6:Ciao Bella!

Mamma mia, was für ein Auto! Der Alfa 147 weckt Emotionen, seine Form allein beschleunigt den Puls wie sonst nur kräftiger Espresso. Beim Fahren ist nicht alles rundum Gold, doch wen stört das schon am Steuer dieses Autos?

Michael Harnischfeger

Im Fiat-Konzern spielt Alfa Romeo die Rolle des Herzschrittmachers. Nicht, dass die kleine Tochter den großen Konzern am Laufen hielte. Nein, das nicht. Aber Emotionen, sportliche vor allem, sind reserviert für die Autos mit dem charakteristischen Bug. Das war in letzter Zeit zwar etwas in Vergessenheit geraten, aber spätestens seit dem wunderschönen 156 muss man schon sehr unsensibel sein, um einem Alfa ganz sachlich gegenüber zu treten.

Alfa Romeo 147 1.6: Auch aus zusammengekniffenen Guckern eine Augenweide: 147-Front

Auch aus zusammengekniffenen Guckern eine Augenweide: 147-Front

(Foto: Foto: Alfa Romeo)

Beim 147 fällt das besonders schwer. Denn anders als sein Vorgänger 145, der seinen Charme, nun ja, eher auf den zweiten Blick entfaltete, ist der neue Kompakte eine Schönheit, wie gemacht für den Laufsteg. Egal, aus welcher Perspektive man ihn betrachtet: Hier stimmt jede Linie, hier stimmt jede Wölbung im Blech und natürlich jede Sicke.

Außen schöne Details, innen modernistisch

Dazu strotzt er vor schönen Details. Die großen Bügeltürgriffe liegen schwer in der Hand, der Kühlergrill ergibt mit den Stoßleisten auf der Bugschürze eine moderne Interpretation des klassischen Alfa-Gesichts.

Innen kommt der 147 ein wenig modernistisch daher, doch der Stil stimmt mit großen Rundinstrumenten in tiefen Höhlen und eingängigen Drehreglern für Gebläse und Innentemperatur mit außen überein. Dumm nur, dass man mit der rechten Hand nahezu immer gegen die Mittelkonsole stößt, wenn man vom vierten in den fünften Gang schaltet.

Was die Verarbeitung angeht, zeigte der Testwagen ein hohes Niveau mit satt schließenden Türen, nur minimalen Störgeräuschen auf wirklich miesen Straßen und sauberen Fugen innen und außen. Geschmackssache bleibt indes die grob genarbte Oberfläche des Instrumententrägers.

Ein Muster an Raumausnutzung ist der 147 nicht. Trotz 4,17 Metern Karosserielänge ist das Platzangebot alles andere als üppig. Vorn, in den gut konturierten Schalensitzen mit angenehm großzügiger Oberschenkelauflage, finden zwei Meter lange Bodybuilder noch genügend Platz. Auch hinten können es Erwachsene für einige Zeit aushalten, ohne mit den Zähnen zu knirschen. Doch mit nur 280 Litern Volumen ist der Kofferraum erheblich kleiner als in dieser Klasse üblich.

In 10,6 Sekunden auf 100 km/h

Wahre Alfisti werden darüber natürlich locker hinweg sehen. Schließlich ist Fahrfreude wichtiger als diese vermeintlich alltagstaugliche Vielseitigkeit. Die Fahrfreude kann der Käufer in drei Stufen dosieren, denn neben dem Topmotor, einem 150 PS starken Zweiliter, stehen noch zwei 1,6-Liter-Aggregate mit 105 und 120 PS zur Wahl. Im Mai, wenn der Fünftürer an den Start geht, kommt zusätzlich ein Commonrail-Turbodiesel mit 110 PS ins Programm.

Die größte Nachfrage traut Alfa Romeo dem 120-PS-Modell zu. Dessen Kraft reicht völlig aus, um sich temperamentvoll motorisiert zu fühlen. 100 km/h sind aus dem Stand nach 10,6 Sekunden erreicht, und 195 km/h Spitze sind ja für 120 PS nicht schlecht. Untermalt werden Tempo-Änderungen ohne übertriebenen Lärm von einem fein komponierten Auspuffsound. Der von zwei Zündkerzen pro Zylinder befeuerte Vierzylinder läuft schwingungsarm, hat auch bei niedrigen Drehzahlen genügend Kraft und dreht locker weit über 6000 Touren. Das macht Spaß, zumal das Getriebe sich leicht schalten lässt. Die knochige Alfa-Schaltung ist Folklore längst vergessener Heckantriebs-Zeiten.

Munter auf dem Asphalt

Dass Alfa gute Frontantriebs-Fahrwerke bauen kann, beweisen der fabelhaft dynamische Spider und der 156 zur Genüge. So ist das agile Handling des 147 selbstverständlich. Die leichtgängige Lenkung vermittelt um die Mittellage zwar wenig Fahrbahnkontakt, doch nach kurzer Eingewöhnung kann man ausgesprochen zügig in Ecken aller Art stechen.

Der Federungskomfort kommt deswegen nicht zu kurz: Auf gehäuften Bodenwellen schlechter Landstraßen wirkt der 147 zwar etwas zappelig und unruhig, alles in allem schluckt er die Nachlässigkeiten der Straßenbauer aber mit Langmut.

Günstig zu haben

Der 147 ist also nicht nur wegen seiner schönen Form eine Anschaffungsüberlegung wert. Dass die Kaufentscheidung leicht fällt, dafür sorgt auch die Preisgestaltung. Denn trotz umfangreicher Komfort- und Sicherheitsausstattung, die serienmäßig sogar Windowbags vorn und hinten umfasst, ist der 147 deutlich billiger als etwa ein VW Golf oder gar ein Audi A3, der sich ja auch als Designerstück versteht. Der dreitürige 1,6-Liter mit 120 PS kostet in der gehobenen Distinctive-Ausstattung nur 36.691 Mark.

Nicht nur ein schönes, sondern auch ein gutes Auto. Wenn die Langzeitqualität ebenfalls stimmt, kann der 147 das Alfa-Profil in Deutschland weiter schärfen.

Quelle: autocert.de

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