Airbus A400M:Und er fliegt doch

Der Airbus A400M gilt als eines der ehrgeizigsten Rüstungsprojekte in Europa, jetzt hat die Riesenmaschine ihren Jungfernflug angetreten - mit drei Jahren Verspätung.

Günther Fischer

Drei Jahre Verspätung und mehrere Milliarden Euro Mehrkosten: Das größte europäische Verteidigungsprojekt rund um den Airbus A400M verlief nie wie geplant. Immerhin startete das Sorgenkind von EADS startete jetzt in Sevilla zum Erstflug. Geduld brauchen die Abnehmerländer dennoch, die Auslieferung dürfte sich um weitere drei Jahre verzögern. Wer die entstandenen Mehrkosten von über sieben Milliarden Euro bezahlen soll, ist ebenfalls noch unklar.

Airbus Enders; afp

Clear to take off: Endlich darf der erleichterte Airbus-Chef Michael Enders die Startfreigabe erteilen.

(Foto: Foto: afp)

Immerhin hätte die erste Maschine bereits im September an Frankreich gehen sollen, dürfte nun aber erst 2013 ausgeliefert werden. Grund für die Verzögerung sind technische Schwierigkeiten. Ärger machten vor allem die völlig neu entworfenen Turboprop-Triebwerke und ihre Anpassung an das Flugzeug.

Aufgrund der Verspätung wollen die Abnehmerländer von der Airbus-Konzernmutter EADS finanzielle Zugeständnisse. EADS wiederum strebt eine Erhöhung des Kaufpreises an, um die Kosten für die Verzögerung aufzufangen, die auf fünf bis sieben Milliarden Euro geschätzt werden. Die Verhandlungen zwischen dem Rüstungskonzern und den Abnehmerländern sind im Gange.

Wie die Pariser Wirtschaftszeitung Les Echos vergangene Woche unter Berufung auf die Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers (PwC) berichtet hatte, werden die Gesamtkosten mit 27,4 Milliarden Euro um rund 37 Prozent höher liegen als zu Beginn geplant. Ursprünglich lag der Preis für 180 Flugzeuge bei 20 Milliarden Euro. EADS hat bereits 2,4 Milliarden Euro für erwartete Mehrkosten zur Seite gelegt. Die zusätzlichen fünf Milliarden fordert der Rüstungskonzern nun von den Abnehmerstaaten.

Im Video: Die neue Boeing 787 hat erfolgreich ihren ersten Flug absolviert. Das Langstreckenflugzeug ist hauptsächlich aus neuen Verbundfaserstoffen konstruiert und soll daher weniger Treibstoff verbrauchen.

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Ein Ausstieg der europäischen Auftraggeber gilt als unwahrscheinlich

Deutschland, mit 60 bestellten A400M der größte Abnehmer, prüfe diese Forderung im Moment, so ein Sprecher von Staatssekretär Christian Schmidt. Abstriche beim Liefervolumen lehne man jedoch ab - die Bundeswehr habe weiter Bedarf an 60 Maschinen. Großbritannien, Frankreich und Spanien hingegen befürworten die Abnahme von weniger Flugzeugen zum gleichen Preis, um das Problem in den Griff zu bekommen. Bis Ende des Jahres soll eine Lösung gefunden werden.

Der Vertrag zwischen EADS und den Abnehmern in der Höhe von 20 Milliarden Euro wurde 2003 zum Festpreis abgeschlossen. Der Konzern kann deswegen die Mehrkosten nicht einfach an die Staaten weiterreichen. "Wir waren dumm genug, diesen Vertrag zu unterzeichnen", bedauerte Airbus-Chef Tom Enders diese Konstruktion bereits im Januar. Man habe die Komplexität des Projekts unterschätzt, heißt es aus der Airbus-Chefetage. Südafrika stornierte kürzlich einen Vertrag über 1,5 Milliarden Euro zum Kauf von acht A400M und verlangt seine Anzahlung zurück.

Ein Ausstieg der europäischen Auftraggeber gilt allerdings als unwahrscheinlich, denn dafür müssten alle beteiligten Staaten den Vertrag kündigen. Länder wie Deutschland, Frankreich und Spanien brauchen die neuen Flugzeuge aber dringend für ihr Militär. Bis zu 37 Tonnen soll das 550 km/h schnelle Flugzeug transportieren können.

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