ADAC-Tunneltest 2008:Jeder Dritte durchgefallen

Der aktuelle Tunneltest des ADAC weist das schlechteste Ergebnis seit fünf Jahren auf. Der Verlierer ist zum vierten Mal in Folge ein Tunnel in Italien.

Der diesjährige Tunneltest weist das schlechteste Ergebnis der letzten fünf Jahre auf. Jeder dritte der 31 im Rahmen von EuroTAP getesteten Tunnel fiel durch. Zwei Röhren stuften die Experten als "bedenklich" ein, siebenmal mussten sie sogar ein "mangelhaft" vergeben.

ADAC-Tunneltest 2008: Das Ergebnis des Tunneltests 2008.

Das Ergebnis des Tunneltests 2008.

(Foto: Infogramm: ADAC)

Der Verlierer kommt wieder aus Italien

Testverlierer wurde zum vierten Mal in Folge ein italienischer Tunnel. Der 1983 in Betrieb genommene und 2,4 Kilometer lange Cernobbio am Comer See weist erschreckende Missstände auf: keine Tunnelleitzentrale, keine Notrufeinrichtungen, kein automatisches Brandmelde- und Lüftungssystem, nicht gekennzeichnete Fluchtwege und zu wenige Notausgänge.

Ganz anders der Sieger aus Andorra: 2006 eröffnet und rund 1,3 Kilometer lang - beim Pont Pla in Andorra la Vella gab es kaum Kritik. Zweitplatzierter im europäischen Vergleich und bester Deutscher ist der Heidkopf-Tunnel bei Friedland auf der A 38 zwischen Göttingen und Halle.

Testverlierer hierzulande ist der Universitätstunnel auf der A 46 in Düsseldorf. Trotz bereits begonnener Modernisierung konnte er noch nicht vollständig überzeugen und wurde erneut nur mit "bedenklich" bewertet. Bis 2010 sollen jedoch alle Mängel beseitigt sein.

Jeder Dritte durchgefallen

Immerhin zehn der 31 getesteten Straßentunnel dürfen sich im aktuellen Test über das ADAC-Urteil "sehr gut" freuen, fünf über die Auszeichnung "gut". Sieben schnitten mit "ausreichend" ab und verfügen somit immerhin über die Mindeststandards der EU-Richtlinie. Besonders erfreulich ist das Ergebnis des Schweizer San-Bernardino-Tunnels: 1999 fiel er noch mit einem "bedenklich" durch, danach wurde er für 240 Millionen Schweizer Franken modernisiert. Pünktlich zum 10-jährigen Jubiläum der ADAC-Tunneltests kann er jetzt mit dem Traumergebnis "sehr gut" brillieren.

ADAC-Tunneltest 2008: Die Überblickskarte: Wo sind die getesteten Tunnel?

Die Überblickskarte: Wo sind die getesteten Tunnel?

(Foto: Infogramm: ADAC)

Zeigt, was möglich ist: der San-Bernadino-Tunnel

Bis 2014, in Ausnahmefällen bis 2019, müssen laut EU-Richtlinie alle wichtigen Straßentunnel Minimalstandards erfüllen. Mindestens sieben Milliarden Euro werden, so der ADAC, europaweit in die Tunnelnachrüstung fließen. Allein in Deutschland werden bis 2012 mindestens 570 Millionen Euro investiert. "Grund und Motivation genug für den ADAC und seine EuroTAP-Partnerklubs, den eingeschlagenen Weg über das heutige Jubiläum hinaus weiterzuverfolgen", so ADAC-Präsident Peter Meyer.

Was in zehn Jahren Tunneltests geschah, lesen Sie auf der nächsten Seite.

Jeder Dritte durchgefallen

ADAC-Tunneltest 2008: Guter Schnitt: Die Bestnote "sehr gut" konnten deutsche Röhren in zehn Jahren zu 36 Prozent für sich verbuchen.

Guter Schnitt: Die Bestnote "sehr gut" konnten deutsche Röhren in zehn Jahren zu 36 Prozent für sich verbuchen.

(Foto: Infogramm: ADAC)

Seit Beginn der Tunneltests 1999 wurden vom ADAC rund 300 Röhren in 20 europäischen Ländern auf Herz und Nieren überprüft. Dabei gab es viele Gewinner, aber auch viele Verlierer im Rennen um die Sicherheit. Insgesamt fiel jeder vierte Tunnel (26 Prozent) mit "bedenklich" oder "mangelhaft" durch. In Deutschland waren es nur 14 Prozent.

Die Bestnote "sehr gut" konnten europaweit 26 Prozent für sich verbuchen, bei den deutschen Röhren waren es sogar 36 Prozent. Damit sichert sich Deutschland, dank seiner hohen Sicherheitsstandards im europäischen Vergleich eine gute Platzierung. Die Schlusslichter seit 1999 sind Italien und Norwegen, die Länder mit den meisten Tunneln in Europa überhaupt.

Als 1999 der Startschuss zum ersten Tunneltest fiel, stand der ADAC noch allein auf weiter Flur. Durch die tragischen Ereignisse im Montblanc- und im Tauerntunnel, die 51 Menschenleben forderten, wurde das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Sicherheit im Tunnel geschärft. Mittlerweile testet der ADAC im Rahmen von EuroTAP (European Tunnel Assessment Programme) zusammen mit 18 Automobilklubs aus 17 Ländern die Sicherheit in europäischen Röhren.

Der ADAC-Tunneltest geht nach dem Prinzip "Testen - Bewerten - Informieren - Verbessern" vor. So werden zum einen gravierende Fehler in den europäischen Röhren beseitigt, zum anderen geben auch kleinere Mängel den Tunnelbetreibern Anstoß, die Sicherheitsstandards immer weiter zu erhöhen.

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