Airbus:Lauter anspruchsvolle Kunden

Airbus A350 XWB Qatar Airways

Airbus liefert den ersten A350 an Qatar Airways aus.

(Foto: dpa)

Erst wollte Qatar Airways den A350 nicht haben. Jetzt schlägt die Airline doch zu. Das rettet Airbus vor existenziellen Schwierigkeiten, zeigt aber auch, wie schwer heute Kunden in der Luftfahrt zufrieden zu stellen sind.

Von Jens Flottau, Toulouse

Airbus-Chef Fabrice Brégier schaffte es am Ende sogar, die Sache mit Humor zu sehen. Qatar-Airways-Chef Akbar Al Baker sei "ein anspruchsvoller Kunde, manchmal ein bisschen zu anspruchsvoll". Sogar Al Baker musste da lachen, wo er doch zehn Tage zuvor die lange geplante Übernahme der ersten Airbus A350 kurzfristig abgesagt und damit viele bei Airbus in Verzweiflung getrieben hatte. Am Montag vor Weihnachten war dann aber alles in Butter - die Verzögerung habe "nichts mit Airbus zu tun" gehabt, flötete Al Baker.

Die Aufregung um die Auslieferung schloss ein wenig den Kreis für das neue Airbus-Langstreckenflugzeug. Denn auch bis zum Programmstart im Jahr 2006 ging wahrlich nicht alles nach Plan. Airbus steckte damals wegen der Verspätungen beim Airbus A380 in einer existenziellen Krise und stand gleichzeitig vor der Frage, wie der Konzern auf die neue Boeing 787 reagieren könnte.

Airbus hätte viel Geld sparen können

Airbus musste die A350 mehrmals umplanen, um den Geschmack der wichtigsten Kunden zu treffen, und viel tiefer in die Tasche greifen als geplant. Im Grunde dachten viele Airbus-Leute, der damals neuen Boeing 787 sei mit ein paar Modernisierungen der schon fliegenden Airbus A330 gut beizukommen. Dadurch hätte Airbus viel Geld sparen können, das der Konzern damals nicht ausgeben wollte, weil viele Milliarden zusätzlich in die A380 gesteckt werden mussten. Am Ende musste Airbus ein Langstreckenflugzeug komplett neu entwickeln und neue Technologien einsetzen, die der Konzern zu Beginn noch nicht beherrschte. Vor allem brachte die A350 den Durchbruch bei Faserverbundwerkstoffen. Der Rumpf des Flugzeuges besteht vor allem aus Kohlefasern und ist leichter als die Metallröhren, die bei den Vorgängermodellen verwendet wurden.

Die A350 ist für Airbus enorm wichtig. Das Flugzeug konkurriert nun nicht nur mit der Boeing 787, sondern auch mit der größeren Boeing 777. Als Reaktion auf den Airbus A350 hat Boeing eine neue Version des zweimotorigen Jets angekündigt, der von 2020 an ausgeliefert werden soll. Die kleineren Maschinen dominieren das Geschäft auf den Langstrecken, weil es kaum Fluggesellschaften gibt, die so große Jets wie den Airbus A380 oder die Boeing 747-8 füllen können. Das Volumen liegt deswegen also eher bei den Flugzeugen mit etwa 200 bis 400 Sitzen.

Die kleinste Version wird wohl nie ausgeliefert, weil sie zu ineffizient ist

Airbus hat bislang 778 Stück der A350 verkaufen können, auch Lufthansa hat 25 der Maschinen bestellt - die erste soll Mitte 2016 ausgeliefert werden. Die A350 soll etwa 20 Prozent weniger Treibstoff verbrauchen als ältere Langstreckenflugzeuge. Die dazugehörigen Triebwerke liefert der britische Hersteller Rolls-Royce. Zu der Flugzeugfamilie gehören neben dem 250-Sitzer A350-900 auch die verlängerte A350-1000 mit mehr als 300 Sitzen (je nach Kabinenauslegung) und offiziell noch die kleinere A350-800. Die A350-1000 soll im Jahr 2017 erstmals ausgeliefert werden, die Entwicklungsarbeiten laufen bereits auf Hochtouren. Die kleinste Version der A350 wird voraussichtlich niemals ausgeliefert werden, zumindest nicht in der jetzigen Form: zu klein und ineffizient ist das Flugzeug.

Qatar Airways-Chef Al Baker, in der Branche wegen seiner hohen Ansprüche gefürchtet, wollte Airbus die Party am Montag ganz offensichtlich nicht ein zweites Mal verderben. Er schob die Verantwortung für die Verzögerung nun nicht mehr Airbus in die Schuhe, sondern Lieferanten, die Zusagen nicht eingehalten hätten. Qatar Airways hat 80 Maschinen des Typs bestellt und ist damit der größte Kunde vor Singapore Airlines (70) und Etihad Airways (62).

Emirates will neu ausschreiben

Für Ärger sorgt nun zur Abwechslung der ansonsten treue Airbus-Kunde Emirates. Im Frühjahr hatte Emirates eine Bestellung von 70 A350 storniert, weil Airbus die Leistungsdaten des Flugzeuges so sehr verändert hatte, dass Emirates nicht mehr damit zufrieden war. Die Entscheidung machte deutlich, wie schwierig es für die Flugzeughersteller manchmal ist, die unterschiedlichen Vorstellungen der Kunden unter einen Hut zu bekommen. Allerdings will Emirates den Auftrag nun neu ausschreiben, Airbus soll sich erneut mit der A350 bewerben.

Airbus-Chef Brégier stellte beim letzten großen Auftritt im Jahr 2014 auch klar, dass Airbus keineswegs die Absicht habe, die A380 einzustellen, also das Pendant zum Boeing-Jumbojet. Es wäre "verrückt", das Programm auslaufen zu lassen, wo Airbus gerade dabei sei, die Gewinnschwelle damit zu erreichen, sagte er. Außerdem würden alle Trends in der Branche für die A380 sprechen, der Luftverkehr verdoppele sich alle zehn bis 15 Jahre, deswegen sei es nur eine Frage der Zeit, bis neue Aufträge hereinkämen. Airbus hatte das Thema jüngst bei einer Investorentagung selbst in die Welt gesetzt. Finanzchef Harald Wilhelm hatte darüber spekuliert, wie sich die Profitabilität des Programms weiter entwickeln würde, wenn Airbus das Projekt nicht fortführte. Alternativ steht zur Debatte, weitere drei bis vier Milliarden Dollar zu investieren und das Flugzeug mit neuen Triebwerken auszustatten. Das sei eine Option, so Brégier. Auch eine verlängerte A380 könne "sehr langfristig" kommen.

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